Wegweisendes Schiedsstellenverfahren:Hebammen sind eher pessimistisch

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Zukunft der Geburtshilfe in Erding entscheidet sich heute in Berlin

Von Florian Tempel, Erding

Ob und wie es mit der Geburtshilfe am Klinikum Erding weitergeht, wird heute in der Bundeshauptstadt mitentschieden. Je drei Vertreter der gesetzlich Krankenkassen und des Hebammenverbandes sowie drei neutrale Experte treffen sich in Berlin in einem Schiedsstellenverfahren, bei dem es um die Zukunft der freiberuflichen Beleghebammen in deutschen Kliniken geht. Die Entscheidung im Schiedsverfahren kann weitreichende Konsequenzen haben. Womöglich wird es künftig gar keine Beleghebammen mehr geben, sondern nur noch festangestellte Hebammen. In weiten Teilen Deutschlands ist das eh längst so. Nur in Bayern wird das System mit freiberuflichen Hebammen noch überwiegend praktiziert. In Erding ist aber der Kreißsaal bis Ende September geschlossen, weil es hier aktuell nicht genug Beleghebammen für einen durchgehenden Betrieb der Geburtshilfe gibt.

Veronika Baumgartner, eine der beiden Sprecherinnen des Erdinger Klinikhebammenteams, ist eher pessimistisch. Wenn das Beleghebammenmodell auf Dauer nicht mehr möglich sein sollte, werde es noch schwieriger, mindestens zwei in Erding dringend benötigte Kolleginnen zu finden. "Das Problem ist ja, dass wir schon seit Jahren im Landkreis unterbesetzt sind." Auch da das Modell der freiberuflichen Hebammen in Kliniken seit geraumer Zeit auf der Kippe steht, habe sich zuletzt keine weitere Hebamme gefunden, die in Erding mitarbeiten wollte.

Die Erdinger Kommunalpolitik fordert, dass die Geburtshilfe im Klinikum von Oktober an wieder funktionieren muss. Wenn es nicht mehr mit dem Belegsystem gehe, dann müssten eben festangestellte Hebammen her. Baumgartner sieht hier jedoch ein noch größeres Problem: Die freiberuflichen Hebammen haben bislang in Zwölfstundenschichten gearbeitet. Das wäre mit Festangestellten aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht möglich. Man bräuchte für ein Dreischichtensystem aber noch mehr Hebamme als bisher. "Doch die sind einfach nicht auf dem Markt zu finden", sagt Baumgartner.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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