Tolle Kulturarbeit:Wartenberger Mäzenatentum

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Der Verein Kulturmarkt und seine vielen Veranstaltungen sind 19 Jahre nach der Gründung nicht mehr aus der Marktgemeinde wegzudenken

Von Mathias Weber

Das wird ein knackiges Jahr: Das hat sich der Vorstand des Wartenberger Kulturmarktes gedacht, als er sich zusammengesetzt und nachgedacht hatte über die Planung des kommenden Jahres. In der Tat, 2017 kommt für den Kulturverein einiges zusammen. Zu den üblichen vielen Veranstaltungen, die die Mitglieder des Kulturmarkes organisieren, kommen noch zwei Höhepunkte: Zum zweiten Mal will man das Spektakulum veranstalten, das im vergangenen Jahr so viele Besucher angelockt hatte. Und dann steht ein Jubiläum ins Haus: Der Kulturmarkt feiert 2017 seinen 20. Geburtstag.

In den vergangenen 19 Jahren hat sich der Verein zu einer festen kulturellen Größe in der kleinen Marktgemeinde mit gut 4700 Einwohnern entwickelt. Damals, sagt die heutige erste Vorsitzende des Vereins, Beate Welnetz, habe es wohl einfach ein Bedürfnis nach mehr Kultur im Ort gegeben. Die Idee, einen Kulturverein zu organisieren, hatte sofort eingeschlagen, weil auch die Gesellschaft hinter dem Projekt stand: Der erste Vorsitzende - und er ist immer noch im Verein aktiv - war der ehemalige Bürgermeister, Apotheker und Hobby-Historiker Gustav Weltrich. Ihm sind ab 2002 Peter Schickinger, seine Tochter Stephanie Weltrich-Streit und schließlich Gabriele Vogel gefolgt. Seit 2014 steht nun Beate Welnetz dem Verein vor, ihr Stellvertreter ist Christian Seidl.

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(Foto: Franz X. Fuchs)

Zwei Highlights im Kultur-Herbst in Wartenberg: Im Oktober haben die Kabarettistin Angelika Beier...

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(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

...und der tschechisch-deutsche Schriftsteller und Slam-Poet Jaromir Konecny ihren Auftritt.

Welnetz ist relativ spät, erst vor wenigen Jahren, in den Verein eingetreten. Interessiert an den Veranstaltungen, sagt sie, sei sie aber schon immer gewesen, ihre Vorgängerin Gabriele Vogel - beide kennen sich auch aus der Wartenberger SPD, wo Welnetz dem Ortsverein vorsteht und Vogel Schriftführerin ist - hat sie als Mitglied geworben. Welnetz ist alles andere als eine geborene Wartenbergerin: Die 56-Jährige wohnt zwar schon lange dort, kommt aber ursprünglich aus Bremen, was man ihr noch anhört. Sie hat jahrelang in der Oberpfalz gelebt, mit Bayern kennt sie sich also aus; beruflich ist sie dann zur Lufthansa an den Flughafen gewechselt, seitdem wohnt sie in Wartenberg, "und das habe ich nie bereut", sagt sie.

Ins kalte Wasser wurde sie damals nicht geworfen, als sie neue Vorsitzende des Vereins wurde. Aber intensiv ist die Arbeit dann doch: Mehr als zehn Veranstaltungen im Jahr wollen gut geplant werden. Die Bandbreite ist enorm: Einmal im Jahr gibt es einen Kabarett-Abend, dann Lesungen und Theateraufführungen, immer wieder die beliebten Krimifrühstücke im Café Härtl, die Leiterin des Erdinger Stahl-Museums, Heike Kronseder, zeigt Bildervorträge. Regelmäßig finden zudem Konzerte in der Klinik statt, die Fotofreunde sind eine eigene Gruppe innerhalb des Kulturmarktes und organisieren Ausstellungen. Ein Höhepunkt des letzten Jahres war das erste Spektakulum, das der Kulturmarkt organisiert hatte. Ein im besten Sinne "bunter Abend" war das damals in den Räumen des Skiclubs Auerbach, in denen es so voll war, sagt Beate Welnetz, dass kein Stuhl mehr hinein gepasst hätte; mehr als hundert Zuschauer waren gekommen. Kabarettistin Sieglinde Lösch moderierte, zu Gast waren die Blaskapelle Hohenpolding und der 16-jährige Jonas Schmidmüller, der seine Diabolo-Künste präsentierte; Dudelsackspieler und Klarinettistinnen gab es auch, außerdem Kabarett. Ein gelungener Abend mit Künstlern aus Wartenberg oder der Umgebung, der im kommenden Jahr nun wiederholt werden soll. Der Kulturmarkt und die vielen Veranstaltungen, die er organisiert, sind kaum mehr aus der Gemeinde wegzudenken; traurig wäre das Kulturleben in Wartenberg ohne ihn. Die mehr als 100 Mitglieder des Vereins sehen das auch so, sie - vom Handwerker bis zum Akademiker, wie Welnetz sagt - zahlen 30 Euro im Jahr Beitrag; "manche auch mehr", sagt die Vorsitzende. Mitglieder, so heißt es auf der Homepage, hätten "das befriedigende Gefühl, Kultur nicht nur zu konsumieren, sondern zum Kreis derer zu gehören, die als Mäzen das kulturelle Geschehen in unserem Heimatort fördern." Ganz aber reicht die Hilfe der Mäzenen - und die fließige Unterstützung durch den Markt - nicht: Für die Klinikkonzerte, die bisher kostenlos waren, wird mittlerweile Eintritt verlangt, ebenso wie für viele andere Veranstaltungen. Früher hatte man um eine Spende geben, aber die hätten die Kosten nicht gedeckt, sagt Beate Welnetz. Den Besuchern wird es das wert sein - wenn sie damit die Kulturarbeit des einzigartigen Vereins unterstützen können.

Beate Welnetz leitet seit 2014 den Kulturmarkt. (Foto: oh)

Mehrere überregional bekannte Künstler hat der Kulturmarkt im Oktober nach Wartenberg gelockt: Am Freitag, 14. Oktober, kommt die Kabarettistin Angelika Beier in das Gasthaus Bachmaier nach Pesenlern und am Freitag, 21. Oktober, Jaromir Konecny und Stefan Straubinger mit dem "Bayrisch-Böhmischer Mordsbohei" in den Hinterhof Zache. Mehr Infos gibt es unter www.kulturmarktwartenberg.de.

© SZ vom 01.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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