Sportler und Autor:"Jeder kann sich was rauspicken"

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Florian Wildgruber, 26, war früher erfolgreicher Leistungssportler, heute ist er Redner und Autor. In seinem aktuellen Buch ermuntert er Menschen, egal ob alt oder jung, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren

Interview von Patrick Bäuml, Eitting/Freising

Florian Wildgruber hat einen beeindruckenden Lebenslauf. Mit nur 26 Jahren ist er deutscher und europäischer Triathlon-Meister, Ironman-Hawaii-Finisher gewesen. Nun hält er Vorträge und ist Autor. Sein neues Buch trägt den Titel "Stärke - Warum wir alle mehr können, als wir glauben." Im SZ-Interview spricht Florian Wildgruber über seine Heimat Freising, sein aktuelles Werk und neue Ziele.

SZ: Sie sind viel herumgekommen in der Welt, trotzdem sind Sie seit Ihrer Geburt in Freising sesshaft. Warum gab es für Sie nie den Wunsch, in die Welt hinauszuziehen und fortzubleiben?

Wildgruber: Ich wohne nicht mehr direkt in Freising, sondern ungefähr zehn Kilometer außerhalb. Ich finde das ehrlich gesagt ganz angenehm. Wenn man viel unterwegs ist, gerade in großen Städten, viel auf Achse ist und viele Leute sieht, ist es ganz angenehm, wenn man es an seinem Heimatstandort ein bisschen relaxter hat. Das gefällt mir ganz gut so. Ich bin in Freising einfach super gerne, da zieht es mich auch nicht wirklich weg.

Im vergangenen Jahr haben Sie Ihr Buch "Stärke" veröffentlicht. Wie kam Ihnen die Idee zu dem Buch?

Den ersten Grundgedanken hatte ich schon, als ich damals Triathlon gemacht und nebenher Vorträge gehalten habe. Für einen Redner ist das Buch die Visitenkarte, mit der er sein Thema und seine Expertise untermauert. Aber während des Sports war es einfach too much, das Buch zu schreiben. Als ich dann mit dem Leistungssport aufgehört habe, dachte ich, das wäre der richtige Zeitpunkt, das zu machen.

Was bedeutet Stärke?

Stärke bedeutet erst mal nicht, wenn man zum Beispiel an einen Leistungssportler denkt, Muskulatur, Ausdauer oder körperliche Kraft. Das ist der klassische Gedanke. Es geht aber um das Gesamtkonstrukt, also, was einen Menschen stark macht. Das heißt, sowohl der Körper als auch das Mentale, was er besonders gut kann. Das ist eben die Sache: Man schaut meistens, was kann man nicht gut? Man sollte eher schauen, wie lenke ich den Fokus auf das, was ich gut kann? In meinem Fall: Mir wurde früher immer gesagt, ich könne meinen Mund nicht halten, ich könne nicht still sitzen - was jetzt aber im Endeffekt meine größte Stärke ist. Jetzt halte ich Vorträge, und aus dem Nichtstillsitzenkönnen wurde eben der Leistungssport.

Warum können wir alle mehr, als wir glauben?

In dem Buch geht es nicht darum, dass jeder alles kann. Das ist, auf deutsch gesagt, einfach Bullshit, dieses klassische Motivationsgerede. Es geht viel eher um die Anleitung, wie ich herausfinde, was ich gut kann und wie ich das dann im Alltag, Beruf oder Hobby auch richtig einsetze.

Wem möchten Sie Ihr Buch besonders ans Herzen legen?

Ich habe ja auch überlegt, für welche Zielgruppe ich schreibe. Da habe ich mit Lektoren gesprochen, doch im Endeffekt war die Zielgruppe nicht definierbar. Das ist auch das aktuelle Feedback. Das Buch wird etwa von 16 Jahren aufwärts gelesen, bis hin zu Vorständen, 50- oder 60-Jährige. Selbst meine ehemalige Grundschullehrerin hat das Buch gelesen. Die ist jetzt 80. Und sie hat auch gesagt: "Da waren richtig gute Sachen dabei, die ich mitnehmen konnte." Ich sehe das Buch als Buffet, von dem sich jeder etwas rauspicken kann, nicht den einen Plan, der für alle funktioniert.

Eins der letzten Kapitel in Ihrem Buch heißt "Entwicklung - Ziel erreicht und jetzt?" Sie haben mit Ihrem Buch nun ein Ziel erreicht, also was jetzt?

Ich hangel mich immer so von Ziel zu Ziel und lasse mich immer ein bisschen inspirieren. Ich sage also nicht: "Okay, das eine Ziel ist erledigt, ich brauche jetzt sofort das nächste." Klar mache ich mich auf die Suche, aber ich schaue, was mich interessiert und was Sinn ergibt. Ein Projekt habe ich aber schon. Ich habe vor einiger Zeit ein Video gesehen, in dem Hundertjährige interviewt wurden. Es gibt so viele Leute, die über Motivation, Zufriedenheit und Gesundheit reden, aber möglicherweise nicht das Hintergrundwissen haben. Da kann ich mir mit 26 Jahren in bestimmten Bereichen gar nicht herausnehmen, zu erzählen, wie es läuft. Da dachte ich: "Wenn's einer weiß, dann die." Das ist also mein nächstes Projekt: Eine Weltreise machen, vielleicht sogar mit dem Fahrrad, und Hundertjährige für ein Interview suchen.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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