Wallfahrt in Maria Thalheim:Halt und Orientierung

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Landtagspräsidentin Ilse Aigner betont bei Empfang am Mittwoch die Bedeutung des Wallfahrtsorts in einer digitalisierten Welt

Von Philipp Schmitt, Fraunberg

Seit 600 Jahren ist Maria Thalheim ein bedeutender Marien-Wallfahrtsort: Bischöfe, Äbte, Kardinäle, Herzöge waren da. Am Mittwoch kam einen Tag vor Mariä Himmelfahrt Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) zur Jubiläumsfeier bei Bilderbuchwetter. Die frühere stellvertretende Ministerpräsidentin enthüllte auf dem Dorfplatz eine Gedenktafel mit dem Foto des Maria Thalheimer Gnadenbildes.

Die Wallfahrt beruht auf einer Legende vom Gnadenbild im Holunderstrauch, neben dem die pittoreske Rokoko-Kirche mit bewegter Geschichte mit Bränden, Plünderungen, angeblicher Wunder gebaut wurde. Das Maria Thalheimer Gnadenbild ist eine im Hochaltar zu bestaunende, aus Lindenholz gefertigte Madonna, die etwa 1475 nach Landshuter Typus entstanden sein soll. Die Gedenktafel soll auf die Bedeutung des Wallfahrtsortes hinweisen.

Nach der Lichterprozession zum legendären Hollerbusch und einer Marienandacht in der voll besetzten Kirche, in der einige der sechs Seitenaltäre neben dem bereits renovierten Hochaltar eingerüstet sind, hielt Ilse Aigner beim Empfang im Pfarrheim vor dem Eintrag in die Goldenen Bücher der Gemeinde und des Landkreises die Festrede: "Es ist ein wunderbares Fest, Glückwunsch, der Marienwallfahrtsort hat eine lange Tradition und ist etwas ganz Besonderes - es muss nicht immer Santiago de Compostella sein, eine Wallfahrt nach Maria Thalheim ist auch sehr schön", sagte die von den Thalheimer Jagdhornbläsern begrüßte CSU-Bezirksvorsitzende. Um Ruhe, Halt, Orientierung und Spiritualität in einem Strudel der rastlosen digitalen Welt zu finden, seien Wallfahrten wieder beliebt.

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(Foto: Renate Schmidt)

Anlässlich des Jubiläum zum 600-jährigen Wallfahrtsbestehen enthüllte Landtagspräsidentin Ilse Aigner persönlich die Tafel in der Ortsmitte.

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(Foto: Renate Schmidt)

Diakon Christian Pastötter mit (von links) Hans Wiesmaier, Martin Bayerstorfer, Ulrike Scharf und Ilse Aigner beim Empfang am Mittwoch in Maria Thalheim.

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(Foto: Renate Schmidt)

Zur Marienandacht...

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(Foto: Renate Schmidt)

...und Prozession kam die Gemeinde zusammen.

Die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin, die für den Besuch extra ihren Urlaub unterbrochen hatte, appellierte an eine Rückbesinnung auf alte Werte: Smartphones sollten öfter zur Seite gelegt werden, um miteinander reden zu können. Zudem müssten demokratische Werte verteidigt werden, denn das Klima habe sich - auch im Parlament - verändert, der "Ton wird rauer, die politische Kultur droht zu verrohen", so Aigner. Das "einzigartige bayerische Lebensgefühl, Respekt, Toleranz" müssten erhalten werden. Auch die Kirche müsse sich Herausforderungen wie Austritten und Priestermangel stellen, dann biete "Maria 2.0" Chancen. "Aber ohne Frauen geht das nicht, wir müssen auf Männer und Frauen und volle Gleichberechtigung setzen", sagte die beim Frauenbund aktive Politikerin, die Frauen zu mehr Selbstbewusstsein aufforderte. An den Bürgern aus Maria Thalheim bewundere sie die Hartnäckigkeit, mit der sie über Jahrhunderte hinweg Traditionen, "die zur kulturellen DNA Bayerns gehören", bewahren. Patronin Maria sei Symbol für Stärke, die auch zur Wahrung der demokratisch-freiheitlichen Grundordnung erforderlich sei, denn "Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, wir müssen wachsam sein und aufpassen".

"Wir setzen in Maria Thalheim seit Jahrhunderten Zeichen für eine positive Lebenseinstellung", sagte Diakon Christian Pastötter, der sich auch als Mitglied der acht Jagdhornbläser Gehör verschaffte und gesegnete Kräuterbüschl an Aigner überreichte. Der Fraunberger Bürgermeister und Vorsitzende des vor sechs Jahren gegründeten Fördervereins Maria Thalheim, Hans Wiesmaier (CSU), bezeichnete die Jubiläumsfeier "als großen und ganz besonderen Festtag für uns". Die Wallfahrt mit Blütezeit im 18. Jahrhundert werde weiter gepflegt, früher strömten tausende Wallfahrer nach Maria Thalheim.

Die Wallfahrtskirche zeigte sich am Mittwoch bei Sonnenschein im besten Licht. (Foto: Renate Schmidt)

Der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins und Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) teilte mit, dass die seit 1953 jährlich stattfindende und vom früheren Bauernverbands-Kreisobmann Barthl Wegmann initiierte Landkreiswallfahrt eine einzigartige Veranstaltung sei.

Landtagsabgeordnete Ulrike Scharf (CSU), die im Wallfahrtsort lebt, bekräftigte die Bedeutung der Marienverehrung auch im modernen Bayern. Zur Erinnerung erhielt Ilse Aigner das vom Arbeitskreis Ortsgeschichte vor 20 Jahren erstellte Buch "Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes". "Da habe ich ja jetzt im Urlaub Zeit darin zu lesen", sagte sie dazu.

© SZ vom 16.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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