Walkersaich:Landwirte lehnen Naturschutz ab

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Auftaktveranstaltung zum Managementplan "Isental mit Nebenbächen" für die Landkreise Erding und Mühldorf: Sogar freiwillige Förderprogramme erwecken den Unmut der Grundstücksbesitzer

Von Thomas Daller, Walkersaich

Es sieht nicht gut aus für das europäische Naturerbe Natura 2000 im FFH-Gebiet "Isental mit Nebenbächen". Bei der Auftaktveranstaltung für die Landkreise Erding und Mühldorf in Walkersaich machten die anwesenden Landwirte deutlich, dass sie sich bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen nicht von Managementplänen reinreden lassen wollen. Da dieses geplante Gebietsmanagement für die Grundstückseigentümer in keiner Weise verpflichtend ist, besteht die Gefahr, dass die Bemühungen um den Naturschutz im Isental in den nächsten Jahren ins Leere laufen.

Natura 2000 ist eine Vernetzung von Biotopen, die so bedeutend sind, dass sie europäischen Schutzstatus genießen. Weil die EU einen guten Erhaltungszustand dieser Gebiete fordert, hat die Regierung von Oberbayern am Montag betroffene Grundeigentümer, Träger öffentlicher Belange und Verbände, Ämter für Landwirtschaft und Forsten sowie die Unteren Naturschutzbehörden aus den beiden Landkreisen Erding und Mühldorf zu einer Auftaktveranstaltung eingeladen. Die Untere Naturschutzbehörde aus dem Landkreis Erding glänzte durch Abwesenheit. Regierungsdirektor Thomas Eberherr stellte unter Beteiligung der Fachbüros die Grundsätze der Managementplanung vor, die für das Isental in den kommenden Monaten erfolgen soll. Dabei betonte er das Prinzip des "bayerischen Weges": Kein Grundbesitzer werde gezwungen, etwas für den Schutz der Natur zu tun. Man biete Förderprogramme an, bei denen die Landwirte entschädigt würden.

Regierungsdirektor Thomas Eberherr war vor den Kopf gestoßen. (Foto: oh)

Das Isental mit seinen Auwäldern und Nebenbächen wurde aufgrund bestimmter Arten für das europäische Verbundnetz gemeldet: Seltene Schmetterlinge wie der Helle und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling wurden hier kartiert, außerdem wurde das Vorkommen von Bachmuscheln und Mühlkoppen in der Isen gemeldet. Allerdings räumte die Regierung von Oberbayern bei der Auftaktveranstaltung ein, dass es bei der Bachmuschel seit vielen Jahren keine Lebendfunde mehr gegeben habe und sie möglicherweise bereits ausgestorben sei. Auch bei den Mühlkoppen ist die Bilanz verheerend: Eine Inselpopulation im Oberlauf der Isen soll es noch geben; ansonsten Fehlanzeige. Als Ursache dieses Artensterbens gilt der Sedimenteintrag durch die Landwirtschaft. Das Erdreich und die Gülle, die es bei Regen vom Acker in die Bäche schwemmt, erstickt den Nachwuchs von kieslaichenden Fischarten und Muschellarven.

Von Uferschutzstreifen oder ähnlichen Förderprogrammen wollten die Landwirte jedoch nichts hören. Sie befürchteten, dies sei die Vorstufe zu einem Naturschutzgebiet, wo man ihnen dann tatsächlich Nutzungseinschränkungen vorschreiben könne. Sie spendeten dem ehemaligen Kreisobmann des Erdinger Bauernverbandes, Johann Schwimmer, Beifall, der den Teufel in vielerlei Gestalt an die Wand malte: Man habe die Landwirte bereits bei der Einführung der FFH-Gebiete überrollt, es komme zu Kollisionen mit den Interessen der Gemeinden, die Ausgleichsflächen suchen, er befürchte negative Einflüsse auf das Jagdrecht und sei dem Biber ausgeliefert, wenn er Bäche aufstaue und damit Wiesen vernässe. Außerdem vertrat Schwimmer die Ansicht, die Managementpläne seien ohnehin schon fertig und der Dialog mit der Landwirtschaft sei nur eine Farce.

Johann Schwimmer, ehemaliger Obmann des Erdinger Bauernverbandes, sah in einem Managementplan nur Nachteile für die Landwirtschaft. (Foto: Renate Schmidt)

Obwohl Eberherr und die beteiligten Ämter, Fachbüros und Behörden dieser Argumentation Punkt für Punkt widersprachen, wirkten die anwesenden Landwirte nicht überzeugt, was sie durch Zwischenrufe oder Unmutsäußerungen unterstrichen. Der Managementplan wird nun im Lauf eines Jahres entworfen, dann öffentlich ausgelegt und bei einem Runden Tisch mit Betroffenen erneut diskutiert.

© SZ vom 29.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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