Vor 50 Jahren:Josef Furtmeier stirbt mit 82 Jahren

Lesezeit: 2 min

"Ganz plötzlich verschied am Donnerstagmittag der Justizoberinspektor im Ruhestand, Josef Furtmeier, kurz vor Vollendung seines 82. Lebensjahres. Die Hälfte seines Lebens hatte er im Dienste der Justiz verbracht. Mit dem Jahr 1933 begann für ihn eine schlimme Zeit. Er wurde wegen seiner politischen Gesinnung aus dem Dienst entlassen und zwar mit stark gekürzter Pension. Während des Zweiten Weltkrieges und auch danach waren ihm im Ruhestand die Bücher seine besten Freunde. Der Verstorbene war bekannt als freundlicher, durchaus bescheidener Herr, der umfangreiche Kenntnisse auf vielen Gebieten besaß."

Mit diesen Zeilen wurde 1969 die Nachricht vom Ableben Josef Furtmeiers verbreitet, des aus Moosburg stammenden und lange fast vergessenen Mitstreiters der Widerstandsgruppe "Weiße Rose", dessen Todestag sich an diesem Mittwoch, 28. August, zum 50. Mal jährt. Er hatte sich eine "Bestattung in der einfachsten Weise" ausbedungen, "keine Grabrede, keine Notiz in der Zeitung". Stattdessen wurden drei Vaterunser und ein Ave Maria gebetet, bevor er im Familiengrab neben der Michaelikirche seine letzte Ruhestätte fand.

Es sollten vier Jahrzehnte vergehen, ehe man in seiner Heimatstadt erfuhr, dass der am 3. September 1887 geborene Schneidermeisterssohn aus der Thalbacher Straße weit mehr als nur ein bescheidener und belesener Zeitgenosse war, sondern selbst Geschichte geschrieben hat - als Weggefährte und Vertrauter von Hans und Sophie Scholl in der "Weißen Rose".

Dass Furtmeier tatsächlich nicht in Vergessenheit geraten ist, ist vor allem dem "Freundeskreis Josef Furtmeier" zu verdanken, der sich seit 2009 dafür engagiert, dass die Erinnerung an diesen etwas anderen Widerstandskämpfer nicht verblasst. So ließ die ehrenamtlich tätige Initiative vor zehn Jahren an Furtmeiers Geburts- und Wohnhaus in Moosburg eine Gedenktafel anbringen und setzte sich auch erfolgreich dafür ein, dass das Areal rund um den Zehentstadel seit 2012 offiziell "Josef-Furtmeier-Anger" heißt. Darüber hinaus hat der Freundeskreis eine Ausstellung erarbeitet, die in Moosburg erstmals zum 40. Todestag gezeigt wurde und danach unter anderem im Münchner Justizpalast, in der U-Bahn-Galerie bei der Ludwig-Maximilians-Universität sowie in Freising im Dom-Gymnasium, im Landratsamt und im Kardinal-Döpfner-Haus zu sehen war.

Josef Furtmeier war 1933 von den Nazis zwangspensioniert worden, weil er den Hitler-Gruß verweigert hatte und wegen polemischer Äußerungen denunziert worden war. Tatsächlich war der Moosburger Mentor der "Weißen Rose", die durch ihre Flugblätter gegen das NS-Regime bekannt wurde. Sophie Scholl nannte den väterlichen Freund liebevoll "den Philosophen", ihr Bruder Hans sehnte sich als Soldat an der Ostfront "am liebsten" nach dem Gedankenaustausch mit "meinem alten Furtmeier". Durch den unbeugsamen Querdenker lernte Hans Scholl auch Manfred Eickemeyer kennen, in dessen Schwabinger Atelier schließlich die Flugblätter der "Weißen Rose" gedruckt wurden.

Nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl im Februar 1943 wurde auch Josef Furtmeier von der Gestapo verhaftet, verhört und drei Wochen inhaftiert. 1945 initiierte er die erste öffentliche Gedenkfeier zu Ehren der "Weißen Rose" in München und hielt im Namen der Angehörigen eine Rede. Von 1947 bis 1949 engagierte sich Furtmeier als Berufungskläger im Zuge der Spruchkammerverfahren für die Entnazifizierung.

Seinen 50. Todestag nimmt der Freundeskreis nun erneut zum Anlass, das Wirken Josef Furtmeiers in Erinnerung zu rufen und des aufrechten Moosburgers zu gedenken. So wird am Sonntag, 8. September, zum "Tag des offenen Denkmals", eine literarische Stadtführung angeboten, bei der man Moosburg mit Furtmeiers Worten entdecken kann. Treffpunkt ist um 14 Uhr bei der Gedenktafel neben der Sophie-Scholl-Rose auf dem Josef-Furtmeier-Anger.

Am Mittwoch, 2. Oktober, um 17 Uhr wird im "Haus der Bildung" am Stadtplatz in Moosburg die Gedenkausstellung "Sophies Philosoph" eröffnet, die anhand zahlreicher zeitgenössischer Dokumente das Leben Josef Furtmeiers nachzeichnet und seine Bedeutung für die "Weiße Rose" unterstreicht. Die Ausstellung wird bis Mitte Oktober in der Aula der VHS Moosburg zu sehen sein.

© SZ vom 28.08.2019 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: