Vergabe von Bauaufträgen wird zum Problem:Auf der Suche nach Handwerkern

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Weil die Bauwirtschaft auf Hochtouren läuft, bekommen die Kommunen bei Ausschreibungen kaum mehr Angebote, denn die Firmen sind ausgelastet. In der Folge steigen die Preise

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Bauwirtschaft boomt im Landkreis. Doch während die Auftragsbücher bei den Firmen voll sind, wird die Liste der dringend notwendigen Sanierungs- und Ausbesserungsarbeiten bei den Kommunen immer länger. Nicht selten enden Ausschreibungen von Gemeinden, ohne dass ein einziges Angebot eingeht. Und wenn doch, sind die Angebotspreise viel höher, als es die offiziellen Preisblätter hergeben. So wie in Wartenberg geschehen, wo in einer beschränkten öffentlichen Ausschreibung 17 Firmen wegen der Sanierung der Beleuchtung in der Strogenhalle angeschrieben wurden. Nur eine einzige Firma meldete sich, mit einem Angebotspreis von 148 000 Euro. Ursprünglich hatte man mit 112 000 Euro gerechnet.

"Dass ist momentan ein großes Problem bei uns", sagt Wartenbergs Bürgermeister Manfred Ranft: "Jetzt, wo das Geld vorhanden ist, weil es den Kommunen finanziell besser geht, ist es schwierig, Bauprojekte zu beginnen, weil die Firmen ausgelastet sind. Und wenn sich welche melden, ist man, was den Preis betrifft, in deren Hand."

Auch in der Großen Kreisstadt Erding ist das Problem bekannt, bestätigt Pressesprecher Christian Wanninger: "Selbst wenn man bei Ausschreibungen Firmen hinterhertelefoniere, sei die Resonanz oft mäßig und die Kosten viel höher als eigentlich kalkuliert, bestätigen die Kollegen aus der Bauabteilung." Dabei würde es, was die Preise angeht, einen Baukostenindex geben, den die Deutsche Architektenkammer sehr detailliert für einzelne Regionen herausgibt. Der Trend, dass man immer weniger Firmen bekomme, gehe quer durch alle Bereiche, von der Ausschreibung von großen Gewerken bis hin zu kurzfristigen Notfallmaßnahmen.

"Momentan ist sehr schwierig für die Kommunen, Firmen oder Handwerker zu bekommen, sowohl für größere Sanierungen oder auch nur für kleinere Ausbesserungsarbeiten", sagt auch Hans Wiesmaier, Bürgermeisterobmann im Landkreis. Vor allem auch wenn die Arbeiten in einer akzeptablen Zeit erledigt werden sollen. Als Kommune sei man zudem an Ausschreibungsvorschriften gebunden und könne nicht einfach einer Firma, die vielleicht gerade Kapazitäten frei habe, den Auftrag vergeben. "Als Bürgermeister ist das dem Bürger natürlich schwer zu vermitteln, wenn irgendwo was defekt ist und nichts passiert." Er kenne aber private Bauunternehmen, die ebenfalls Probleme haben. "Im Landkreis brummt eben die Bauwirtschaft. Viele Firmen würden ja vielleicht sogar mehr Aufträge annehmen, aber sie bekommen keine Mitarbeiter, vor allem Fachkräfte", sagt Wiesmaier.

In Taufkirchen könnte man alles unterschreiben, was der Fraunberger Bürgermeister sagt. "Vor allem im Hochbau muss man mittlerweile als Kommune zeitlich längere Fristen einplanen. Statt zehn Tage Frist für eingehende Angebote bei Ausschreibungen werden heute 30 Tage genommen, damit die Firmen nicht gleich die Ausschreibung wegwerfen, weil sie nicht sofort zum Antworten kommen", sagt Bauamtsleiter Günter Mayr. Die Folge der hohen Auslastung bei den Firmen seien Preiserhöhungen. "In der Regel liegen sie fünf bis sechs Prozent über dem Baukostenindex."

"Bei der derzeit laufenden Baumaßnahme mit der Erweiterung der Kinderkrippe werden weit mehr Firmen als üblich an den beschränkten Ausschreibungen beteiligt. Grund hierfür ist einfach, dass dann wenigstens ein paar wertbare und vergleichbare Angebote abgegeben werden", teilt Isens Geschäftsleiter Werner Christofori mit. Bei laufenden Baumaßnahmen mit vielen Einzelgewerken sei es enorm schwierig, längere Vorlaufzeiten zwischen Ausschreibung und Ausführung einzuplanen. Derzeit gibt es ohnehin keine Gewähr, dass dadurch mehr Wettbewerb entsteht und günstigere Preise zu erzielen wären. Die Tendenz zu immer höheren Ausschreibungsergebnissen gegenüber den Kostenberechnungen der Planungsbüros sei eindeutig erkennbar, sagt Christofori. Beim Spezialtiefbau wie zum Beispiel Brückenbau seien in unserer Region nur noch überteuerte Angebote zu bekommen, da auch diese Firmen durch Aufträge in der Region, wie die A 94 oder die Bahnstrecke München-Mühldorf, bereits über Jahre hinaus volle Auftragsbücher haben.

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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