Martina Eisenreich:"Ob mich die Lehrer erkennen?"

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Die Violonistin gibt am Freitag gemeinsam mit dem Zauberer Gaston ein Benefizkonzert am Anne-Frank-Gymnasium

Interview von Sebastian Fischer, Erding

Von 1990 bis 1995 besuchte die Filmkomponistin und Violinistin Martina Eisenreich das Erdinger Anne-Frank-Gymnasium, bevor sie in der neunten Klasse ans musische Camerloher Gymnasium in Freising wechselte. Im Interview spricht sie über ihre Rückkehr nach 20 Jahren -für ein Benefizkonzert an diesem Freitag.

SZ: Frau Eisenreich, wenn Sie eine Filmmusik Ihrer Schulzeit am Anne-Frank-Gymnasium komponieren wollten, wie würde die sich anhören?

Martina Eisenreich: Sehr gemischt. Voller Spannung, motiviert, aber mit vielen Dissonanzen. Auch dramatische Geigen könnten durchaus vorkommen.

Das müssen Sie nun erklären.

Naja, die Zeit war für mich ja auch mit Sorgen verbunden. Es war eine Zeit der Fragen. Ich habe das AFG damals in der neunten Klasse mit wenig Orientierung verlassen, ohne Vorstellung davon, wie mein Berufsleben aussehen sollte: Ich wollte einerseits Musik machen, andererseits keine klassische Interpretin werden. Aber natürlich habe ich auch sehr viele schöne Erinnerungen, an den Musikunterricht und erste Konzerte. Da haben wichtige Momente stattgefunden. Momente, die man behält.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt auf der Bühne, auf der Sie am Freitag stehen werden?

Das war mit dem Schulorchester unter der Leitung von Gerhard Völkl in der fünften Klasse, 1990. Ich war ganz klein und saß ganz hinten am letzten Pult und habe die zweite Geige gespielt. Da konnte also nicht viel schief gehen. Von da ging's für mich richtig los. Meine Geigenlehrerin Charlotte Seßler, damals Gieron, hat viele Kontakte in die Erdinger Musikwelt hergestellt.

Freuen Sie sich, Ihre damaligen Lehrer wiederzusehen?

Ja, das ist schon aufregend. Aber ich weiß gar nicht, ob mich die Lehrer, Herr Völkl zum Beispiel, als die Schülerin von damals erkennen werden. Manche sind von meinem Werdegang vielleicht überrascht.

Gab es eigentlich damals Lehrer, die Ihnen gesagt haben: ,Frau Eisenreich, nun lassen Sie das mal mit der Musik. Konzentrieren sich auf Dreisatz und Vokabeln'?

Oh ja, die gab es. Ich bin sehr oft angeeckt, weil mir die Lehrer gesagt haben, ich müsse mich mehr auf die Schule konzentrieren. Mathe, Physik, Latein - das waren die Fächer, mit denen ich zu kämpfen hatte. Ich war schon sehr mit meiner Musik beschäftigt, und eher weniger mit allem anderen. Aber selbst von den Musiklehrern musste ich mir manchmal was anhören.

Wieso denn das?

Das reproduktive Üben war gar nichts für mich. Ich wollte mich lieber ausprobieren, habe damals außer Harfe alles gespielt - aber nur die Basics. Die Etüden konnte ich nie und das kam nicht gut an. ,Kind, du verzettelst dich, konzentrier dich doch auf ein Instrument', war damals die Ansage.

Die Sie höflich ignoriert haben.

Ich bin froh, wie alles gekommen ist. Und es ist genug Gras drüber gewachsen, dass ich mich sehr auf den Auftritt freue (lacht) .

Sie treten mit ihrem Quartett auf, und mit "Gaston", ebenfalls ein früherer AFG-Schüler - und ein Zauberer.

Er nimmt für sein Programm Stichwörter aus dem Publikum auf und wir spielen spontan dazu. Das wird lustig und unvorhersehbar. Wir haben nicht geprobt, sondern uns nur auf einen Kaffee getroffen.

Erlöse gehen an die Aktionsgruppe Asyl.

Wir wollen ein Zeichen setzen: Flüchtlinge sind willkommen und brauchen Hilfe bei der Integration in einer fremden Umgebung. Das wollen wir unterstützen.

"Musik und Illusion" beginnt um 20 Uhr in der Aula des AFG. Der Eintritt ist frei und auf 300 Gäste beschränkt. Um Spenden wird gebeten.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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