Wer mitfährt, wird nass:Tetris mit der Wildwasserbahn

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Siegfried Kaiser junior und Verena Weiher betreiben die "Rio Rapidos" auf dem Herbstfest. Von März bis Oktober genießen sie es, im Wohnwagen zu leben

Von Zoë Kögler, Erding

Für die Wildwasser-Rafting-Bahn Rio Rapidos von Siegfried Kaiser junior ist das Erdinger Herbstfest der vorletzte Halt in diesem Jahr. Dann geht es noch auf das Oktoberfest und schließlich ab ins Winterquartier. Denn nach dem Oktoberfest sei es einfach zu kalt, um eine Rafting-Bahn zu fahren, auf der man nass werden kann, sagt Verena Weiher, die Lebensgefährtin von Siegfried Kaiser junior. Dass man nass wird auf so einer Bahn, scheint vielen allerdings nicht klar zu sein. Viele kämen zu ihr, um sich deswegen zu beschweren, erzählt Weiher.

Rund 300 Kubikmeter Wasser fasst die Rafting-Bahn. In Erding hat es circa fünf Stunden gedauert, bis diese Menge in der Bahn war, berichtet Verena Weiher. Wie schnell das Einspeisen des Wassers gehe, das sei abhängig vom Wasserdruck. Auf dem Oktoberfest zum Beispiel ginge es ebenfalls recht schnell. Das Aufbauen der Bahn selbst dagegen dauere um einiges länger. Drei Tage kann der Aufbau laut Verena Weiher schon einmal benötigen. Der Abbau dauere in der Regel dann zwei Tage. Müsse man schnell an einen anderen Ort, könne man den Auf- und Abbau schon schneller bewerkstelligen, aber wenn man in Eile ist, könne natürlich auch mehr kaputt gehen. Wichtig für den Auf- und Abbau sei vor allem der Autokran. "Ohne den geht gar nichts." Den bräuchten sie, um die schweren Teile zu bewegen. Natürlich helfe da die ganze Familie mit. Ihr Mann sei gerade in Abensberg, um seiner Familie beim Aufbau des Fahrgeschäfts zu helfen.

Die Einzelteile der Rafting-Bahn, inklusive der Dekoration, müssen zum Transport auf neun Sattelauflieger verteilt werden, die dann an LKWs gehängt werden. Hierbei habe jedes der nummerierten Teile seinen eigenen Platz und dürfe auch nirgendwo anders liegen. "Das ist ein bisschen wie Tetris", sagte Weiher. Dass man sich an diese festgelegte Ordnung hält, ist auch deshalb wichtig, weil für die LKWs ein gewisses Gewicht pro Auflieger nicht überschritten werden darf. Sobald ein Auflieger fertig sei, fahre er los. Auf der letzten Tour dann seien zwischen sechs und sieben Fahrzeuge unterwegs. Dazu gehöre auch der Wohnwagen, in dem sie mit ihrer Familie lebt, und der Mannschaftswagen, in dem die sieben Mitarbeiter wohnen.

Weiher stammt, wie auch ihr Mann, aus einer Schaustellerfamilie. Von März bis Oktober im Wohnwagen zu leben, das gefällt ihr. "Ein Wohnwagen ist wie ein normales Haus, nur ein wenig kleiner." Im Winter lebt sie mit ihrer Familie in einem Haus in Ismaning. Aber dauerhaft könnte sie sich nicht vorstellen, immer am gleichen Ort zu bleiben und jeden Tag ins Büro zu gehen. Sie habe sich aktiv für das Schaustellerleben entschieden. Ihre Eltern hätten es ihr freigestellt, ob sie weitermache oder nicht, aber sie habe es gewollt. "Meinen eigenen Kindern werde ich es auch freistellen, ob sie weitermachen möchten oder nicht", erzählt sie. Früher sei das Schaustellerleben aber einfacher gewesen. Die Terrorgefahr habe manches verändert. Auf das Oktoberfest zum Beispiel komme man als Schausteller auch zu Fuß nur mit Ausweis und das nur an bestimmten Stellen. Wenn sie außerdem Einkaufstaschen dabei habe, dann würden diese ebenfalls kontrolliert. Das sei erst seit etwa drei Jahren so. Auf dem Erdinger Herbstfest, für das sie sich dieses Jahr das erste Mal beworben haben, gebe es zwar auch Sicherheitsmaßnahmen wie Betonpoller, aber so streng wie auf dem Oktoberfest sei es nicht.

Wichtig für die Sicherheit des Fahrgeschäfts ist auch die Gebrauchsabnahme an Ort und Stelle. Nachdem die Rafting-Bahn aufgebaut ist, kontrolliert das Bauamt die Anlage. Ohne den Stempel, den sie vom Bauamt bekommen, wenn sie die Anlage in Betrieb nehmen dürfen, darf niemand die Bahn fahren. Einmal im Jahr prüft außerdem der TÜV die Rafting-Bahn. "Meistens machen wir das auf dem Oktoberfest", sagte Weiher. Generell möge sie das Oktoberfest aber nicht so, es sei hauptsächlich stressig. Am liebsten sei sie in Düsseldorf auf der Kirmes. Das sei einfach schön mit dem Rhein auf der einen Seite und der Altstadt auf der anderen.

© SZ vom 01.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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