Street-Art-Festival:Für "Artding" wird die Zeit knapp

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Den "Globetrotter" hinter ihm an einer elf Meter hohen Hauswand in de Johann-Sebastian-Bach-Straße hat Daniel Westermeier vor drei Jahren gemalt. (Foto: Renate Schmidt)

Mr. Woodland plant weiter an einem internationalen Event in Erding. Doch das Projekt steht auf der Kippe, denn die Finanzierung ist noch nicht gesichert

Von Katharina Kausche, Erding

Im Sommer soll es endlich soweit sein: Ein Street-Art-Festival in Erding. Zum "Artding" sollen internationale Künstler aus der Street-Art Szene in die Kreisstadt kommen. Die Idee des Erdinger Künstlers Mr. Woodland, aka Daniel Westermeier, steht schon seit 2017. Doch bisher scheiterte die Realisierung des Festivals an der Finanzierung. Mit 45 000 Euro waren die kalkulierten Kosten zu hoch.

In einer abgespeckten Version soll es dieses Jahr klappen. "Alles, was ich vorher machen konnte, ist bis ins Kleinste durchgeplant," sagt Mr. Woodland. Das Festival stehe "in den Startlöchern". Eine Internetseite ist so gut wie fertig, Wände zum Bemalen sind im Gespräch und die von ihm ausgewählte Künstler aus ganz Europa warten nur noch auf das "Go". Auch einen Namen hat das Festival schon: "Artding" ist zum einen eine Kombination aus "Art" und "Erding" ausgesprochen, zum anderen aber auch der Name der Stadt auf Bairisch. "Da wüsste sogar Oma Erna worum es geht", lacht Mr. Woodland: "Ich denke, das würde das Festival in Erding anders und sympathischer machen."

Seit zwei Jahren hängt sich der Künstler in sein "Artding"-Projekt rein. "In Erding gibt es kulturtechnisch, außer dem Sinnflut-Festival, nichts", findet der 37-Jährige. Wenn er nicht gerade irgendwo in Europa unterwegs ist und Häuserfassaden bemalt, leitet er das Kreativbüro Toxic Playground in Walpertskirchen. Mr. Woodland ist in der internationalen Street-Art Szene bekannt und gefragt, sein Lebensmittelpunkt bleibt für ihn aber der Landkreis Erding. "Es ist meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen, hier wohnen meine Eltern."

Und hier kennt man auch seine Kunst. Mr. Woodland hat in der Stadt schon mehrere Fassaden gestaltet. Sein "Globetrotter" in der Johann-Sebastian-Bach-Straße erstreckt sich über vier Stockwerke. Demnächst verwandelt er die Unterführung zum Volksfestplatz in eine Unterwasserwelt.

"Ich denke, dass so ein Festival der Stadt gut tun würde." Andere Städte hätten schon vor Jahren gemerkt, wie "wichtig solche Kunst und Kultur" sei. Seit etwa zehn Jahren gibt es immer mehr Street-Art-Festivals in Europa. Mr. Woodland war schon bei einigen dabei - in Polen, Griechenland und im kommenden Frühjahr in Albanien. Beim "Mural Fest" in Berlin hatten ihn die Organisatoren als einen von 40 ausgewählten internationalen Künstlern eingeladen. Dort gestaltete er eine 21 Meter hohe Fassade. "Solche Kunstwerke, ziehen Künstler und Interessierte aus der Street-Art Szene an", sagt Mr. Woodland. Man könne sie auf Google Maps verknüpfen und nach dem Festival eine Art "Safari von Kunstwerk zu Kunstwerk" anbieten. "Die Kunstwerke bleiben minimum drei Jahre an den Fassaden", sagt er, "dann dürfen sie theoretisch überstrichen werden."

Aber auch in diesem Jahr könnte das geplante Festival in Erding wieder an der Finanzierung scheitern. Zurzeit ist nicht mal die Hälfte der geplanten Kosten gedeckt. Mit 25 000 Euro liegen die deutlich unter denen des ersten Entwurfs - bisher stehen aber lediglich die 10 000 Euro aus dem Topf der Stadtteilkunst der Stadt Erding fest. Ende Februar ist die Deadline. Bis dahin müsse klar sein, ob die fehlenden 15 000 Euro noch aufgetrieben werden können, sagt Mr. Woodland. Zum Organisieren werde langsam die Zeit knapp.

Neben Sponsorenanfragen, um die sich der Künstler selbst kümmert, läuft zurzeit auch in Antrag bei der Regierung von Oberbayern für eine Förderung im Rahmen des Projektfonds "Soziale Stadt" oder über andere Fördertöpfe. "Leider haben wir noch keine Zusage bekommen und wissen auch nicht wann die Antwort kommt," sagt Bernadette Karlstetter von der Stadtentwicklung Erding.

Wenn es am Ende doch nicht für ein richtiges Festival reicht, sondern bei den schon gesicherten 10 000 Euro bleibt, werde in diesem Jahr dennoch und auf alle Fälle etwas passieren, bestätigen Mr. Woodland und Karlstetter. "Aber es wird dann kein Street-Art Festival in dem Umfang sein, in dem wir uns das eigentlich vorstellen", sagt der Künstler. Hebebühne, Farbe, Pinsel und Spraydosen seien allein schon Kostenpunkte, die für das Kunstwerk an sich anfallen. Plus Flüge, Hotel und kleine Honorare für die Künstler, würde ein Budget von 10 000 Euro lediglich zwei bis drei Wände finanzieren. "Dafür brauche ich keine Künstler nach Erding holen und ich kann im Nachhinein auch keine Street-Art Safari aufziehen."

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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