"Unglückliche Kommunikation":Haltestelle gestrichen

Lesezeit: 3 min

Die funktionierende Bushaltestelle am Korbinian Aigner-Gymnasium wird bei zwei Abfahrten aufgegeben. Der Elternbeirat sieht das kritisch. (Foto: Renate Schmidt)

Schüler des Korbinian-Aigner-Gymnasiums müssen künftig 600 Meter laufen, um am Nachmittag am Alten Friedhof in den Bus einsteigen zu können

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Wenn die Schüler des Korbinian-Aigner-Gymnasiums von diesem Montag an nach der neunten Stunde um 15.30 Uhr Schluss haben, müssen sie sich sputen, um den Bus der Linie 531 zu erwischen. Der fährt seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag nicht mehr um 15.38 Uhr vor der Schule ab, sondern vom Klinikum und ist drei Minuten später, um 15.41 Uhr, so wie bisher, an der Haltestelle Neuer Friedhof. "Abgesehen davon, dass die Streichung der Haltestelle Initiativen wie ,Sicher zur Schule' konterkariert, ist das nur zu schaffen, wenn die Schüler fünf Minuten mindestens vorher Schulschluss haben", sagt Hermann Walter, Vater eines elfjährigen Schülers. Doch früher wird es nicht Aus geben, sagt Schulleiter Hans-Joachim Fuhrig. "Das ist eine äußerst unglückliche Sache", sagt Elternbeiratsvorsitzende Barbara Winkler.

Die Streichung der Haltestelle am Nachmittag hat eine langen Vorlauf. Im Februar 2015 hatte der Ausschuss beschlossen, das Leistungsangebot für die Buslinie 531 nach Ismaning neu auszuschreiben. "Es bestand der Wunsch, mehr Fahrten auch ab Erding Bahnhof und bis Erding Bahnhof anzubieten", teilt Claudia Fiebrandt-Kirmeyer, die Pressesprecherin des Landratsamtes, mit.

Auftraggeber des Regionalbusses ist der Landkreis.

Durch die Forderung nach zusätzlichen Anknüpfungspunkten an die S-Bahn habe man an einigen Punkten die Haltestellen aus zeitlichen Gründen einsparen müssen, sagt Fiebrandt-Kirmeyer weiter. Unter anderem sind dadurch zwei Busabfahrten vom Korbinian-Aigner-Gymnasium betroffen: um 15.38 Uhr und um 16.32 Uhr. Seit 11. Dezember fährt der Bus um 15.38 Uhr am Klinikum los und ist wie bisher um 15.41 Uhr am Neuen Friedhof. Der zweite Bus fährt um 16.36 Uhr vom Klinikum los und ist um 16.39 Uhr am Friedhof. "Was immer der Grund für die geplante Streichung der Haltestelle beim Korbinian-Aigner- Gymnasium sein mag: "Die von Ihrem Unternehmen allem Anschein nach geplante Fahrplanänderung tritt die Sicherheitsbelange unserer Kinder mit Füßen", schreibt Hermann Walter in einem Brief an den MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag und in Kopie an Landrat Martin Bayerstorfer, die Staatsministerin Ulrike Scharf und das Korbinian-Aigner-Gymnasium. Der 600 Meter lange Fußweg entlang einer stark befahrenen Sigwolfstraße zu der Haltestelle am Neuen Friedhof, dem Itzlinger Friedhof, gefährde die Sicherheit der Kinder, die Haltestelle müsse deshalb wieder eingerichtet werden. "Es geht hier nicht darum, ob Schulwege als sicher eingeschätzt werden oder nicht. Es geht darum, unnötige Risiken für die Kinder zu minimieren. Und Risiken werden minimiert, wenn die Kinder an der Schule in den Bus einsteigen können."

Auch Elternbeiratsvorsitzende Winkler versteht nicht, "warum eine funktionierende Bushaltestelle aufgegeben wird". Aber es hake auch an anderen Stellen im Bussystem. "Es kann schon passieren, dass Kinder nicht mehr mitgenommen werden, wenn der Bus voll ist oder es ein Musikinstrument dabei hat." Dass es Probleme gibt, zeigt ein Elternbeiratsbrief von Ende November: "Viele Linien funktionieren wohl relativ unproblematisch, bei anderen gibt es aber regelmäßig sehr unterschiedlich geartete Probleme. Dies reicht von einfachen Verspätungen, manchmal auch verfrühte Abfahrt (...) über Streichung von Verbindungen und damit einhergehend die Notwendigkeit zu aufwendigeren, zeitintensiven Umsteigevorgängen bis zu überfüllten Bussen, die Haltestellen ohne Schülermitnahme auslassen."

Das Landratsamt sieht die Situation beim Bus 531 weniger dramatisch. Die Kinder hätten zwei Möglichkeiten. Zum einen am neuen Friedhof, der Weg dorthin sei sicher, da an der Sigwolfstraße an der Ostseite ein Geh- und Radweg verlaufe. "Am Kreisverkehr sind Fahrbahnteiler als Querungshilfen eingebaut", schreibt die Pressesprecherin. Es gebe aber ein "einziges Problem": die Querung des relativ großen Einmündungstrichters der Bajuwarenstraße. Insgesamt sei der Weg aber "sicher". Alternativ bleibe ein anderer, rund 600 Meter langer Fußweg zum Busbahnhof an der Haltestelle Klinikum Nord.

Schulleiter Hans-Joachim Fuhrig zeigte sich vom Wegfall der Haltestelle am Gymnasium auch ein wenig überrascht. "Ich hatte schon mal davon was gehört, aber das ist länger her. Der Fußweg ist wohl sicher, aber es könnte mit dem Schulschluss problematisch werden", sagt er. Es könnte ja nicht wegen ein paar Schülern generell früher Schulschluss sein. Eine "unglückliche Kommunikation" vonseiten MVV und Landratsamt bemängelt auch Barbara Winkler. Wer auf der Landratsamtsseite nach Fahrplanänderungen sucht, der wird zum MVV geleitet. Aber dort taucht der Bus nicht auf. Auf 530 folgt die Buslinie 540. Die zehnte Stunde endet im Übrigen um 16.15 Uhr - rechtzeitig, um den Bus um 16.36 oder 16.39 Uhr zu erwischen.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: