Unsichere Perspektive:Vorsichtiger Schritt in Richtung Normalität

Lesezeit: 2 min

An der Volkshochschule Erding laufen seit kurzem wieder Kurse. Laut Geschäftsführung ist die VHS relativ gut durch die Krise gekommen. Doch der Corona-Lockdown hat zu einem Einbruch bei den Einnahmen geführt. Es wird mit Ausfällen im sechsstelligen Bereich gerechnet

Von Philipp Schmitt, Erding

Die Coronavirus-Krise hat die Erdinger Volkshochschule (VHS) voll erwischt und zu Einnahmeeinbußen und einer unsicheren Perspektive geführt: "Die Covid-19-Pandemie hat bei der Volkshochschule Spuren hinterlassen. Trotz der harten Einschnitte und fehlenden Perspektiven sind wir bislang aber relativ gut durch die Krise gekommen", sagte am Mittwoch Claus Lüdenbach bei der Verbandsversammlung des Zweckverbands Volkshochschule im Landkreis Erding im VHS-Haus.

Der Geschäftsführer berichtete, dass seit einer Woche im VHS-Haus wieder Kurse stattfinden. Doch wegen der strikten Hygiene- und Abstandsregeln verliert die VHS im Vergleich zum Normalbetrieb vor der Pandemie viel Geld: Die Einnahmen seien um etwa zwei Drittel gesunken. Zwar sei nach der behördlichen Erlaubnis vor einigen Tagen wieder mit Kursen im zuvor wochenlang geschlossenen VHS-Gebäude begonnen worden und dort wieder Leben eingekehrt, doch wegen der neuen Abstandsregeln rentieren sich die Kurse für die VHS finanziell kaum noch: "Wir können die Einbußen so nicht auffangen. Im nächsten Semester drohen hohe Verluste", sagte der Geschäftsführer.

Der am Mittwoch neu gewählte Vorsitzende des Zweckverbands Bernhard Mücke (CSU) sagte, dass bis zur nächsten Verbandsversammlung im September "Lösungsmöglichkeiten" erarbeitet werden sollen. Der Oberdinger Bürgermeister rechne damit, dass die Kommunen als Mitglieder des Zweckverbands in den nächsten Jahren bis zumindest 2023 die außergewöhnlichen finanziellen Belastungen der VHS durch die Pandemie kompensieren werden. Lüdenbach solle bei der Versammlung im September detaillierte Daten zur finanziellen Lage präsentieren, sagte Mücke, der ebenso wie sein Vorgänger Hans Peis die gute Arbeit des VHS-Teams würdigte: "Gäbe es die Pandemie nicht, würde die VHS hervorragend dastehen", sagte Mücke. Doch die Zukunftsaussichten sind unklar: "Eine seriöse Einschätzung der Perspektiven und wie es mit der VHS weiter geht ist derzeit nicht möglich", fügte Lüdenbach an.

Für das Herbstsemester soll dennoch ein gutes, aber auch ausgedünntes VHS-Programm mit Kursen und Vorträgen zusammen gestellt werden. Im Vergleich zum Programm vor der Krise werden aber "nicht mehr alle Kurse drin sein". Die Auswirkungen der Pandemie machen sich im Angebot bemerkbar. Es soll aber wie in den Vorjahren wieder eine Broschüre zu den Kursangeboten erstellt und an die Haushalte verschickt werden. Trotz der Einschnitte und Auswirkungen auf Kursteilnehmer, die 15 festen Mitarbeiter (teilweise im Home-Office) und 320 freiberuflich tätigen Kursleiter und Dozenten (die derzeit weniger zu tun haben) hat Lüdenbach positive Aspekte der Krise entdeckt. Die VHS habe einen großen Sprung auf dem Weg zur Digitalisierung gemacht. In allen Fachbereichen (die wichtigsten sind Fremdsprachen, Gesundheit, Kunst/Kultur) wurden Onlineangebote entwickelt, um die Bindung zu den Kunden nicht zu verlieren. Auch Lizenzen für andere Volkshochschulen wurden für gestreamte Vorträge verkauft. Gefreut habe sich das Team über Kursteilnehmer, die auf den Ersatz der Kosten für ausgefallene Kurse verzichtet haben, um der VHS zu helfen. Doch Streaming-Lizenzen und der Verzicht auf Kursgeld-Erstattung reichen nicht, um die gesamten Einnahmeausfälle "im sechsstelligen Bereich" zu kompensieren und hohe Verluste zu vermeiden. Dennoch: Die VHS "ist relativ gut durch die Krise gekommen", lautet die Lüdenbachs Zwischenbilanz. Mit der vorsichtigen Wiederaufnahme von Kursen im VHS-Haus seit einer Woche sei ein Schritt zurück zur Normalität erfolgt. Auch die gute Öffentlichkeitsarbeit und Zusammenarbeit mit der Presse habe dazu beigetragen, dass die VHS im Lockdown Präsenz zeigen konnte. Der Geschäftsführer übte Kritik an der Informationspolitik der zuständigen Stellen: Klare Auskünfte und Planungssicherheit habe es nicht gegeben, das VHS-Team sei erst "sehr spät und spontan" informiert worden, dass Kurse stattfinden dürfen: "Das war nicht das bestmögliche Szenario." Die Zahl der von der VHS angebotenen Kurse ist aktuell auf 458 (4240 Teilnehmer) gesunken - vor einem Jahr gab es noch 537 Kurse mit 6000 Teilnehmern ( www.vhs-erding.de).

© SZ vom 26.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: