Unternehmerkonferenz:Nichts Wegweisendes

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Manch einer im Publikum fragte sich, "warum bin ich hier?" Draußen schien die Sonne so schön und lockte zum Radeln oder Spazierengehen. (Foto: Renate Schmidt)

Das Thema war aktuell, es ging um Mobilität und Verkehr der Zukunft. Die Diskussionsteilnehmer aber waren ratlos: Autofahren sei und bleibe wohl das Wichtigste, da könne man wenig machen

Von Florian Tempel, Erding

"Wie bewegt sich Erding in (die) Zukunft?" hieß die Frage, der man sich bei der 4. Unternehmerkonferenz am Sonntagvormittag im Schrannensaal der Sparkasse annehmen wollte. Das Thema Mobilität ist immer aktuell, momentan vielleicht mehr denn je. Man durfte also gespannt sein, was man in Erding dazu denkt. Doch die Antworten, die das Publikum zu hören bekam, waren ernüchternd. Außer, dass die Stadt ein Expertenbüro ein Mobilitätsentwicklungskonzept ausarbeiten lässt, war nichts Wegweisendes zu erfahren.

Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) schimpft bei öffentlichen Gelegenheiten bekanntlich gerne. Seine Schelte, dass das Thema Klimaschutz derzeit in überzogenem Maß alle Diskussionen dominiere, irritierte dennoch einige Zuhörer. Gotz beklagte sich zudem, dass "die großen Straßenbauprojekte" - der Ausbau der Flughafentangente, die Nordumfahrung von Erding und die Südostumfahrung - nur sehr schleppend oder gar nicht vorangingen. Straßen zu bauen mache "keinen Spaß", sei aber notwendig, da Erding so rasant wachse, "weil die Stadt München ihre Aufgaben in vielen Bereichen nicht erfüllt".

Auch Dirk Urland vom Gewerbeverein und Wolfgang Kraus von der Interessensgemeinschaft Ardeo waren sich sicher, dass das Auto auch in Zukunft das wichtigste Verkehrsmittel bleiben werde. "Jeder will überall schnell hinkommen und am liebsten mit dem Auto", analysierte Kraus, so sei das eben in einer ländlich geprägten Gegend. Urland befand, dass innenstadtnahe Parkplätze ein "größeres Problem" seien und hier "sicherlich Handlungsbedarf besteht". Kraus sagte, dass seiner Einschätzung nach die großen Parkplätze schon um 8.30 Uhr so gut wie voll sind, was dazu führe, "dass dann die Kunden frustriert abdrehen" und eben nicht in die Innenstadt zum Einkaufen kämen. Urland bestätigte: "Die Kundschaft kommt mit dem Auto."

OB Gotz erwiderte darauf, dass es "keine Pflichtaufgabe der Stadt ist, in Innenstadtnähe Parkplätze zu bauen". Ebenso wenig sei auch der öffentliche Nahverkehr eine kommunale Pflichtaufgabe, fügte Gotz etwas später an. Beim Thema Radfahren beklagte sich der OB, dass man schon seit langer Zeit mit der Deutschen Bahn darum ringe, dass neue und bessere Fahrradabstellanlagen an den S-Bahn-Haltestellen errichtet werden. Wenn man da weiter komme, würden sicher mehr Menschen mit dem Rad zur S-Bahn fahren.

Kraus und Urland sahen beim Radverkehr wenig Handlungsbedarf und noch weniger Aussichten, wie man die Menschen dazu animieren könnte. "Zwingen kann ich am Ende niemanden", sagte Kraus. Urland sagte, "ich musste selbst schon mal vier Wochen mit dem Rad fahren - fragen Sie nicht warum", und offenbarte damit, dass Männer wie er wohl nur dann aufs Rad umsteigen würden, wenn sie gerade mit einem Autofahrverbot belegt sind. Oberbürgermeister Gotz befand zusammenfassend, es brauche "generell eine Mentalitätsänderung".

Tobias Kipp vom Planungsbüro Team Red, das für die Stadt Erding ein Verkehrsentwicklungskonzept erstellt, rechnete vor, dass sich der Parkplatzbedarf um 20 Prozent reduzieren lasse, wenn jeder einmal in der Woche statt mit dem Auto mit dem Rad fahren würde. Auch beim öffentlichen Nahverkehr sah Kipp noch Entwicklungsmöglichkeiten.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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