Strategien für Anleger:Die Einlagen wachsen weiter

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Auch wenn es gar keine Zinsen mehr gibt, bringen die Menschen ihr Geld zur Sparkasse

Von Antonia Steiger, Erding

Wer sein Geld zur Bank trägt, darf heutzutage nicht mehr damit rechnen, dass es sich ohne sein Zutun in nennenswerter Weise vermehrt. Die Zeiten hoher - und auch niedriger - Zinsen sind vorbei, und das macht den Sparern zu schaffen. Aber nicht nur ihnen: Auch die Banken stehen vor der Frage, wie sie mit dem ihnen anvertrauten Geld gewinnbringend wirtschaften sollen. Die Niedrigzinspolitik trifft alle: Banken, Sparkassen und Anleger. Dass die Sparkassen aber keine Schuld daran trifft, dass es keine Zinsen mehr gibt, erklärte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, den Teilnehmern des Anlegerforums der Sparkasse Erding-Dorfen. Verantwortlich dafür ist die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank.

In regelmäßigen Abständen ruft die Sparkasse Erding-Dorfen Anleger zusammen, um ihnen mögliche Strategien zu präsentieren. Wie Sparkassen-Chef Joachim Sommer mit Zahlen unterlegen konnte, sei man mit den Tipps in den vergangenen Jahren nicht falsch gelegen. Auch jetzt gibt es Möglichkeiten, der Null-Zins-Politik zu entfliehen, zum Beispiel beim Kauf von Aktien und Anleihen von Unternehmen. "Hier ist Rendite noch möglich." Wie Kater in einem Pressegespräch erläuterte, komme dies aber nur für denjenigen in Frage, der sein Geld langfristig angelegt könne.

Wer dagegen sein Geld vor allem sicher verwahrt haben wolle und wem es egal sei, wenn es keine Rendite abwirft, der könne das Geld genauso gut unverzinst bei der Sparkasse liegen lassen. Und das tun offenbar nicht wenige, wie Joachim Sommer bestätigte: "Das Einlagenwachstum ist ungebrochen." Das Problem sei nur, wie die Sparkasse mit diesem Geld verfahre. 1,5 Milliarden Euro Einlagen stehen laut Sommer etwa 1,1 Milliarden Euro gegenüber, die die Sparkasse als Kredite ausgibt. Bleibt ein Rest in Höhe von "mehreren Hundert Millionen Euro", die das Institut anlegen möchte und muss. Eine risikoarme Variante wäre es, das Geld zur Europäischen Zentralbank zu tragen, wie Sommer sagt. Der Nachteil: Dort zahlt sie einen Negativzins in Höhe von derzeit 0,4 Prozent. In deutlich größerem Umfang als früher befasst man sich daher heute in der Sparkasse Erding-Dorfen mit der Frage, wie und wo das eigene Geld angelegt werden kann. Und welche Risiken man eingeht will.

Speziell in der Region rund um München denken Anleger auch über Immobilien als Geldanlage nach. Die Preise sind hoch, doch sie können bezahlt werden, sagt Kater. "Die Nachfrage ist da." Er glaubt, dass die Preise für Immobilien weiter steigen werden, wenn auch etwas langsamer. Und er fürchtet, dass der Abstand zwischen denen, die sich solche Immobilien leisten können, und denen, die das nicht schaffen, immer größer werde. "Hier ist die Politik gefordert, genügend Wohnraum zu schaffen", sagt Kater. Man müsse sich wieder mehr mit der "Umverteilung" beschäftigen, findet er. Dies sei in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt worden. Mehr Solidarität innerhalb eines Landes und zwischen den Ländern: "Davon wird Deutschland nicht arm".

Die Sparkasse, so sagte Sommer gegenüber der Presse, wähnt sich für die Zukunft gut aufgestellt, auch wenn der Kostendruck enorm sei. Mit Kater ist er sich darin einig, dass die regionalen Banken von großer Bedeutung sind für die kleinen Firmen. Dass sie den gleichen Regularien unterliegen, wie die Großbanken, finden beide falsch.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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