Trisport Erding:Profis im Ehrenamt

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Der Stadttriathlon Erding hat in 25 Jahren enorme Dimensionen angenommen - in jeder Beziehung: mehr Aufwand, mehr Teilnehmer, mehr Helfer

Von Florian Kistler

Am Sonntag, 17. Juni, findet der Erdinger Stadttriathlon bereits zum 25. Mal statt. Winfried Kretschmer, 61, war von Beginn an dabei und bis 2012 im Vorstand von Trisport tätig. Noch immer ist er Mitglied im Organisationsteam.

Herr Kretschmer, wie ist vor 25 Jahren die Idee entstanden, einen Triathlon zu veranstalten?

Winfried Kretschmer: Wir haben uns 1992 zunächst als Abteilung des TSV Erding gegründet - als Gemeinschaft, in der wir gemeinsam Sport betreiben konnten. Entscheidend dabei: Triathlon ist ein Veranstaltungssport: Schwimmen, Radfahren und Laufen am Stück, das macht man eigentlich nur im Wettbewerb. Just zu der Zeit wurde der Triathlon am Thenner Weiher eingestellt. Da lag es für uns als junge Abteilung nahe, selbst eine Veranstaltung ins Leben zu rufen. Zuerst haben wir einen Split-Triathlon veranstaltet.

Fand der Split-Triathlon an einem Tag statt?

Der Wettkampf fand an drei Tagen statt und wurde vorwiegend veranstaltet, um neue Mitglieder zu werben. 1993 haben wir uns einen kleinen Triathlon zugetraut. Ausgetragen wurde er am Wiflinger Weiher, quasi vor der Haustür einiger der Organisatoren. Der erste Triathlon wurde mit einfachen Mitteln organisiert. Um die 50 Sportler haben damals teilgenommen.

Was meinen Sie mit einfachen Mitteln?

Wir haben zum Beispiel Gerüstelemente als Fahrradständer benutzt. Zudem gestaltete sich am Wiflinger Weiher der Schwimmausstieg recht schwierig - Steilufer, Büsche. Daraufhin hat Matthias Neumayr eine Rampe aus Fässern, die halb im Wasser schwamm, gebaut. Auch war die Radstrecke nicht abgesperrt. Man fuhr auf öffentlichen Straßen. Jeder war für sich selbst verantwortlich. Das wäre heute undenkbar.

Warum wurde der Triathlon schließlich nach Erding verlegt?

Die Bedingungen am Wiflinger Weiher waren zu beengt, vor allem für die Schwimmstrecke. Auch die Querung der Straße nach Wörth beim Lauf war ein Problem. Und natürlich haben wir uns als Erdinger Verein verstanden. Der neugestaltete Schrannenplatz hat uns dann dazu inspiriert, etwas Neues zu machen: einen Triathlon mit Zieleinlauf und Wechselzone direkt in der Stadt. Wir sind sicher nicht die Erfinder des Stadttriathlons, aber so etwas gab es weit und breit nicht.

Am Sonntag jährt sich der Erdinger Stadttriathlon bereits zum 25. Mal. Neben Laufen und Radfahren müssen die Athleten auch beim Schwimmen im Kronthaler Weiher ihr Können unter Beweis stellen. (Foto: Renate Schmidt)

Wie hat die Stadt darauf reagiert?

Die Stadt Erding hat uns mit offenen Armen empfangen. Die Stadtverwaltung hat das als Möglichkeit der Innenstadtbelebung gesehen. Dass diese Bereitschaft da war, etwas Neues auszuprobieren, fanden wir natürlich gut.

Gab es da auch schon andere Partner, von denen Sie unterstützt wurden?

Wir haben von Anfang an auf Sponsoring gesetzt. Das ging über das hinaus, was damals üblich war nach dem Motto: Gebt uns ein paar Preise und wir hängen ein paar Banner von euch auf. Sondern wir haben die Veranstaltung als Plattform angeboten, die Partner für Eigenwerbung nutzen können. Also Sponsoring als finanzielle Einnahmequelle, um die Veranstaltung möglich zu machen. Ein solcher Sponsoringansatz war damals im professionellen Bereich verbreitet, nicht bei solchen kleineren Veranstaltungen wie der unseren. Damit haben wir wichtige Sponsoren gefunden und langjährige Partnerschaften begründet, mit den Stadtwerken und Erdinger Weißbräu vor allem. Erdinger Weißbräu unterstützt uns seit vielen Jahren mit seiner Logistik. LKWs, Ausschankwagen, Garnituren, Gabelstapler und so weiter. Das hat dazu beigetragen, dass der Triathlon größer werden konnte. Aus den Teilnehmergebühren lässt sich eine solche Veranstaltung nicht finanzieren.

