Umstrittener Neubau in Erding:"Es sieht nach Willkür aus"

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Dieter Scholz ärgert es, dass die Stadt seinen Neubau ablehnt. Jetzt gibt es sogar einen neuen Bebauungsplan

Von Antonia Steiger, Erding

Es ist bald zwei Jahre her, dass Dieter Scholz erstmals den Kontakt zum Erdinger Rathaus gesucht hat. Er möchte in der Fuggerstraße ein altes Haus wegreißen und ein neues bauen. Es soll so viel Platz wie möglich bieten, nicht nur für ihn und seine Familie. Jetzt aber ist Scholz kurz davor, entnervt aufzugeben: Das Bauamt hatte seine Entwürfe mehrmals zurückgewiesen. Die Begründung: Das Haus sei zu hoch. Den vorerst letzten Entwurf hatte Scholz im Dezember 2015 vorgelegt und darin alle Forderungen erfüllt, wie er sagt. Er wartete eigentlich nur noch auf die Zustimmung. Doch statt im Bauausschuss landete das Thema im Stadtentwicklungsausschuss. Und der hat gegen die Stimmen der Grünen kürzlich beschlossen, für das Quartier einen Bebauungsplan aufzustellen. Damit ist das Bauvorhaben vorerst gestoppt. Von "Willkür" spricht der Grünen-Stadtrat Günther Kuhn. Er war nicht der einzige Stadtrat, dem das Vorgehen Missvergnügen bereitete. Scholz hatte sich ursprünglich an dem höchsten Haus der Umgebung orientiert. Am Ende aber lag ein Entwurf vor, der "genehmigungsfähig" gewesen sei, davon ist nicht nur Scholz überzeugt. Das hatte Andreas Erhard, Leiter des Rechtsamtes im Rathaus, auch Kuhn bestätigt - nur ein Tag vor der Sitzung. Statt eines dreistöckigen Hauses hatte Scholz nun ein zweistöckiges Haus mit Mansardendach geplant, unter dem jedoch eine weitere Wohnung untergebracht werden kann. Eine "in Deutschland anerkannte Dachform", wie Erhard auch in der Sitzung bestätigte. Stadtbaumeister Sebastian Henrich und OB Max Gotz (CSU) vertraten jedoch die Auffassung, der Charakter des Wohnquartiers an der Fuggerstraße müsse geschützt werden - und das soll ein Bebauungsplan leisten. Scholz rechnet fest damit, dass er dann nicht mehr so bauen kann, wie er will. "Dann wird ein Satteldach festgeschrieben", sagt er.

"Was mich ärgert ist, dass es nach Willkür aussieht", sagte Kuhn im Gespräch mit der SZ. Es gebe genügend Beispiele in Erding von Häusern, deren Dachform deutlich von der in der Umgebung gebräuchlichen abweichen. "An der einen Stelle geht es, an der anderen aber nicht", kritisiert Kuhn. Er ist davon überzeugt, dass der Bauantrag hätte genehmigt werden müssen. "Wenn rechtlich nichts mehr entgegensteht, kann man die Zustimmung nicht verweigern." Auch Horst Schmidt (SPD), Petra Bauernfeind (FW) und Hermann Schießl (CSU) hätten gerne in Scholz Sinne entschieden, wie ihren Wortmeldungen zu entnehmen war. Sie und ihre Fraktionen beugten sich dann aber geschlossen dem Wunsch des OB und der Rathausverwaltung. Die Grünen beugten sich nicht.

Aufgebracht und unzufrieden war Scholz nach der Sitzung. Und er widersprach einigen Aussagen Henrichs: dass er das Bauvorhaben nochmals "aufgebläht" habe und dass es weitere Bauanträge aus der kleinen Fuggerstraße gebe. Es seien nur zwei Anträge, sagt Scholz: seiner und der seiner Schwester. Des weiteren kann Scholz anhand von Zeichnungen belegen, dass die Dimension des Hauses kleiner geworden sei im Laufe seiner Bemühungen, für die er auch Ministerien, Abgeordnete und Behörden um Unterstützung gebeten hatte. Die hatten im Übrigen der Stadt Erding recht gegeben - worauf Scholz das Haus schließlich kleiner geplant hatte.

Es sei ein "einvernehmliches Gespräch" gewesen, das er dann mit Rechtsamtsleiter Erhard geführt habe, so Scholz. Und er fügt an: "Der Vorschlag mit dem Mansardendach kam von ihm." Umso überraschter nahm Scholz in der Ausschusssitzung zur Kenntnis, dass diese Absprache nichts mehr galt. Zudem stritt Erhard ab, den Entwurf als "genehmigungsfähig" bezeichnet zu haben. Er wolle sich dafür entschuldigen, wenn er einen falschen Eindruck erweckt habe, sagte er auch noch. Besonders kurios: Aufgrund einer Neuorganisation ist für die Bauverwaltung neuerdings nicht mehr das Bauamt verantwortlich, sondern das Rechtsamt - mit Erhard an der Spitze.

Scholz kann jetzt nur noch warten. Er hat im alten Haus, das er wegreißen will, Strom und Wasser abstellen lassen. Würden sie noch fließen, hätte er das Haus ans Landratsamt vermietet - für Flüchtlinge.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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