Vielfältiger Beruf:"Ich wollte erst was ganz anderes machen"

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Glücklich ist Maurice Baumbach dennoch mit seinem Job als Bademeister im Erdinger Hallen- und Freibad. Im April 2012 hat er dort angefangen. An seinem Beruf schätzt er vor allem die Abwechslung

Interview von Nadja Gabrych, Erding

In diesem Jahr sind die Bäder und Seen dank der Hitze stets gut bevölkert. Maurice Baumbach arbeitet seit sechs Jahren im Hallen- und Freibad der Stadtwerke Erding. Zwischen 15 und 20 Kilometer legt er bei seinem Job am Tag zurück, das kommt nicht nur von der Beckenaufsicht. Zwischen Wespenstichen, Eis am Stiel und Wasserqualitätskontrollen befragte ihn die Erdinger SZ zu seinem beruflichen Alltag.

SZ: Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Was sagen Sie zu der Aussage?

Maurice Baumbach: Sicherlich denken viele, dass das so ist. Natürlich genießen wir die Vorzüge des Sommers. Aber Bademeister ist nicht nur ein Job, für mich ist das auch eine Lebenseinstellung. Ich bin damit groß geworden und kenne es nicht anders.

Wollten Sie schon immer Bademeister werden?

Meine Eltern sind es auch gewesen und sind es noch, und meine Schwester hat den Beruf dann auch gelernt. Ich wollte eigentlich aus der Reihe schlagen und erst was ganz anderes machen. Ich habe mich parallel aber dann noch für den Job als Bademeister beworben und bin glücklich, dass ich es gemacht hab.

Was beinhaltet der Job alles?

Wenn wir jetzt Frühschicht haben, geht es los mit dem Kontrollgang im Keller. Wir messen die Wasserwerte und schauen, ob wir reagieren müssen. Zweimal in der Woche spülen wir die Filter. Da muss wirklich keiner Bedenken wegen der Wasserqualität haben. Dann fallen natürlich noch diverse Reinigungsarbeiten an und wenn wir das alles haben, geht es zu dem Offensichtlichen mit Beckenaufsicht, Sprungbetrieb, Betreuen der Gäste, Verarzten von Wunden.

Das Sportbecken im Erdinger Freibad hat eine Länge von 50 Meter. Dazu kommt ein Springerbecken mit einen Zehn-Meter-Sprungturm. Zudem steht den Badegästen ein Nichtschwimmerbecken und den jüngeren Besuchern ein Kinderplanschbecken zur Verfügung. Dazu kommen jede Menge Spiel- und Liegewiesen. (Foto: Stephan Görlich)

Muss man wegen lang anhaltenden hohen Temperaturen verstärkt auf bestimmte Dinge achten bei der Wasserqualität?

Dreimal am Tag messen wir die Wasserwerte und in der Hochphase, als es so lange warm war, haben wir dreimal die Woche unsere Filter gespült, sodass wir wirklich unsere Wasserwerte einhalten. Wir werden einmal im Monat von einem externen Labor überprüft. Zudem arbeiten wir auch mit dem Gesundheitsamt zusammen.

Gibt es andere Faktoren, die sich auf die Wasserqualität auswirken?

Es kommt auch auf die Sauberkeit der Badegäste an. Nach dem Eincremen kann trotz duschen oft Sonnencreme mit ins Becken eingetragen werden und das merkt man an einem heißen Tag. Die Oberfläche hat einen leichten Film drauf, der dann über Nacht durch die Filterung wieder beseitigt wird.

Was sind die häufigsten Probleme?

Das Wichtigste ist, gegenseitige Rücksichtnahme. Was immer wieder ein Problem ist, sind Eltern, die meinen, wenn die Kinder Schwimmflügel dran haben, können die vom Ein-Meter-Brett springen. Aber das ist sehr gefährlich und da sprechen wir sie auch drauf an. Ansonsten sollten sich die Gäste gerade bei den Temperaturen der vergangenen Wochen auch mal in den Schatten legen.

Wespenstiche oder aufgeschürfte Knie, was wird öfter verarztet?

Dieses Jahr ganz besonders die Wespenstiche. Am Tag kann es schon mal zwischen 15 und 30 Stiche geben. Schürfwunden gibt es weniger, eher noch ein aufgeplatztes Kinn bei Kindern, die im Planschbecken die Rutsche hochlaufen - was man eigentlich nicht machen sollte.

Gibt es Tipps und Tricks für zukünftige Bademeister?

Was ich auf jeden Fall empfehlen kann, ist ein Praktikum. Da kann man überall mal reinschnuppern. Und wenn es einem gefällt, kann man sich bewerben. Die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe dauert drei Jahre. Wir suchen Azubis.

Maurice Baumbach arbeitet seit sechs Jahren im Erdinger Freibad. Die hohen Temperaturen sind auch für Bademeister eine Herausforderung. (Foto: Stephan Görlich)

Das Ende der Hitzewelle ist ja in Sicht. Was passiert nach der Saison?

Wenn das Wetter jetzt schlechter wird, ist es nicht so, dass wir uns erst mal hinsetzen und die Beine hochlegen, sondern da geht schon die Vorbereitung für die Hallensaison los: Becken putzen, Filter und Technik vorbereiten, damit wir Ende September wieder in die Hallensaison starten können.

Was war Ihr prägendstes, schönstes oder aufregendstes Erlebnis?

Ich glaube, das Aufregendste, was ich hatte, war direkt nach der Lehre die erste Wasserrettung. Da war ich 19, hatte frisch ausgelernt und war als Schichtführer eingeteilt. Damals war ich noch in München und da kam dann halt der Funkspruch, dass jemand untergegangen ist. So etwas das erste Mal zu organisieren und zu managen, das war schon so was. Das wird mich immer begleiten, das bleibt im Kopf. Es ist damals aber alles gut gegangen, das ist mir auch immer das Wichtigste.

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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