Umstrittene Investition für Bauernhausmuseum Erding:Balken für den Bauernmarkt

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Teile des ältesten Profangebäudes im Landkreis werden für ein Eingangsgebäude verwendet. Der Abbruch läuft. Kritik gibt es an den Kosten

Von Thomas Daller, Erding/Wartenberg

Es ist eine ziemliche Bruchbude, das alte Bauernhaus in Pesenlern aus dem Jahre 1672, das als ältestes Profangebäude des Landkreises gilt; älter als das Herderhaus. Nun ziehen die Dachbalken, Fenster, Türen und Teile der Bodenbeläge nach Erding um, wo sie als Bestandteile des neuen Eingangsgebäudes am Bauernhausmuseum verwendet werden sollen. Architekt Udo Rieder stellte im Ausschuss für Bauen und Energie die Entwurfsplanung des Gebäudes vor, das für 2,5 Millionen Euro realisiert werden soll.

Die Steine werden nicht mitgenommen, sie gelten nicht als wertvoll. (Foto: Gerhard Wilhelm)

Das Bauernhausmuseum an der Taufkirchener Straße, wo auch der regelmäßige Bauernmarkt stattfindet, soll ein neues Eingangsgebäude erhalten, in dem auch der Bauernmarkt künftig stattfinden soll. Im Zuge dieses Projekts sollen auch Toilettenanlagen errichtet werden, derzeit behilft man sich mit einem WC-Wagen, der lediglich der Überbrückung dienen sollte, aber schon seit zehn Jahren ein Provisorium ist. Da die Stadt Erding in ihrem Bebauungsplan für dieses Gelände grundsätzlich nur historische Gebäude vorsieht, will man das neue Eingangsgebäude dem altem Bauernhaus nachbauen: Es entsteht ein neues Erdgeschoß, das die Toilettenanlagen, einen Kiosk, Büro und Sozialräume umfasst. Im angrenzenden Stadel soll künftig der Bauernmarkt stattfinden.

Verwendet werden nur jene Balken, die noch nicht morsch sind. (Foto: Gerhard Wilhelm)

Das Obergeschoß mit dem besonderen Frackdach wird mit den Pesenlerner Balken nachgebaut, von denen zumindest das Kernstück noch komplett erhalten sei, wie Architekt Rieder sagte. Hinzu kommt innen eine neue Galerie, damit das Gebäude auch bei Veranstaltungen einen guten Eindruck macht. Außen soll an der Süd- und Ostseite ein Balkon respektive Laubengang entstehen, der auch am Pesenlerner Original vorhanden war.

Ein handelt sich zu 80 Prozent um einen Neubau, sagte Rieder, auch der Denkmalschutz fällt dabei weg. Das ermöglicht jedoch auch mehr gestalterischen Freiraum, wie beispielsweise die behindertengerechten Toiletten. Auch der Begriff "translozieren", also "an einen anderen Ort verlagern", der offiziell verwendet wird, ist nicht korrekt, weil nur ausgesuchte Bauteile umziehen. Aber man habe sich auf diese Sprachregelung geeinigt, sagte Landrat Bayerstorfer, weil der Abriss sonst nicht möglich gewesen wäre.

Bis Ende nächster Woche läuft noch der Abbruch des alten Bauernhauses in Pesenlern. (Foto: Gerhard Wilhelm)

Der Wartenberger Bürgermeister und Kreisrat Manfred Ranft (FW) stand dem Projekt kritisch gegenüber: "Als Wartenberger kenne ich das Gebäude sehr gut." Seines Erachtens gebe es kaum noch Balken, die erhaltenswert wären. "Ich würde es nicht translozieren, sondern verfallen lassen."

Auch andere Kreisräte waren angesichts der angespannten Haushaltslage nicht begeistert, 2,5 Millionen Euro in das Gebäude zu investieren. Ulla Diekmann und Nicole Schley (beide SPD) äußerten hinsichtlich der Summe Bedenken. Schley sagte, sie sei ein "bisschen erschüttert" ob der Kosten für die Translozierung, Diekmann betonte, bei den Haushaltsberatungen müsse alles auf den Prüfstand. Günther Kuhn (Grüne) bezeichnete den Begriff translozieren als "Täuschung der Öffentlichkeit". Außerdem fand er die Summe von 2,5 Millionen Euro sehr hoch: "Wenn der Antrag nicht von der CSU gekommen wäre, wäre das Projekt schon längst gestorben." Kuhn sagte, er würde einen "Stopp reinhauen" und erkundigte sich, wie viel Geld bislang schon investiert worden sei. 40 000 Euro Planungskosten, sagte Landrat Bayerstorfer.

Thomas Schreder (CSU) wies darauf hin, dass man bereits seit zehn Jahren eine Lösung für den Bauernmarkt suche: "Den mag sich keiner mehr wegdenken, alle sind dafür, ihn zu erhalten." Mit diesem Haus habe man nun eine passende Möglichkeit und auch der WC-Wagen sei ein nicht haltbarer Zustand.

Als Diekmann dennoch den Antrag stellte, das Vorhaben auf 2020/21 zu verschieben, wurde er mit zehn zu drei Stimmen abgelehnt. Mit dem gleichen Stimmenverhältnis beschloss der Ausschuss, die Bauantragsunterlagen bei der Genehmigungsbehörde einzureichen und eine schnellstmögliche Umsetzung.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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