Tarifreform:MVV will attraktiver werden

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Im Dezember sollen die Preise im Schnitt um sieben Prozent sinken. Strukturausschuss fasst einstimmigen Empfehlungsbeschluss an den Kreistag

Von Thomas Daller, Landkreis

Der Münchner Verkehrs-Verbund (MVV) will attraktiver werden: Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2019 ist eine Preissenkung von durchschnittlich sieben Prozent geplant. Ermöglicht wird dies durch einen Zuschuss des Freistaats in Höhe von 35 Millionen Euro jährlich. Dieser Zuschuss ist auf drei Jahre befristet. Optimistische Prognosen gehen davon aus, dass der MVV damit genügend Kunden gewinnt, um nach diesen drei Jahren auf den Defizit-Zuschuss des Freistaats verzichten zu können. Der Strukturausschuss des Landkreises hat einen Empfehlungsbeschluss an den Kreistag gefasst, der Strukturreform zuzustimmen.

Der MVV hat im Vergleich zum ersten Entwurf der Tarifreform deutlich nachgebessert. Ursprünglich hätte die Landeshauptstadt München von der Reform profitiert und die Landkreise hätten den Schwarzen Peter bekommen. So hätten sich die Linienbusfahrten im Landkreis Erding deutlich verteuert; zwischen zehn und 25 Prozent, so eine Kalkulation des Landratsamts. Deswegen hatte der Strukturausschuss im September vergangenen Jahres heftige Kritik an der Reform geübt.

Bewegung in die Geschichte kam erst, als Ministerpräsident Markus Söder finanzielle Unterstützung des Freistaats zusicherte. Söder hatte im Wahlkampf ein 365 Euro-Jahresticket angeregt und war damit in der Pflicht, den ÖPNV zu fördern. So konnten etliche Forderungen der Landkreise erfüllt werden. Für den Landkreis Erding bedeutet das, dass die Kommunen im Osten um eine Zone näher eingestuft wurden, die Gemeinden mit ihren jeweiligen Ortsteilen in einer einheitlichen Tarifzone gruppiert wurden und die Tickets für Senioren nicht teurer und für junge Leute unter 21 Jahren nur geringfügig teurer werden. Günstiger werden die Abo-Karten, die Preise für Streifenkarten bleiben gleich, Einzelfahrkarten werden etwas teurer, aber nicht in dem Maße, wie ursprünglich geplant. Damit waren auch die Kritikpunkte des Erdinger Strukturausschusses weitgehend abgearbeitet, wie Norbert Specht, der anwesende Vertreter des MVV, betonte. Auch die politische Vorgabe der Staatsregierung, "wer öfter fährt, soll mehr profitieren", sei mit der neuen Strukturreform erfüllt worden, sagte Specht.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) sagte, er fühle sich bestätigt, dass der Landkreis der ersten Fassung der Tarifreform heftig widersprochen habe. Ursprünglich sei nur München ein "echter Profiteur" der Reform gewesen. "Dann hat sich der Ministerpräsident eingeschaltet und dann hat es Geld gegeben", sagte Bayerstorfer, "es ist uns gelungen, dass wir gehört wurden."

"Es zeigt sich, dass es sich lohnt, widerspenstig zu sein", sagte auch Kreisrat Horst Schmidt (SPD). Das gemeinsame Vorgehen der Landkreise habe zum Erfolg geführt. Er erkundigte sich zudem bei Specht, wie lange denn die Förderung über 35 Millionen Euro laufen werde. Mit einer einmaligen Förderung sei es ja nicht getan. Drei Jahre, sagte Specht, und man gehe davon aus, dass der neue Tarif so viele Fahrgäste anziehe, dass danach dieses Defizit nicht mehr eintreten werde: "Aber genau wissen wir es nicht, das beruht auf Prognosen."

Petra Bauernfeind (Freie Wähler) lobte einerseits, dass es ein guter Ansatz sei, die Preise "unterm Strich" um sieben Prozent zu senken, aber zu einer besseren Attraktivität gehöre auch, dass die S-Bahn zuverlässiger werden müsse, damit man pünktlich zur Arbeit komme.

Hans Schreiner (Freie Wähler) regte an, dass man aus Sicht des Landkreises Erding auch den zweigleisigen Ausbau der Bahnlinie von Dorfen nach Markt Schwaben nicht aus den Augen lassen dürfe.

Der Strukturausschuss stimmte dem Empfehlungsbeschluss einstimmig zu. Specht sagte, "sie tun ihren Bürgern was Gutes, wenn sie der Tarifreform in der Form zustimmen".

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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