Taufkirchen will gesamte Klasse mit iPads ausrüsten:Realschulen werden immer beliebter

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Die Anmeldezahlen steigen an allen Lehranstalten. Viele der Jugendlichen dürften vom Notenschnitt eigentlich auf das Gymnasium wechseln. Die Kombination von Theorie und Praxis und der offene Weg zum späteren Abitur locken

Von Regina Bluhme, Erding

Alle vier Realschulen im Landkreis Erding verzeichnen ein Plus bei den Anmeldungen fürs kommende Schuljahr. Eine weitere Gemeinsamkeit: Mehr als die Hälfte der neuen Schüler hat den Schnitt fürs Gymnasium in der Tasche - künftiges G 9 hin oder her. Die Rektoren erklären dies unter anderem damit, dass die Realschule letztendlich auch den Weg zum Abitur öffnet, nur für viele eben etwas stressfreier. Darüber hinaus tut sich an dem Schulzweig einiges: Es gibt Talent- und Förderklassen sowie Profilfächer. Und in Taufkirchen wird zum neuen Schuljahr eine iPad-Klasse eingeführt.

76 Fünftklässler in drei Klassen starten im kommenden Schuljahr an der Realschule Oberding. Das sind acht Schüler mehr als im vergangenen Jahr. Fast zwei Drittel der Schüler besitze eigentlich die Gymnasialeignung, berichtet Schulleiter Martin Heilmaier. "Wir haben sogar ein Mädchen mit einem Notenschnitt von 1,0." Er höre oft, "dass es eben viele Wege zum Abitur gibt", und einige gingen eben lieber "den gesicherten Weg". Also einen Weg, der den Schülern auch mehr Freizeit lasse, "wir schaffen es auch kommendes Jahr wieder ohne Nachmittagsunterricht". Das kommende Jahr stellt Martin Heilmaier vor eine besondere Herausforderung: Erstmals gibt es an der Oberdinger Realschule, die sich seit 2013 im Aufbau befindet, eine zehnte Klasse. "Da sind wir gefordert, die Abschlussklasse toll vorzubereiten." Eine weitere Neuerung werde in der siebten Klasse der zusätzliche Talentzweig Werken sein. Im übernächsten Jahr will Heilmaier eine Musikklasse an der Realschule einführen.

166 Anmeldungen verzeichnet Josef Grundner für die Mädchenrealschule Heilig Blut in Erding. Das bedeutet ein Plus von 15 Kindern im Vergleich zum vergangenen Jahr. Unter den neuen Fünftklässlern sind 87 Kinder mit einer Gymnasialeignung. Er persönlich glaube, dass viele die zwei Fremdsprachen auf dem Gymnasium abschreckten, sagt Grundner. Auch nach der Wiedereinführung des G 9 werde es Schüler geben, die vom Gymnasium an die Realschule wechselten.

Als besonderes Angebot an seiner Schule sieht Josef Grundner die Plusklasse, in der der Kaufmännische Zweig mit Französisch kombiniert werde. "Wir hören immer wieder vom Flughafen, dass kaufmännische Berufe gefragt sind und Sprachen sind da natürlich absolut von Vorteil." Beliebt ist auch in den zehnten Klassen die neue Übertrittsklasse am Korbinian-Aigner-Gymnasium. Wie Grundner mitteilt, haben sich zehn Schülerinnen angemeldet, die nach der zehnten dorthin wechseln wollen.

165 Anmeldungen vermeldet die Realschule Taufkirchen - das ist ein Plus von 39 Schülern im Vergleich zum vergangenen Jahr. 50 Prozent der Schüler haben die Noten für den Gymnasiumsübertritt. Nach Ansicht von Schulleiter Josef Hanslmaier liegt die Beliebtheit der Realschule auch an dem "Angebot von theoretischer und praktischer Arbeit." Die Schüler würden gut auf einen Beruf vorbereitet. Gleichzeitig stünden alle Wege zum Abitur offen. Das kommende Schuljahr beginnt an der Taufkirchner Schule ziemlich revolutionär: In der siebten Klasse wird erstmals mit Unterstützung von iPads unterrichtet. "Die Digitalisierung wird ja auch von oberster staatlicher Stelle favorisiert und wir wollen den Weg jetzt beschreiten", sagt Hanslmaier. "Unser Wunsch ist es, die gesamte Klasse mit schuleigenen iPads auszustatten", fügt er hinzu. Dafür würden noch Sponsoren gesucht.

Die Herzog-Tassilo-Realschule in Erding verzeichnet ebenfalls "ein leichtes Plus", wie Schulleiter Michael Altmann berichtet. Er rechnet mit circa 115 Fünftklässlern, im vergangenen Jahr waren es um die 110. Auch hier: Nahezu die Hälfte der Schüler hat den Gymnasiumsschnitt. Auf die möglichen Auswirkungen des wiedereingeführten G 9 angesprochen, erklärt er: "Bei Trends bin ich immer vorsichtig." Die Anmeldezahlen hingen auch immer davon ab, wie geburtenstark ein Jahrgang insgesamt sei. Er sei ja ein "glühender Verfechter der Schulart Realschule". Den Schülern stünden nach dem Abschluss alle Wege offen. In Erding sei die Situation besonders gut, "denn wir haben ja auch die FOS vor Ort." Wie Altmann mitteilt, haben sich außerdem sechs Schüler aus der zehnten für die Übertrittsklasse am Korbinian-Aigner-Gymnasium gemeldet.

Fürs kommende Schuljahr freut sich Altmann auf den neuen Werkbereich im Schulgebäude. Die Schule hat nämlich von Kunst auf Werken umgestellt - "bei 80 Prozent Buben hat sich das so ergeben". Für eine Million Euro wird gerade umgebaut. Im neuen Schuljahr sollen die zwei Werkräume und der Maschinenraum fertig sein. Dann werden die Schüler an Kreissäge und Bohrmaschine unterrichtet.

© SZ vom 06.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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