Tassilo-Kulturpreis der SZ:Grenzenlose Vielseitigkeit

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Andreas Begert ist fokussiert auf Musik - aber nicht auf eine Richtung, einen Stil oder ein Genre. (Foto: Felix Eichborn/oh)

In seinen Kompositionen verbindet Andreas Begert die unterschiedlichsten Genre und Stile. Klassik, Hip-Hop, Jazz und Pop - der 27-Jährige sucht und findet das Verbindende

Von Katharina Kohring, Erding/Dorfen

Andreas Begert, 27-jähriger Komponist und Pianist, kommt derzeit nicht so recht zum Musikmachen. Er muss sich um anderes kümmern. Jetzt, da das Konzert zu seinem Debütalbum "Die Trennung vom Kind" im Münchner Gasteig bevorsteht, hat er allerhand zu tun. Die Gestaltung der Plakate und Programmhefte hat er schon hinter sich, auch der Verkauf der Karten ist gelaufen - das Konzert in der Blackbox ist mit 230 Zuschauern restlos ausverkauft -, aber er muss sich noch um die Betreuung der 30 Musiker kümmern, die mit ihm auftreten werden. Begert ist auf der Zielgeraden. Vier Jahre lang hat er Stücke in verschiedenen Stilrichtungen und für zum Teil ungewöhnliche Besetzungen komponiert. Ihre Uraufführung am Freitag ist ein feierlicher und lang ersehnter Termin.

Der Titel seine Albums "Die Trennung vom Kind" ist nicht wortwörtliche zu nehmen. Es geht nicht um die Trennung eines Vaters von seinem Kind. So ist das nicht gemeint, sagt Begert. Er spielt auf die Trennung vom inneren Kind an, den Übergang vom Kindsein zum Erwachsenwerden. Begerts eigene musikalische Karriere begann sehr früh. Bereits im Alter von fünf Jahren bekam er Klavierunterricht, mit zwölf gewann er seine erste Auszeichnung für klassisches Klavierspiel bei einem Wettbewerb der Kreismusikschule Erding. Er beließ es nicht bei den Tasten, sondern lernte auch Cello. Mit zehn Jahren fing er an, in Ulli Büsels Jugendkammerorchester Violinissimo zu spielen, das 2012 mit dem Tassilo-Preis ausgezeichnet wurde.

Fragt man Begert, was die von ihm komponierte Musik ausmache, antwortet er "die Vielseitigkeit". Er will nicht zwischen den Genres differenzieren, er will sie verknüpfen: "Ich versuche immer das Beste rauszuholen. Trennen kann man die Musikstile nie voneinander. Wenn ich Hip-Hop spiele, schwingt immer auch ein bisschen Klassik mit." Das ist seiner Meinung nach der einzige Weg, wie Klassik oder Jazz überleben können. Würde man klassische Musik nicht mit zeitgenössischen Mitteln anreichern, würde sie zumindest unter Jugendlichen bald aussterben, da ist sich Begert ziemlich sicher. "Bezugspunkte zu suchen, an Melodien anzuknüpfen, woran junge Leute Interesse haben", ist sein Ansatz. Fänden Jugendlichen beispielsweise Elemente aus der Musik von Cro, einem deutschen Rapper, in klassischen Stücken wieder, fiele es ihnen deutlich leichter, sich mit dieser Art von Musik auseinanderzusetzen. Dieter Knirsch, sein langjähriger Klavierlehrer, hat ihn zu dieser Haltung, dieser Einsicht inspiriert. Knirsch ist ein ebenso vielseitiger wie kluger Musikpädagoge. Er ließ Begert klassische Stücken einüben, spielte mit ihm aber immer auch viel Jazz und Pop und zeigte ihm auf diese Weise die ganze Vielfalt der Musik.

Das Komponieren hat Andreas Begert während seines Musikstudiums für sich entdeckt. Zurzeit komponiere er lieber, als Musik zu spielen, sagt er. Auch aus pragmatischen Gründen. Musik zu schaffen, sei für ihn zeitlich entspannter, die freiere Zeiteinteilung tue ihm und seiner Familie gut. Ob sich dauerhafter Erfolg einstellt? Begert ist optimistischer Realist: "Es ist schwer für junge Musiker, sich ein Standbein in der Musikbranche aufzubauen. Preise wie der Tassilo tragen auf jeden Fall dazu bei, dass man auch jungen Musikern eine Chance gibt."

Seit Begert 2015 sein Musikstudium mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen hat, lehrt er schulpraktisches Klavierspiel an der Hochschule für Musik und Theater in München. Er war auch schon als Dozent der Musikakademie Hammelburg für Studenten der Max-Weber-Stiftung tätig. Außerdem wurde er als Komponist ins Label Paschen Records aufgenommen und veröffentlichte mit verschiedenen Formationen die Alben "Schwebend", "Wüstengras" und "What's Rap". Seit Februar 2017 ist er am Gärtnerplatztheater München beschäftigt und betreut die Gärtnerplatz-Jugend musikalisch.

Begert hat auch schon ganz explizit für andere Musiker komponiert, wie für Thomas Jauch, Solo-Kontrabassist der Bayerischen Staatsoper, den Schlagzeuger Sebastian Förschl von den Münchner Philharmonikern oder für seinen Vater, Stephan Bauer, Solo-Kontrabassist der Niederbayerischen Philharmonie. Jauch und Bauer werden auch bei seinem Konzert am Freitag neben 28 weiteren Musikern aus verschiedenen Orchestern dabei sein. Weil das Konzert im Gasteig so schnell ausverkauft war, wird Begert am 25. November im Jakobmayer in Dorfen noch einmal mit einem ähnlichen Programm auftreten. Karten dafür gibt es bereits im Vorverkauf.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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