Viereinhalb Jahre:Tankstellenräuber muss in Knast

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Drogensüchtiger erbeutet mit vorgehaltenem Revolver 1000 Euro

Von Alexander Kappen, Landshut/Freising

Der junge Mann, inzwischen 25 Jahre alt, hat eine steile Drogenkarriere hingelegt. Mit 13 das erste Bier, als 17-Jähriger gerät er in einen Freundeskreis, über den er in Kontakt mit härteren Betäubungsmitteln kommt. In der Folgezeit nimmt er Amphetamine und Opiate. Im Januar 2015 ernährt sich der damals nur noch 49 Kilogramm schwere Mann nach eigenen Angaben fast ausschließlich von Alkohol und Drogen - und als Letztere ausgehen und er kein Geld für Nachschub hat, überfällt er mit seinem heute 20-jährigen Kumpel die Avia-Tankstelle in Freising, wo die beiden wohnen. Mit vorgehaltenem Revolver erzwingen sie vom Kassierer die Herausgabe von gut 1000 Euro und fahren damit nach Nürnberg. Dort holt der Ältere bei seinem Dealer 200 Gramm Speed ab, die er zuvor bestellt hat.

Jetzt verurteilte das Landshuter Landgericht unter Vorsitz von Oliver Dopheide den unter offener Bewährung stehenden 25-Jährigen zu viereinhalb Jahren Gefängnis und einer Unterbringung in einer Therapie-Einrichtung, seinen Komplizen - beide waren geständig - zu einem Jahr und zehn Monaten Jugendstrafe auf Bewährung, 1000 Euro Geldauflage und einem Freizeitarrest. Ihre Mitangeklagte, eine 21-Jährige aus dem Landkreis, die das Fluchtauto gefahren hatte, kam mit 40 Sozialstunden und 400 Euro Geldauflage davon. Das Gericht war der Überzeugung, dass sie bis zum Überfall nicht wusste, was ihre beiden Freunde vorhatten.

Die zwei gaben an, am Tattag mehrere Bier und ein bis zwei Joints konsumiert zu haben, als sie den Tatplan fassten. Sie fuhren in die Wohnung des 25-Jährigen, holten einen Revolver, den er sich von einem Bekannten ausgeliehen hatte, sowie Ersatzkleidung. Die beiden ließen sich von der Mitangeklagten in die Nähe der Tankstelle fahren - unter dem Vorwand, der 25-Jährige wolle etwas von einem Kollegen abholen, der in der Nähe wohne. So schilderten es in dem Prozess er und die 21-Jährige. Vom Überfall habe sie nichts gewusst. Der 20-Jährige dagegen sagte aus, die Frau sei sehr wohl eingeweiht gewesen. Auch hätten die zwei Männer im Auto die Waffe angeschaut und sich dort maskiert. Laut des 25-Jährigen habe man sich erst auf dem Weg zur Tankstelle maskiert. Dort stellte der Jüngere einen Rucksack auf den Tresen und forderte den Kassierer auf, ihn mit Geld zu füllen. Er übernahm das Reden, weil der 25-Jährige den Tankstellenmitarbeiter kannte und nicht an der Stimme identifiziert werden wollte. Der 25-Jährige hielt die Waffe, die seiner Meinung nach weder echt noch geladen war und die er in einem Müllcontainer entsorgte: "Mir sagte man, es sei eine Schreckschusspistole, aber ich kenne mich damit nicht aus."

Nach dem Überfall liefen die beiden zum Auto und forderten die Fahrerin auf, schnell wegzufahren. Auf einem Hügel in der Nähe warfen die zwei Männer ihre Kleidung weg und zogen Jogginghosen an. Dann fuhren sie nach Nürnberg. Die 21-Jährige berichtete von zwei weiteren Männern, die mit im Auto gesessen haben sollen, gegen die Staatsanwaltschaft und Polizei bisher aber nicht ermittelt haben. Einer der beiden, so die Frau, habe nach dem Überfall gesagt, sie solle keine Fragen stellen, und geschrien, sie solle losfahren, als die beiden aus der Tankstelle zurückkamen. Der Mann habe das Auto nach Nürnberg gefahren. Sie habe erst auf dem Hügel das Geld gesehen "und mir zusammengereimt, dass sie was überfallen haben".

Ihr Verteidiger forderte Freispruch, der Staatsanwalt 50 Sozialstunden, 300 Euro Geldstrafe und einen Freizeitarrest. Für den 25-Jährigen, dessen Ex-Freundin die Polizei auf die Spur der Täter gebracht hatte, beantragte er vier Jahre, zehn Monate sowie eine Unterbringung, für den 20-Jährigen ein Jahr, zehn Monate Jugendstrafe, 1000 Euro Geldauflage und zwei Freizeitarreste.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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