Umsatteln gefragt:Quereinsteiger an der Mittelschule

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Der Lehrermangel ist auch im Landkreis Erding deutlich zu spüren. Das Schulamt sucht sogar mit Aushängen an den Universitäten nach Pädagogen. Kein Wunder: Die neuen Kollegen kommen gut an

Von Antonia Steiger, Erding

Am Geld liegt es nicht, es liegt am fehlenden Personal: Der Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen ist auch im Landkreis Erding deutlich spürbar, das bestätigt Marion Bauer, die Leiterin des Schulamtes. Doch sie hofft, wie sie sagte, dass die zweite Hälfte des Schuljahres leichter zu bewältigen sein werde als die erste. Denn immerhin: Die Grippewelle ist vorüber. Acht Lehrer haben ihr zufolge an einer Schule wegen Grippe gleichzeitig gefehlt. Da ist die Kreativität der Schulleiter gefragt. Ob Quereinsteiger, Absolventen des ersten Staatsexamens oder Teilzeitkräfte, die ihre Stundenzahl aufstocken: Die Schulen haben einige Möglichkeiten, um dem Lehrermangel zu begegnen.

Zehn Quereinsteiger, die ein Studium für das Lehramt an Gymnasien oder Realschulen absolviert haben, gibt es mittlerweile an den Mittelschulen im Landkreis, drei davon unterrichten an der Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg. Schulleiter Michael Braun ist angetan von seinen neuen Kollegen, wie er sagte. "Wir haben einen sehr guten Griff gemacht." Entscheidend sei bei dem Wechsel, dass die Lehrer vom Fachlehrerprinzip auf das Klassenleiterprinzip umschwenken müssten. Sie unterrichten also nicht mehr nur ihre beiden Fächer, die sie studiert haben, sondern sie haben ihre Klassen in allen wichtigen Fächern. Und das gelinge diesen drei sehr gut, sagte Braun. Etwas Fachwissen könnten sie natürlich anwenden, wenn sie Deutsch oder Mathematik studiert haben. Zusätzlich müssten sie sich allerdings Methodik und Didaktik der anderen Mittelschulfächer draufpacken. Und sie müssten sich bewusst sein, wie Braun sagt, dass sie als Lehrer an der Mittelschule auch eine "Vertrauensperson" für die Schüler seien. Deswegen habe er selbst für das Lehramt an der Mittelschule studiert: "Ich möchte die Kinder kennen lernen und sie ein Stück weit in ihrem Leben begleiten."

Wer auf die Mittelschule umsteigen möchte, muss sich ein oder zwei Jahre lang fortbilden - Das hängt davon ab, ob man schon einmal an der Mittelschule angestellt war - und anschließend eine Prüfung ablegen. Die Quereinsteiger werden jedoch als vollwertige Lehrer eingesetzt und von Kollegen begleitet. "Null Probleme" gebe es zwischen den gelernten Mittelschullehrern und den neuen, sagte Braun. "Wir haben ein sehr aufgeschlossenes Kollegium." Braun hofft jetzt, wie er sagte, dass ihm die Lehrer auch bleiben. Denn Gymnasiallehrer, die auf die Mittelschule umsatteln, bleiben auf der Warteliste für eine Stelle am Gymnasium. Bei einer Rückkehr zum G 9 könnte dies ein Thema werden, aber Braun ist zuversichtlich: "Ich versuche, ihnen die Mittelschule so schmackhaft wie möglich zu machen."

Auch die anderen Schulen seien froh über die Lehrer, die auf Mittelschule umsatteln wollten, sagte Schulamtsleiterin Marion Bauer. Sie alle hätten sich bewusst für diesen Weg entschieden. Ihr zufolge gibt es einige Deutschlehrer unter ihnen. Kein Wunder, in diesem Fach gibt es einen besonders großen Überschuss an Gymnasiallehrern - im Gegensatz zu Fächern aus dem Bereich der Naturwissenschaften oder Mathematik. Eine unüberwindbare Hürde stellt die Fächerverbindung jedoch nicht dar. Man könne sich mit jeder Kombination bewerben.

Neben den Quereinsteiger gibt es eine weitere Gruppe neuer Kollegen an Grund- und Mittelschulen: junge Leute, die gerade ihr erstes Staatsexamen abgelegt haben und ein halbes Jahr auf das Referendariat warten. Auch mit ihnen machten die Schulen gute Erfahrungen, wie Bauer bestätigte. So gute, dass das Schulamt mittlerweile sogar Aushänge an den Universitäten platziert mit dem Hinweis, dass das Schulamt Erding Lehrer sucht.

Geld haben die Schulen auch für den dritten Weg, um den Lehrermangel zu bekämpfen: Teilzeitkräfte können ihr Stundenkontingent erhöhen, um vorübergehend einige Engpässe zu beseitigen helfen. Auch dies werde an den Schulen gerne gemacht, sagte Bauer. Vor allem in den zurückliegenden Monaten, als die Grippewelle für leere Lehrerzimmer gesorgt hatte.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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