Überarbeitete MVV-Tarifreform :Erfolgreiche Nachverhandlung

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Aus Sicht des Landkreises hat man mit der neuen Fassung der MVV-Tarifreform ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht. Den Ausschlag gab die Beteiligung der Staatsregierung mit 35 Millionen Euro

Von Thomas Daller, Erding

Die MVV-Tarifreform hat nun auch für den Landkreis Erding ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht. Nachdem es noch im September im Strukturausschuss des Landkreises heftige Kritik an den steigenden Fahrpreisen vor allem im östlichen Landkreis gegeben hat, sieht das Endergebnis nun anders aus: Für nahezu alle Fahrgäste mit Abokarten werden die Fahrten günstiger und auch für viele Gelegenheitsfahrer. Den Ausschlag hat dabei gegeben, dass der Freistaat sich mit 35 Millionen Euro beteiligt hat, die in die Tarifberechnungen mit eingeflossen sind.

In der Sitzung des Strukturausschusses am Montag gab Landrat Martin Bayerstorfer bekannt, der Landkreis habe in der Gesellschafterversammlung des MVV nun der umfassenden Reform zur Vereinfachung des Tarifsystems zugestimmt. Noch vor zwei Monaten hatte es nicht danach ausgesehen, denn vor allem die Linienbusfahrten im Landkreis Erding hätten sich laut der ursprünglichen Fassung zwischen zehn und 25 Prozent verteuert. Der ursprüngliche Beschluss sah zudem eine erhebliche Teuerung im Seniorentarif für weitere Strecken vor. Dies ist nun bereinigt. Senioren zahlen weniger oder zumindest nicht mehr als bisher. Es ändert sich die Altersgrenze auf 65 Jahre, dafür entfällt die Sperrzeit von 9 Uhr.

Jugendliche zahlen etwas mehr als bisher. Dies ist aber noch nicht der endgültige Tarif. Zusammen mit dem Freistaat wollen die MVV-Gesellschafter ein attraktives Ticket für Kinder- und Jugendliche für Ausbildung und Freizeit einführen.

Teurer werden Einzelfahrten und Tageskarten für kürzere Entfernungen. Die Streifenkarte bleibt im Preis gleich und kann gegebenenfalls die Tageskarte ersetzen.

Eine wesentliche Neuerung gegenüber der früheren Fassung ist, dass Gemeinden nicht mehr durch MVV-Zonen geteilt werden: Alle Haltestellen, die für die Zone 6 vorgesehen waren, werden nun auf die Zonengrenze 5/6 verschoben. Das bringt erhebliche Vorteile für die östlichen Kommunen des Landkreises. Grundsätzlich werden keine Kommunen mehr durch Zonengrenzen durchschnitten. In der letzten Überarbeitung wurden noch die Ortsteile Finsingermoos, Eichenried, Eching, Kempfing, Moosstetten, Lüß, Aufhausen, Singlding, Altham, Eichenkofen und Reisen in die gleichen Zonen wie ihre Kommunen gebracht. Außerdem wurde die Gemeinde Walpertskirchen der Zonengrenze 4/5 zugeordnet. Die Lage auf einer Zonengrenze bietet den Vorteil, dass die Fahrgäste je nach Fahrtziel ihre Zone wählen können.

Landrat Bayerstorfer sagte, aus Sicht des Landkreises Erding sei es sehr wichtig gewesen, dass man nachverhandelt habe. Beim bisherigen Modell wären die Landkreise überproportional belastet worden, profitiert hätten die Innenstadtlagen. Für Dorfen oder Taufkirchen hätte das bisherige Modell Preiserhöhungen von bis zu 30 Prozent mit sich gebracht. Das habe man nun abgewendet.

Für den Großteil der Fahrgäste bedeute die Strukturreform nun eine finanzielle Ersparnis. Nur ein übersichtliches und faires Tarifsystem sei auch attraktiv und lade noch mehr Menschen ein, das Auto stehen zu lasen und den ÖPNV zu nutzen. Er wolle sich dabei jedoch nicht mit fremden Federn schmücken, die Verhandlungen auf Erdinger Seite habe der stellvertretende Landrat Jakob Schwimmer geführt.

Auf Anfrage der SZ sagte Schwimmer, den Ausschlag hätten die 35 Millionen Euro gegeben, die die Staatsregierung beigesteuert habe und die in die Tarifberechnung eingeflossen seien: "Die Stadt München hat einen großen Happen bekommen und die Landkreise ihren Teil." Bei der Besprechung mit Ministerpräsident Markus Söder und den Landräten habe man auch angesprochen, dass die Tarifreform die Vorstufe eines möglichst einfachen und einheitlichen Tarifsystems sein sollte, sagte Schwimmer: "der Einstieg in das 365-Euro-Ticket".

Horst Schmidt (SPD) bat in der Strukturausschusssitzung man möge bei den Ticketpreisen für Jugendliche noch stärker insistieren und auch den 20-Minuten-Takt für Erding durchsetzen. Außerdem solle man beim S-Bahn-Service nachhaken: Der sei bei Störungen "unter aller Sau", die Fahrgäste würden auf Bahnhöfe geschickt, wo die Lautsprecherdurchsagen "kaum zu verstehen" seien.

© SZ vom 28.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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