Wenn Eugen und Inge Schnaider mit ihrem Mercedes-Laster, Baujahr 1955, unterwegs sind, dann passiert es immer wieder, dass Autofahrer beim Überholen freundlich winken und ihr Handy zücken. Fotografiert wird aber nicht der Oldtimer, sondern die Aufschrift der Plane: "Erdinger Weißbräu" steht da riesengroß. Vergangenes Wochenende war das Ehepaar aus dem Schwarzwald wieder auf Achse. Es ging zum Treffen der Fanclub-Mitglieder vom Erdinger Weißbräu. Freitag und Samstag feierten rund 6000 Fans auf dem Volksfestplatz das 130-jährige Betriebsjubiläum. Der Eindruck von den ersten Feierstunden am Freitag: schweißtreibend.
"Das Erdinger Weißbier kommt eben überall gut an", betont Eugen Schnaider. Zusammen mit Ehefrau Inge sitzt er am heißen Freitagnachmittag gemütlich im Schatten seines Oldtimers, während in der prallen Sonne die Fans auf Einlass ins Festzelt warten. Darunter die Freunde Michael Hildebrand und Klaus Kalker in Lederhosen und dunkelblauen Poloshirts mit der Aufschrift "1. Erdinger Stammtisch Dormagen". Nordrhein-Westfalen - auch nicht der nächste Weg. "Wir sind mit unseren Frauen extra fürs Fest hierher gefahren", berichten sie. "Bei uns gibt es ja das Kölsch, aber so ein Weißbier aus Erding, das ist schon was anderes", erklärt Hildebrand. Die beiden Paare sind zum dritten Mal beim Fanfest des Erdinger Weißbräus dabei.
Stimmen der Fans
Sandra Ehrlicher, Mediengestalterin (rechts), und Michaela Kettner, Zahnarzthelferin, beide aus Neustadt bei Coburg: Ehrlicher: Ursprünglich waren wir eine Wandergruppe, dann habe ich auf der Consumenta 2007 das Erdinger entdeckt und jetzt treffen wir uns zu zehnt zum Erdinger Stammtisch. Das Erdinger schmeckt uns einfach am besten. An das Alkoholfreie kommt keine andere Marke ran. Kettner: Morgen fahren wir weiter in den Wanderurlaub nach Obersdorf. Das Fanfest hier ist der beste Urlaubsbeginn, den man sich vorstellen kann.
Stimmen der Fans
Jürgen Zameski, 55, Instandhaltungsleiter aus Mainz: Ich bin Mitglied beim Stammtisch Main-Gau und wir sind mit 14 Mann hierhergekommen. Bei den anderen beiden Fanfesten war ich auch schon dabei. Es ist einfach immer super hier. Zum Erdinger Weißbier-Fan bin ich über einen Kollegen geworden: Der war 1994 beruflich in der Gegend, kam per Zufall aufs Erdinger Herbstfest und da das Erdinger Weißbier kennengelernt. Er war so begeistert und hat mir vorgeschwärmt, ja und da hab´ ich´s auch mal probiert - und bin dabeigeblieben.
Stimmen der Fans
Thomas Dockmann, 29, Landmaschinenmechaniker aus Lastrup, Niedersachsen: Ich bin schon länger Mitglied im Fanclub, bei uns gibt´s den jetzt seit zehn Jahren. Zum Fanfest sind wir jetzt mit 18 Leuten nach Erding gekommen. Bei uns oben kennen wir ja nur Pils. Das Erdinger ist halt einfach ein Weißbier! Es schmeckt mir einfach, auch die anderen Sorten sind super. Mit dem Erdinger Weißbier verbinde ich einfach bairische Lebensfreude. Mir gefällt die bairische Art, hier ist alles so gemütlich, die Leute haben Zeit. Ich finde, bei uns sind die Leute viel hektischer.
Damit das Warten nicht zu schwer fällt, hat bereits ein Bierstand geöffnet und der ist gut besucht. Der Andrang fürs Eis von Christoph Krönauer vom gleichnamigen Erdinger Café hält sich am Freitag noch in Grenzen. Er sei auch als "Partner der Brauerei" hier, betont er. "Denn für uns Erdinger Geschäftsleute ist die Brauerei super, sie trägt den Namen Erding hinaus in die Welt." Das kann man so sagen. "90 000 eingetragene Mitglieder hat der Fanclub", berichtet Marketingleiter Wolfgang Kuffner. "Echt verrückt." Mit dem Fest wolle sich die Brauerei bei ihren treuen Fans bedanken, fügt er hinzu. Jeder Besucher erhält zwei Maß Bier und ein Essen gratis. Insgesamt rund 6000 Fans haben sich laut Kuffner für die beiden Festtage angemeldet.
Kurz nach 16 Uhr wird das Festzelt endlich geöffnet. Drinnen wartete auf die Gäste ein bayrisches Fest wie aus dem Bilderbuch: Ein Himmel aus blau-weißen Girlanden, Bedienungen im Dirndl, die auf meterlangen Tabletts Schweinebraten und Knödel servieren und dazu eine frische Maß. Zuvor lassen es die Böllerschützen Adlkofen ein paar Mal richtig krachen. Später dürfen sich die Besucher im Hochradfahren, Schuhplatteln, Goaßlschnalzen und Maßkrugstemmen versuchen, dazu spielt die Erdinger Band Gaudi Harmonie.
Durch das Programm führt der TV-Sportmoderator Gerd Rubenbauer, der gleich auf Fußball zu sprechen kommt. Mit 90 000 Fans belege der Erdinger Weißbräu Platz 4 in der Bundesliga, nur Bayern, Schalke und Dortmund hätten mehr eingetragene Mitglieder. Die Brauerei sei reif für die Champions League, erklärt er unter tosendem Applaus. Als Brauereibesitzer Werner Brombach im dunklen Trachtenanzug ins Zelt einzieht, gibt es kein Halten mehr. "Werner Brombach" skandiert das Zelt, begleitet von rhythmischem Klatschen. Brombach bedankt sich bei den Fans. "Die Zahl ist wirklich überwältigend." Auch wenn der Markt für Brauereien schwieriger geworden sei, habe die Privatbrauerei ihre Position halten können. "Der Fanclub ist dabei zu einem Markenzeichen von uns geworden", betont der Brauereichef. Für einige Weißbräu-Freunde ist dabei kein Weg zu weit. Für die längste Anfahrt wird am Freitag Christian Meyer aus Papenburg auf die Bühne gebeten. Am Samstag gibt es die Ehrung für einen Fan aus Dänemark. Beide erhalten ein Drei-Liter-Bierglas zur Belohnung. Im nächsten Jahr könnte laut Brombach bei den Mitgliederzahlen sogar die 100 000er Marke geknackt werden. Dann müsse aber eine anständige Feier her, fordert Rubenbauer. Wie zu erfahren ist, soll Marketingchef Wolfgang Kuffner bereits am Rumtüfteln sein.