Vor dem Schulanfang:Lama löst Einhorn ab

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Tausende von Hefte kaufen Schüler und Eltern. Beim Spiel- und Schreibwarengeschäft Meier-Hammerschmid in Dorfen liegt alles bereit. (Foto: Renate Schmidt)

1246 Erstklässler im Landkreis brauchen eine Erstausstattung, alle anderen neue Hefte und Stifte. Die Schreibwarengeschäfte sind gut vorbereitet, die Vorlieben der Kinder ändern sich jedoch

Von Christoph Seeger, Erding

1246 Mädchen und Buben im Landkreis Erding steht am Dienstag der allererste Schultag bevor - und den Eltern eine der wohl anstrengendsten Einkaufstouren des Jahres. Wer am Anfang einer langen Schulkarriere steht, braucht eine gute Ausrüstung - vom richtigen Heft bis zur perfekten Auswahl an Bleistiften. Jedes Schulkind braucht auch einen Malkasten und vieles andere. Damit alles glatt läuft, haben sich die Geschäfte gut auf den Ansturm am ersten Schultag vorbereitet.

Federmäppchen, zwei Bleistifte, Radiergummi, Holzfarbstifte, Mappe, Rechenblock - das sind nur einige der Dinge, die die Erstklässler an den 31 Grundschulen im Landkreis Erding für ihren Start ins Schulleben brauchen werden. In Summe sind es in etwa 25 Schreib- und Bastelutensilien, die sich auf der Einkaufsliste zum Beispiel der Grundschule am Lodererplatz in Erding finden lassen. Damit die Kinder alles zum Start ins neue Schuljahr schon parat haben, verteilen viele Schulen die Einkaufslisten schon vor dem Start. Und sie stellen sie im Internet zum Download bereit. Das spart Eltern und Kindern Zeit und Nerven und vermindert am Tag eins den Andrang auf die Geschäfte.

Dennoch wird am Dienstag und Mittwoch in Drogeriemärkten und Schreibwarengeschäften wieder ein Ausnahmezustand herrschen. Auch bei Bürobedarf Klaus in Erding stellt man sich darauf ein. Zwar ist das Team rund um Geschäftsinhaberin Stefanie Schott gut vorbereitet, Routine ist der erste Schultag für sie aber trotz 23 Jahren Erfahrung nicht. "Wir arbeiten an diesem Tag mit dreifacher Besetzung", erklärt Schott. Mit ihren Mitarbeitern wird sie in den ersten Tagen wohl mehr als zehnmal so viele Kunden bedienen wie an einem normalen Arbeitstag. "Wir gehen sehr individuell auf unsere Kunden ein", ergänzt die Chefin. Selbst bei speziellen und ausgefalleneren Wünschen hätten die Kunden spätestens am nächsten Tag genau das, was sie suchen. "Unsere Kunden profitieren von unserer langen Erfahrung", sagt Schott.

Wie schon die Diddl-Maus vor mehr als zwanzig Jahren, so gibt es auch heute Themen und Trends, die die Kinder besonders begeistern. "Neben klassischen Tiermotiven bei Jungs sind bei Mädchen besonders Meerjungfrauen und alles rund um Disneys Eiskönigin gefragt", sagt die Geschäftsinhaberin. Einhörner seien zwar immer noch beliebt, aber nicht mehr die Nummer eins. Doch all das hat auch seinen Preis: Zwischen 50 und 100 Euro kostet die Erstausstattung eines Erstklässlers im Schnitt, schätzt Stefanie Schott. "Aber ohne Schulranzen - da kommen noch mal etwa 200 Euro dazu", ergänzt sie.

Auch der Drogeriemarkt in Erding bereitet sich auf den Schulstart vor, wie Ellen Westermeier sagt. "Wir sind für den Ansturm gewappnet", sagt die Verkäuferin. Von Dienstag an werden auch hier zusätzliche Arbeitskräfte im Einsatz sein, um die Massen an Eltern und Kindern bedienen zu können. "Sonst ist das auch gar nicht zu schaffen", sagt Westermeier. Zwar erhalte der Markt vorab keine Einkaufslisten von den Schulen, man wisse aber trotzdem genau, was gebraucht werde. "Das sind Erfahrungswerte." Auch zum Thema Trends hat Westermeier schon eine Einschätzung. "Die Zeit der Einhörner ist wohl langsam vorbei", meint die Verkäuferin. Stattdessen wären mittlerweile außergewöhnlichere Tiermotive gefragt, wie etwa Faultiere oder Lamas.

Ähnlich ergeht es auch dem Spiel- und Schreibwarengeschäft Meier-Hammerschmid aus Dorfen. Bei dem traditionsreichen Geschäft "sind die Lager voll", sagt Wolfgang Meier. Auch in dem Dorfener Familienbetrieb benötigt man zusätzliches Personal und eine zweite Kasse. Für Meier ist die Zeit um den Schulanfang sogar stressiger als das Weihnachtsgeschäft, wie er sagt. "Da verteilt es sich wenigstens auf mehrere Wochen, beim Schulanfang sind es nur wenige Tage." Dann herrsche ein dauerhafter Ausnahmezustand. Auch der Lärmpegel sei durchgehend hoch, was Eltern wie auch Angestellte zusätzlich stresse. Ein Problem sei zudem, dass vor allem die Schüler der weiterführenden Schulen oftmals erst spät ihre Einkaufslisten bekommen würden. "Da müssen die Eltern dann wegen einem Heft und drei Einbänden wieder losrennen", meint Meier. Die Eltern der Grundschulkinder seien hier im Vorteil: Sie könnten bereits vor Beginn des neuen Schuljahres schon die überwiegende Masse an Materialien besorgen.

Klassische, teils generationenübergreifende Trends wie die Diddl-Maus gebe es heute nicht mehr, sagt Meier. Stattdessen gehe es heute mehr darum, sich mit außergewöhnlichen Dingen abzuheben, wie etwa durch Blöcke mit besonderer Silberfolie. Lediglich bei den jüngeren Schülern seien Klassiker wie Tiermotive noch immer im Trend.

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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