Volkshochschule:Glanz aus dem Katalog

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Claus Lüdenbach ist VHS-Geschäftsführer. (Foto: Stephan Görlich)

Neues Konzept, hochwertiges Programmheft, renommierte Referenten: Geschäftsführer Claus Lüdenbach hat sich einiges überlegt, um die VHS Erding aufzuwerten. Dabei stößt das Gebäude schon jetzt an seine Grenzen

Von Max Ferstl, Erding

An dieser Stelle lohnt es sich an das Sprichwort zu erinnern, dem zufolge manche Menschen in die Zeitung von gestern den Fisch von heute einwickeln. Um wenigstens dem Fisch zu längerer Frische zu verhelfen. Für die Zeitung ist ihre Kurzlebigkeit kein Problem, weil sie fast jeden Tag erscheint, für die Volkshochschule im Landkreis Erding (VHS) hingegen schon. Lange Zeit druckte sie ihr Programm auf Zeitungspapier. Das VHS-Heft zerfledderte, wirkte schnell windig. Deshalb, vermutet Geschäftsführer Claus Lüdenbach, sei es häufig rasch im Müll gelandet - obwohl es doch für ein Semester gedacht war.

Aus diesem Grund hat er dem Programm ein radikales Umstyling verpasst. Das aktuelle Exemplar, von September 2017 bis Januar 2018, erscheint im stabilen Einband. Das Papier wirkt so hochwertig, dass man eher keinen Fisch darin einwickeln möchte. "Wir wollen, dass sich die Leute unser Heft aufheben - wie einen Ikea-Katalog", sagt Lüdenbach. Es soll auch für eine neue Qualität stehen, welche die VHS anbieten will.

Am Samstag, 14 Uhr, wird Hartmut Keil, emeritierter Professor für amerikanische Kultur und Geschichte an der Universität Leipzig, über russisch-amerikanische Beziehungen sprechen, von den ersten Konflikten zu Zeiten des Zarenreichs bis hinein in die komplizierte Gegenwart. Es ist die erste Veranstaltung der neuen Vortragsreihe "Offene Hochschule", bei der renommierte Wissenschaftler über ihr Fachgebiet referieren.

Normalerweise bewerben sich Referenten bei der VHS. Für die Offene Hochschule hat Lüdenbach die Wissenschaftler selbst ausgewählt und persönlich kontaktiert. Sie werden im Heft vorgestellt, mit Bild, Lebenslauf, eigenen Publikationen. "Das dient der Qualitätskontrolle", findet Lüdenbach: "Die Offene Hochschule soll unsere Visitenkarte werden." Und sie soll abfärben auf den Rest des Programms, zum Beispiel auf den Yoga-Lehrer, dessen Können ein Laie nur schwer einschätzen kann: "Die Leute sollen sehen, dass wir überall nach Qualität aussuchen", hofft Lüdenbach. Letztendlich gehe es nun mal darum, die Veranstaltungen zu füllen.

Aus diesem Grund soll es einfacher werden, teilzunehmen. Wer sich für einen Vortrag interessiert, muss sich nicht wie früher im Vorfeld anmelden - "ein Riesenaufwand" -, sondern kann spontan an der Abendkasse zahlen. Helfen soll dabei auch ein neues Rabattsystem: Mit der Kulturkarte, die 40 Euro kostet, lassen sich zum Beispiel viele Vorträge gratis besuchen. Auf bestimmte Kurse gibt es Vergünstigungen, auch einen Bibliotheksausweis in der Stadtbücherei Erding kann man für das Semester umsonst beanstragen. "Wir wollen gezielt neue Kooperationen eingehen", betont Lüdenbach.

Pro Jahr setzt die VHS ungefähr zwei Millionen Euro um. Der Zweckverband, bestehend aus 26 Gemeinden, leistet einen Zuschuss von 700 000 Euro. Für jede Gemeinde sind das 5,32 Euro pro Einwohner. Das ist der Rahmen, in dem sich Lüdenbach bewegt, der ihm aber auch Freiheiten einräumt.

Seit Februar führt er die Geschäfte der VHS, das aktuelle Programm ist das erste, das er alleine verantwortet. Er hat neue Akzente gesetzt, mehr politische Veranstaltungen angesetzt. Die Offene Hochschule sei "das Baby des Herr Lüdenbach", findet Johann Peis, Bürgermeister der Gemeinde Neuching und Vorsitzender der VHS. Ihm gefällt die neue Richtung, zum einen der Ansatz, "den politischen Bereich zu stärken." Zum anderen, das sei ihm am wichtigsten gewesen, das neue, magazin-ähnliche Programm. "Es wirkt deutlich hochwertiger", findet Peis. "Wir wollten unser Angebot positiver darstellen. Zeigen, dass wir mit der Zeit gehen und nicht altbacken dastehen."

Dass gerade die Teilnehmerzahlen steigen, "war zwar nicht das Hauptziel", sagt Peis, aber trotzdem "ein netter Nebeneffekt". Verglichen mit dem Vorjahr haben die Menschen bisher etwa 20 Prozent mehr Kurse gebucht, alleine im Bereich Gesundheit gab es bisher 2 128 Buchungen, 2016 waren es im selben Zeitraum nur 1 715. Allerdings sei das neue Semester noch jung, relativiert Lüdenbach, Zahlen daher nur unter Vorbehalt zu sehen.

Manche Zahlen sind hingegen schon jetzt sehr eindeutig. Zu Spitzenzeiten stößt das VHS-Gebäude an seine Kapazitätsgrenzen. In Zukunft wird Peis daher darum bemühen, neue Räume zu finden: "Wir wollen die Kurse breiter auf die Gemeinden verteilen." Die VHS sei schließlich für alle da.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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