Wälder in Erding:Kurz vor der Resignation

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Sturm Sabine hat den Waldbesitzern viel Arbeit beschert. Da die Sägewerke in Österreich wegen des Covid-19-Virus derzeit geschlossen haben, werden viele gefällte Bäume außerhalb zwischengelagert. (Foto: Renate Schmidt)

Aufgrund von Sturmschäden liegt in den Wäldern derzeit noch viel Bruchholz. Sägewerke in Österreich, die sonst die Hälfte der Bäume abnehmen, sind wegen der Coronakrise geschlossen, und der Borkenkäfer schlüpft auch wieder

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Frühjahrsstürme, die Trockenheit und indirekt der Covid-19-Virus setzen dem Wald im Landkreis und den Waldbesitzern und Förstern heuer arg zu. Zum einen liegt wegen der Stürme viel Bruchholz im Wald und für den Borkenkäfer ist die warme Witterung ideal zum Ausschwärmen. Doch selbst wenn die Waldbesitzer die von dem Schädling befallenen Bäume rechtzeitig entfernen, so bleiben viele Bäume derzeit in der Nähe liegen. Mehr als die Hälfte der Bäume geht normalerweise in Sägewerke nach Österreich, aber die sind wegen des Coronavirus derzeit geschlossen, sagt Förster Jakob Urban von der Waldbesitzervereinigung (WBV) Erding. Zudem seien die Holzpreise im Keller. "Manche Waldbesitzer sind deshalb kurz vor der Resignation", sagt Jakob Urban.

"Vor allem Sabine hat einiges an Sturmholz verursacht, dazu kommt, dass es zu trocken und warm ist. Außerdem liegt noch einiges im Wald herum, das noch nicht aufgearbeitet ist", sagt Urban. Der milde Winter wäre eigentlich sogar gut gewesen für den Wald, denn ohne richtige Kälte würden sich mehr Schimmelpilze bilden, die den Larven des Borkenkäfers schaden würden. Aber der Schädling bleibe ein Dauerthema. "Er ist auch jetzt schon wieder da. Es ist sehr trocken und er fängt an, auszufliegen und sich in die Bäume einzubohren, wie wir schon gesehen haben. Zuerst bei den liegenden Bäumen vom Sturm. Zudem seien die Bäume durch die Trockenheit geschwächt.

Wenn es weiterhin so trocken und warm bleibt, kann das übel werden", sagt der Förster. Indirekt sei auch der Covid-19-Virus ein Problem. Durch die Frühjahrsstürme sei eine Menge Holz vorhanden, aber die Abfuhr nach Österreich werde dadurch erschwert, dass dort die Sägewerke wegen der Corona-Krise geschlossen seien. Rund 50 Prozent des bayernweit anfallenden Holzes werden laut Jakob Urban dort verarbeitet. Das sei insofern auch ein Problem, weil das Holz, das bereits aus dem Wald heraus sei, dann trotzdem öfters noch in der Nähe gelagert werde und der Käfer sich in die Rinde bohren könnten.

Frühjahrsstürme, Borkenkäfer und Trockenheitsperioden würden so manchen Waldbauern frustrieren. Dazu komme ein Holzpreis, der im Keller liege. "Viele sind inzwischen etwas missmutig. Jedes Jahr wieder die Probleme mit dem Borkenkäfer, Sturmschäden. Es gibt einige, die mittlerweile frustriert sind und die Freude am Wald verlieren".

Ralph Kreitz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Erding bestätigt, dass vor allem Sturm Sabine einige Schäden im Erdinger Wald angerichtet hat. "Das waren einige Tausend Festmeter. Im Verhältnis zu anderen Stürmen waren das keine großen Schäden, aber es liegen verteilt über die Wälder einzelne Windbrüche", sagt Kreitz. Diese würden die Waldbesitzer derzeit aufarbeiten, aber bis zum Ausschwärmen des Borkenkäfers bis Mitte, Ende Mai würden sie wohl nicht fertig werden.

"Problematisch sind unsere fichtenreichen Wälder. Die Fichte ist auch am häufigsten vom Sturm betroffen. Aufgrund der milden Witterung fangen die Borkenkäfer bereits jetzt schon an, sich einzubohren." Der Schwärmflug beginne schön langsam. Umso wichtiger sei es, alle Sturmschäden raus bekommen. Das Holz müsse auf sichere Lagerplätze, das heißt mindestens 500 Meter weg vom Wald, gelagert werden. Wenn Waldbesitzer damit Probleme haben, könnten sie sich an die WBV oder das Forstamt wenden. Die WBV Erding hat auf dem Fliegerhorstgelände bei Langengeisling einen zentralen Lagerplatz, wo man das Holz, das nicht weggefahren werden kann, zwischenlagern kann. "Das wird auch vom Staat gefördert. Dabei handelt es sich um die insektizidfreie Borkenkäferbekämpfung", sagt Kreitz. Jeder Waldbesitzer sei gesetzlich dazu verpflichtet, gegen den Borkenkäfer was zu tun. "Sie dürften auch Chemie einsetzen, aber das wollen wir vermeiden. Und deshalb gibt es diese Förderung, wenn man sein Holz auf einem sicheren Platz lagert. Gefördert wird mit zwölf Euro je Kubikmeter." Der Witterungsverlauf der nächsten Tage sei entscheidend, wie es weiter gehe mit dem Käfer. "Die Fichten leiden momentan sehr unter der Trockenheit. Deshalb ist auch ihre Widerstandskraft gemildert." Frustrierten Waldbesitzern rät Ralph Kreitz, "die Flinte nicht ins Korn zu werfen". Es gebe vielfältige Hilfe, von den Waldbesitzervereinigungen, den Forstverwaltungen aber auch freien Unternehmen - man müsse sie nur annehmen.

Wegen der extremen Trockenheit herrsche zudem Waldbrandgefahr, sagt Kreitz, der selber Luftbeobachter ist. Von Erding aus werde die Flugroute E betreut, die bis zur Kampenwand reiche.

© SZ vom 22.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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