Verabschiedung:Abiturfeier im Schichtbetrieb

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Jedes der drei Gymnasien im Landkreis hat für die Zeugnisvergabe am Freitag ein Hygienekonzept. Am AFG wird in drei Schichten gefeiert, am KAG dagegen ist der Tag auf acht Termine aufgeteilt, in Dorfen kommt man dank der großen Schulaula mit zwei Durchgängen zurecht

Von Renan Marie Halaceli, Erding/Dorfen

"Golden Twenties, it's gonnABI legendary ." So haben es sich Tobias Hupfer, einer der 16 Oberstufensprecher des Korbinian-Aigner-Gymnasiums (KAG), und seine Mitschüler ausgemalt. Das große Finale. Das Ende einer Ära. Ein Tanzball, eine Afterparty, festliche Roben und das Blitzlichtgewitter der stolzen Familie und Freunde. Und auch die beiden Oberstufensprecher Ella Krings und Simon Bauer hätten die feierliche Zeugnisübergabe gerne ausschweifend und zusammen mit dem kompletten Jahrgang erlebt. Doch gekommen ist es anders.

"Schon im April war klar, dass bis Juni und wahrscheinlich sogar Juli nichts stattfinden wird", sagt Alexander Wolf, Oberstufenkoordinator des Anne-Frank-Gymnasiums (AFG). Nun findet an diesem Freitag doch die Entlassfeier der diesjährigen Abiturienten in Erding und Dorfen statt. 102 zählt das AFG, von denen dieses Jahr alle bestanden haben. "Das kommt leider nicht häufig vor", berichtet Alexander Wolf weiter. Es sei sogar der beste Abitur-Schnitt seit Langem erzielt worden. Auch die anderen können auf ihre Ergebnisse stolz sein. Umso wichtiger ist es den Schulen, trotz Corona-Beschränkungen, mit ihren Schülern und den Eltern zusammen für eine gebührende Verabschiedung zu sorgen. "Immerhin waren sie acht bis neun Jahre eine soziale Gemeinschaft und auch für die Eltern ist es ein wichtiger Abschnitt und Abschied", sagt Stefan Grabrucker, Mitarbeiter der KAG-Schulleitung.

Gemeinsam mit Schülern, Schulleiter und Elternbeirat wurde in Dorfen über die Wünsche und Vorstellungen gesprochen und dann ein Antrag auf Sondergenehmigung beim Landratsamt gestellt. Auch das AFG und das KAG haben zu diesem Anlass ein Hygienekonzept ausgearbeitet, das das Gesundheitsamt Erding bestätigte. Das bewährte Verfahren: ein Schichtsystem. So können die Abiturienten zumindest auch von beiden Eltern begleitet werden und es kann unter den drei Säulen der Hygieneschutzmaßnahmen eine offizielle Zeugnisübergabe in der Aula oder im Innenhof stattfinden. Denn bei einer Sache sind sich alle einig: Das Schlimmste wäre gewesen, die Abiturzeugnisse aus dem Briefkasten fischen zu müssen.

Die Abiturienten sind froh, überhaupt eine Feier zu bekommen. "Es war schon komisch, man schreibt sein Abitur und dann sieht man sich nicht mehr", sagt Simon Bauer, der sein Abitur mit der Note 1,0 bestanden hat. Auch Tobias Hupfer sieht das so: "Es war alles sehr sprunghaft, keine richtige ,letzte Stunde', kein richtiges ,Servus'".

Das Anne-Frank-Gymnasium feiert von 14 Uhr an, statt in der Stadthalle, diesmal in der Aula, in drei Schichten à 90 Minuten für je 33 Abiturienten. Nach einer kurzen Pause erfolgt dann der Schichtwechsel für die nächste Gruppe und dem identischen Programm. In der Aula herrscht ein fester Sitzplan mit Nummern: "Ein bisschen wie im Kino oder im Theater", sagt Wolf. Nur dass es zu den Ansprachen weder Speisen noch Getränke geben wird. Für die letzte Runde spricht der Oberbürgermeister.

Den Rekord im Schichten hält die Abifeier des KAG. Hier werden Schüler und Eltern von 8.30 Uhr an auf insgesamt acht Einzelfeiern à 60 Minuten aufgeteilt. Immer zwei Kurse dürfen jeweils auf der Ost- und Westseite des Innenhofs feiern. Stehtische mit Getränken in Flaschen werden bereitstehen. Das Begrüßungswort sprechen die Schulleitung Andrea Hafner auf der einen Feier und stellvertretende Schulleiterin Regine Hofmann parallel auf der anderen. Sogar ein roter Teppich wird für die Abiturienten bereitgelegt und jeder darf zu seinem Wunschlied das Zeugnis entgegennehmen. Die Grußworte von Landrat, Elternbeirat, Schulleiter und Oberbürgermeister, die nicht auf allen acht Feiern gleichzeitig erscheinen können, wurden für alle auf CD aufgenommen. Als kleines Highlight werden am Ende Luftballons aufsteigen, mit Glückwünschen der Eltern.

Nur zwei Durchgänge gibt es dagegen am Gymnasium Dorfen, die in der großen Schulaula stattfinden kann, da diese genug Platz für alle Abiturienten mit ihren Eltern an Dreier-Tisch-Stuhl-Formationen mit 1,50 Meter Abstand zwischen den Familien bietet. Auch hier geht es um 14 Uhr los. 60 Minuten dauert ein Durchgang. Festliche Garderobe ist natürlich Pflicht. Die Fotos schießt ein Kollege und der Link mit allen Bildern wird anschließend jedem zur Verfügung gestellt. Mit Festkleidung geht es für die Dorfener Abiturienten anschließend ab ins Tonwerk. Dort kann dann in der Lounge und im Biergarten Abschied gefeiert werden. Das Korbinian-Aigner-Gymnasium zieht erst am 22. August nach, mit einer großen Grillparty auf dem Sportplatz. Am Anne-Frank-Gymnasium wiederum ist keine größere Party für alle zusammen geplant. "Die Organisation für alles war trotzdem sehr viel aufwendiger als bei einer normalen Abiturfeier, da alles auch sehr kurzfristig war", sagt Oberstufensprecher Simon Bauer. Aber was ist dieser Tage schon normal.

© SZ vom 17.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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