Welche weiteren Entwicklungen haben den Triathlon zu dem gemacht, was er heute ist?

Entscheidend war die Umstellung unseres Organisationsmodells. Wir hatten anfangs ein klassisches Modell mit einem Organisationsleiter, der alle Fäden in der Hand hielt. Mit einem solchen Modell ist aber sehr schnell eine Komplexitätsgrenze erreicht. Und Triathlon ist organisatorisch eine komplexe Angelegenheit. Wir haben 1999 auf ein vernetztes Modell umgestellt, eine Teamlösung. Es gibt ein Team von Ressortleitern, die eigenverantwortlich einen Bereich betreuen, zum Beispiel Wechselzone, Radstrecke, Teilnehmerverpflegung. Untereinander koordinieren sie sich in Meetings und in direkter Absprache. Jeder koordiniert seinen Stab an Helfern. Also eine flexible, eigenverantwortliche Organisationsform mit sehr flacher Hierarchie. Jeder ist in seinem Ressort ein Spezialist. Wir arbeiten professionell, ohne Veranstaltungsprofis zu sein.

Ist das ein Hauptgrund, warum der Stadttriathlon überhaupt noch ehrenamtlich gestemmt werden kann?

Ja, das glaube ich schon. Viele solcher Veranstaltungen werden inzwischen professionell gemanagt und zentral organisiert, mit Büro und einem Stab von Mitarbeitern. So etwas ehrenamtlich zu stemmen, ist meiner Meinung nach nur mit geteilter Verantwortung und Führung möglich. Und das erhält auch den familiären Charakter des Stadttriathlons - professionell organisiert, aber nicht von Profi-Veranstaltern, sondern eben ehrenamtlich.

Gab es in den letzten 25 Jahren größere Probleme, die gelöst werden mussten?

Irgendwas ist immer. Ständig muss etwas verändert werden, vor allem die Strecken wegen Bauarbeiten. Auch ist das Wetter natürlich ein unberechenbarer Faktor. Einmal war der Regen so stark, dass ein Start nicht möglich war . .

. Was haben Sie dann gemacht?

Jürgen Feyerabend-Syre, der heute im Vorstand vom Verein Trisport Erding ist, saß damals im Tower des Flughafens und schob Dienst als Fluglotse. Wir haben ihn angerufen und nach den Wetteraussichten gefragt. Er sagte, die Regenfront sei bald durch. Das konnten wir abwarten.

Winfried Kretzschmer (Foto: Renate Schmidt)

Triathlon hat an Professionalität gewonnen, es nehmen auch viele Profis teil. Glauben Sie, dass dadurch der Spaß, der vermutlich vor 25 Jahren eher im Vordergrund stand, verloren gegangen ist?

Das würde ich nicht sagen. Nach wie vor ist der Stadttriathlon vom Breitensport geprägt. Hinzu kommt: Triathlon ist eine recht egalitäre Sportart. Da gibt es keine VIP-Bereiche, getrennt von den anderen Teilnehmern. Sondern Freizeitsportler stehen neben Profis am Start. Das macht auch den Charakter von Triathlon aus.

Welche Herausforderungen kommen auf den Stadttriathlon zu?

Die behördlichen Auflagen werden immer mehr und komplexer. Das ist schon eine Herausforderung, vor allem für uns als Ehrenamtliche. Die große Frage ist natürlich, wie Sport sich in Zukunft verändern wird. Triathlon ist ein recht leistungsorientierter Sport. Wir beobachten, dass der Teamgedanke an Bedeutung gewinnt. Wir wollen deshalb neue Formen des Wettbewerbs testen. Zum Beispiel eine zusätzliche Wertung, wo die Sportler als Teams antreten und nicht mehr als Einzelkämpfer. Aber dass Triathlon eine Zukunft hat, glauben wir schon. Denn es ist ein sehr vielseitiger Sport. Und nicht zu vergessen: die Kombination der drei beliebtesten Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen.

Der 25. Stadttriathlon startet Sonntag, 17. Juni, Begonnen wird um 8.30 Uhr mit den jüngeren Gruppen. Um 10 Uhr sind die Teilnehmer der Volksdistanz an der Reihe, um 11.10 Uhr starten die Athleten zur Olympischen Distanz. Die Siegerehrungen der Jüngsten finden am Kronthaler Weiher statt, die der Jugend A, der Volksdistanz und der Olympischen Distanz am Schrannenplatz. Die letzte beginnt gegen 15.45 Uhr.

© SZ vom 16.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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