Verkehrswacht:Hilferuf vom Straßenrand

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Die Zahl der Schulweghelfer im Landkreis Ebersberg sinkt

Von Carolin Schneider, Ebersberg

Sie stehen an gefährlichen Straßenübergängen und winken mit ihren Kellen Schulkinder sicher von einer Seite auf die andere. Schulweghelfer arbeiten ehrenamtlich - und das meist nur für eine halbe Stunde pro Woche. Dennoch gibt es immer weniger Freiwillige, die diese Arbeit übernehmen wollen. Eklatant wird der Mangel immer gegen Ende eines Schuljahres, wenn altgediente Lotsen ihre Kelle an den Nagel hängen. Zum Schulbeginn im September sind dann im schlimmsten Fall Übergänge unbesetzt oder Lotsen müssen Doppelschichten schieben.

"Dabei sind die Kinder in den ersten Tagen nach Schulbeginn besonders unaufmerksam", weiß Maria Sabrowsky, die die Einsätze der Schulweghelfer in Glonn koordiniert. Sie sei zwar mit 15 festen Helfern und zwei Springern gut aufgestellt, aber gegen mehr Freiwillige habe sie nichts einzuwenden. In Glonn gibt es zwei Lotsenstellen, eine in der Feldkirchener Straße in der Nähe des Hotels Schwaiger und eine direkt am Marktplatz. Die Glonner Helfer versuchen auch noch zwei weitere Stellen abzudecken, jedoch ist das aufgrund von Personalmangel nur in den Tagen nach den Ferien möglich. "Dabei ist es wichtig, dass immer jemand dasteht, da sich die Eltern darauf verlassen, dass ihre Kinder sicher in die Schule kommen", so Sabrowsky.

Deshalb empfiehlt die Polizei den Schulweghelfern, an Stellen gar nicht zu lotsen, wenn diese nicht immer besetzt werden könnten. "Wenn ein Schulweghelfer da ist, können die Schüler einfach durchgehen, auch über einen Zebrastreifen. Wie Kinder so sind, marschieren sie dann auch durch, wenn niemand dasteht", erklärt Bernhard Schweida, Polizeihauptmeister bei der Kreisverkehrswacht Ebersberg. Als besonders gefährliche Stellen für Schüler schätzt er die Ortseingänge und -ausgänge ein, denn da sei die Geschwindigkeit der Autos höher als mitten in der Gemeinde.

Dieses Problem kennt Sabine Belmer gut. Sie ist im Anzinger Rathaus für die Schulweghelfer zuständig. Vor allem die Ortsdurchfahrt Högerstraße auf der Höhe der Kirche sei ein oft benutzter Übergang mit viel Verkehr. Dort steht aber keine Ampel, deshalb seien zwei Schulweghelfer nötig. Da zum Ende des Schuljahres einige Freiwillige aufhören, sucht sie sieben neue Schulweghelfer. Doch das gestaltet sich schwierig - weil immer häufiger Mütter, die meist die Lotsendienste übernehmen, berufstätig seien und für die ehrenamtliche Tätigkeiten keine Zeit mehr bleibt.

Auch in Kirchseeon werden Schulweghelfer gesucht. "Wenn wir alles abdecken wollen, brauchen wir noch zehn bis 15 Leute", sagt Doris Schmuderer, Verwaltungsangestellte bei der Kirchseeoner Grund- und Mittelschule. Hier werden vor allem Freiwillige für mittags gesucht, da vor dem Unterricht ältere Schüler als Lotsen die Arbeit übernehmen. Doch sie sind zu den Zeiten, zu denen die Erstklässler Schulschluss haben, noch im Unterricht.

Im Gegensatz zu Schülerlotsen sind Schulweghelfer erwachsene Ehrenamtliche. "Jeder über 16 Jahren kann sich melden. Es gibt keine besonderen Fähigkeiten, die man dazu haben muss", sagt Schweida. Er denke gerade auch an die Großeltern von Schulkindern. Laut der Organisatorin in Ebersberg, Doris Rauscher, melden sich dort tatsächlich immer mehr Senioren, die als Schulweghelfer aktiv sein wollen. Trotzdem sucht die Stadt acht bis zehn neue Ehrenamtliche. Oft werde die Anwesenheit von Schulweghelfern als Selbstverständlichkeit eingestuft. "Manchmal bekomme ich Beschwerden von Eltern, weil an einer Stelle kein Freiwilliger stand", so Rauscher. "Aber auf die Idee, sich selbst zu melden - darauf kommen sie nicht." Bei einem Elternabend der neuen Erstklässler habe sich aus vier Klassen niemand gemeldet. Dabei sei die Arbeit so wichtig, damit die Schüler sicher in die Schule kommen. In Poing gibt es im kommenden Schuljahr eine Besonderheit: Die Schule an der Karl-Sittler-Straße wird abgerissen und die Schüler müssen von Sammelhaltestellen zur Schule im Wohngebiet Zauberwinkel gebracht werden. "Vor allem an diesen Haltestellen werden Schulweghelfer nötig sein", sagt Thomas Stark vom Poinger Rathaus. Der Zeitaufwand ist hier ähnlich wie in den anderen Gemeinden, es handelt sich um eine halbe Stunde, jeweils am Vor- und Nachmittag, einmal in der Woche.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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