Von 21. September an im Martin Gropius Bau:Spangenbarren reisen nach Berlin

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Sensationsfund bei Oberding wird Teil der Bundesausstellung "Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland". Der Kupferschatz zeige eindrucksvoll, "dass es schon vor 4000 Jahren überregionale Handelsgrößen gegeben hat"

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Als man im April 2014 in Oberding mit den bauvorgreifenden Ausgrabungen für ein Zweifamilienhaus begonnen hatte, konnte man noch nicht wissen, dass die Archäologen auf eine wissenschaftliche Sensation stoßen: Neben mehrerer frühbronzezeitlicher Funde wie Keramik oder Knochen wurde der bislang größte Spangenbarrenhort Europas mit 796 Barren entdeckt. Bisher waren sie im Museum Erding ausgestellt, von 21. September an sind sie für fünf Monate Teil der Bundesausstellung "Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland" im Berliner Martin Gropius Bau. Der Kupferschatz von Oberding zeige eindrucksvoll, "dass es schon vor 4000 Jahren überregionale Handelsgrößen gegeben hat", heißt es in der Begründung.

Die Entdeckung des Spangenbarrenhorts war 2014 eine Sensation. Die circa zehn bis 15 Meter langen dünnen Metallstreifen gelten als ältestes Primitivgeld aus der Bronzezeit. In den Jahren vor dem Fund in Oberding konnten zwar in Bayern vermehrt Hortfunde bei baubegleitenden Ausgrabungen geborgen werden, aber meistens waren es Einzelstücke, wie zum Beispiel die zwölf Ringbarren von Mammendorf. Nach dem Erwerb durch die Stadt Erding wurde Europas umfangreichster Spangenbarrenhort in einem breit angelegten Forschungsprojekt detailliert untersucht. Die Barren aus Oberding gelten auch als einer der frühesten Nachweise für die Anwendung des Dezimalsystems im komplexen Wirtschaftssystem der Frühbronzezeit Mitteleuropas, da die Barren sauber zu Zehnerbündeln geschnürt am Rande einer Abfallgrube deponiert - und aus heute unbekannten Gründen nicht mehr gehoben wurden.

Die Ausstellung in Berlin ist Teil des Europäischen Kulturerbejahres 2018 und wird vom Museum für Vor- und Frühgeschichte und dem Verband der Landesarchäologen veranstaltet. Digitale Kommunikations- und schnelle Transportmöglichkeiten würden die Menschen immer enger zusammenkommen lassen und die Globalisierung erscheine als modernes Phänomen. "Tatsächlich aber ist die überregionale Vernetzung mit allen ihren Auswirkungen seit jeher ein fester Bestandteil der Gesellschaft und beeinflusst das Leben der Menschen seit prähistorischer Zeit grundlegend", heißt es im Text zur Ausstellung. Diese präsentiere auf 1600 Quadratmeter die "spektakulärsten archäologischen Neufunde der letzten 20 Jahre von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert" - darunter die Erdinger Spangenbarren. Mehr als 1000 Exponaten sollen die Folgen "überregionaler Interaktion auf persönlicher, wirtschaftlicher und kultureller Ebene" erfahrbar machen. Allen Exponaten sei gemein, dass sie trotz ihrer Einzigartigkeit nicht allein stehen, sondern immer als Teil eines europäischen Netzwerks zu sehen sind.

Weil der Spangenbarrenhort von Oberding in Kürze nach Berlin geht, bietet das Museum Erding am Mittwoch, 8. August, um 20 Uhr ein Abendführung über den archäologischen Fund an. Noch heute gebe es viele Fragen rund um die Spangenbarren: War es ein Versteck? Ein Materiallager eines Handwerkers? Oder eine Gabe an die Götter? Die Führung von Museumsleiter Harald Krause will die Informationen, die der Fund nach intensiver Forschung preisgab, näher erläutern. Die Teilnahme kostet fünf oder ermäßigt vier Euro.

Weitere Infos zur Bundesausstellung sind unter www.bewegte-zeiten-berlin.de zu finden.

© SZ vom 02.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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