Überraschende Bekanntgabe:Handball-Landesleistungszentrum für Erding

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Mehrere Flächen in der Stadt wurden sondiert, diese hier an der Straße Am Wasserwerk bietet gute Voraussetzungen: Nah am S-Bahnhof und den Erdinger Schulen und verfügbar ist es auch. (Foto: Renate Schmidt)

60 junge Nachwuchshandballer sollen in Zukunft in Altenerding bestmöglich gefördert werden. Das Zentrum mit einer Vierfachturnhalle, einem Internat und einem Hotel finanziert ein Privatmann.

Von Mathias Weber, Erding

Die Stadt Erding soll ein Landesleistungszentrum für den Handballsport bekommen. Das hat Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) am Montag bei einem Pressegespräch mitgeteilt. Dieses Zentrum soll in Altenerding an der Kreuzung der Münchner Straße mit der Straße Am Wasserwerk, südlich des Krankenhauses und gegenüber dem Gebäude der Raiffeisenbank entstehen. Dort sollen in Zukunft 60 junge Nachwuchstalente - Mädchen wie Buben - aus ganz Bayern über mehrere Jahre hinweg in einem Internat wohnen, die Erdinger Schulen in der Nähe besuchen und die Mannschaften der Handballabteilung der SpVgg Altenerding unterstützen. Ein vergleichbares Zentrum, hieß es, gäbe es in Südbayern nicht.

Als Investoren hat Gotz das Ehepaar Susanne und Karl Wiedemann aus Erding vorgestellt. Deren Idee, ein solches Zentrum zu entwickeln, hat einen tragischen Hintergrund. Susanne Wiedenmanns Sohn Marco, ein begeisterter Handballspieler in Altenerding, war im Jahr 2014 tödlich verunglückt. In Andenken an ihn und seinen Sport und auch mit Blick auf die Unterstützung, die die Altenerdinger Handballer der Familie nach dem Unglück haben zukommen lassen, soll nun in den Handballsport in Erding investiert werden. Ursprünglich, so sagte Karl Wiedenmann, wollten sie im Allgäu bauen, woher die beiden stammen. Dann sei man aber mit dem Vorsitzenden der Altenerdinger Handballer, Werner Lauer, zusammengekommen, und so habe sich die Idee entwickelt, in Erding zu investieren. Mit im Boot sind auch der Bayerische Handballverband (BHV) sowie die Stadt Erding, die nun so schnell wie möglich Baurecht schaffen will.

Stadtbaumeister Sebastian Henrich hat einen ersten Plan vorgestellt, was auf dem knapp 20 000 Quadratmeter großen Grundstück südlich der Herzog-Tassilo-Realschule in den kommenden Jahren entstehen könnte. Gesetzt ist ein Gebäude, das das Leistungszentrum aufnimmt: eine Vierfach-Turnhalle mit ausfahrbaren Tribünen, einem Trakt für Umkleideräume sowie einem Trakt für das Internat mit den Zimmern für die Sportler. Das Gebäude soll Henrich zufolge 45 Meter breit, 67 Meter lang und zehn Meter hoch werden. Es wird sich Richtung Innenstadt orientieren. An der Straße Am Wasserwerk soll ein zweites Gebäude entstehen, ein Hotel im Vier-Sterne-Bereich mit 200 Betten und Seminarräumen. Es wird höher werden als das Leistungszentrum, aber nicht so hoch wie der nördlich angrenzende Krankenhaustrakt, der bis zu acht Stockwerke hoch ist. Zwischen dem Leistungszentrum und dem Hotel soll ein gemeinsamer Platz geschaffen werden, der die beiden Eingänge aufnimmt. Vor den Gebäuden, zu den Straßen hin soll eine begrünte umlaufende Zone entstehen, notwendige Parkplätze werden hinter die Gebäude verlegt, das Hotel bekommt eine Tiefgarage. Stadtbaumeister Henrich freut sich über die Gelegenheit, dem Raiffeisen-Gebäude ein städtebauliches Pendant gegenüberzustellen, sowie über eine neu geschaffene Eingangssituation nach Erding hinein.

Die jungen Sportler sollen in Zukunft für die SpVgg Altenerding im Einsatz sein

Investor Karl Wiedenmann wird sich das Projekt einiges kosten lassen. Er kauft das Grundstück (zum Großteil gehört es einer Erdinger Familie, ein kleiner Teil gehört der Stadt) und errichtet das Zentrum sowie das Hotel, das, so sagte er, nicht von einer Kette betrieben werden soll, sondern von einem regionalen Anbieter. Das Geld für dieses Projekt stammt aus Erträgen aus einer Investmentfirma, an der Wiedenmann beteiligt ist. Diese Erträge müssten den Statuten zufolge für einen sozialen Zweck eingesetzt werden.

Ein Nutzungskonzept für das Landesleistungszentrum gibt es noch nicht. Darüber mache sich beim BHV gerade eine Arbeitsgruppe Gedanken, so Werner Lauer von den Altenerdinger Handballern. Fest stehe allerdings, dass die Stadt Erding die Halle mit nutzt und sie etwa dann Vereinen zur Verfügung stehen wird, wenn die Schulturnhallen belegt sind; explizit soll das Gebäude den Investoren zufolge auch als Begegnungsstätte zwischen Jung und Alt fungieren.

Wie es hieß, will auch der BHV das Gebäude nutzen und zum Beispiel Lehrgänge anbieten. Noch nicht klar ist hingegen, wie alt die Nachwuchshandballer sein werden, die in Erding zwischen zwei und vier Jahren wohnen werden und die angrenzenden Schulen besuchen sollen; von der C- bis zur A-Jugend seien Teilnehmer denkbar, sagte Lauer, also etwa ab 14 Jahren aufwärts. Für die Teilnehmer soll der Aufenthalt in Erding "kostenneutral" sein, so Lauer. Sowohl er als auch OB Gotz freuten sich über die "tolle Gelegenheit", die sich mit dem Zentrum in Erding biete. Gotz versprach, dass die Bauverwaltung zügig arbeiten werde, sodass ein Bebauungsplan in mindestens einem Jahr fertig sei und schnell mit dem Bau begonnen werden kann.

Entschieden entgegengetreten sind Gotz und Lauer aber der Vorstellung, dass in Erding nun ein Bundesligaverein herangezüchtet werden soll. Das sei nicht Sinn der Sache, hieß es. Aber den Effekt, in Zukunft mit einer Mannschaft zumindest in der dritten oder zweiten Handball-Bundesliga zu spielen, den nehmen die Verantwortlichen ganz offensichtlich gerne mit.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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