Störungsfreier Unterricht:Erste Hilfe für den Klassenclown

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An drei Schulen im Landkreis gibt es seit diesem Schuljahr das "Alternative schulische Angebot". Damit versucht ein Pädagogen-Tandem, schwierige Kinder in den Klassenverband zu integrieren und Lehrer zu entlasten

Von Nadine Kellner, Erding/Isen/Wartenberg

Einzelgänger, Klassenclown oder Streithahn - diese allzu bekannten Schülertypen kennt jeder. Doch im Unterricht gegen den Schreihals aus der letzten Reihe anzukommen oder einem Außenseiter zurück in den Klassenverbund zu helfen, ist für jeden Lehrer eine große Herausforderung. Bei Schülern mit diesen sogenannten sozial-emotionalen Störungen soll künftig eines helfen: "AsA", das "Alternative schulische Angebot". Die Marie-Pettenberg-Schule Wartenberg, die Grund- und Mittelschule Isen und die Mittelschule Altenerding sind die ersten drei Schulen im Landkreis, die damit arbeiten werden.

Ulrike Willendring arbeitet im AsA-Tandem der Mittelschule Altenerding. Willendrings Ziel ist, Schülern das Handwerkszeug zu geben, Konflikte selbst zu lösen. "AsA hat ganze zehn Lehrerstunden. Da ist endlich einmal Zeit, den Schülern zuzuhören", sagt sie. Es fehle im Unterricht an Zeit, Streitereien zu klären oder sich um Schüler zu kümmern, die den Lehrern Sorgen bereiten würden. Wenn den Kollegen ein Schüler ausgegrenzt scheint, sich nicht selbst zu integrieren vermag oder vor Unruhe und Streitereien kein Unterricht machbar ist, kommen die Lehrer auf das AsA-Team zu.

In AsA arbeitet ein Tandem aus Regelschullehrkraft und Förderschullehrer an Grund- und Mittelschulen zusammen. Es hilft Kindern, die mit Ängsten, geringer Ausdauer oder Belastbarkeit kämpfen, mit vermindertem Durchsetzungsvermögen, mangelndem Selbstbewusstsein oder eingeschränkter Selbststeuerung und Impulskontrolle. Vor allem aber soll AsA präventiv wirken: Mit Trainingseinheiten in den Klassen und Beratungen für Schüler und Eltern. Als Vermittler zwischen Lehrkräften und Schülern will es zugleich präventiv arbeiten, damit solche Störungen erst gar nicht auftreten.

Roya-Maria Ensen von der Catharina-Fischer-Schule ist die Förderschullehrerin des Angebots sowohl für die Mittelschule Altenerding als auch an der Marie-Pettenberg-Schule. Sie ist Sonderpädagogin mit emotional-sozialen Förderschwerpunkt. Mit Klassenverbänden führt sie im AsA-Duo unter anderem Konzentrations- und Sozialtrainingseinheiten durch, um zum Beispiel zu zeigen, wie man seine eigene Meinung vertreten, "Nein" oder "Stopp" sagen kann. Während ihrer jeweils fünf Wochenstunden an den beiden Schulen führt Ensen auch Selbstreflexionsübungen und Rollenspiele durch und ist Beraterin und Ansprechpartnerin. Sie hilft Eltern weiter, deren Kinder nicht mehr genügend am Unterricht teilnehmen können, fungiert als Vermittlerin zwischen den Schülern selbst oder zwischen den Lehrern und den Schülern.

"Durch die andere Perspektive, die die Förderschullehrerin einbringt, wurde eine neue Basis für Diskussionen geschaffen, die oft Aha-Effekte bietet", erklärt Schulleiter Michael Braun von der Marie-Pettenberg-Schule. AsA biete einen "Gesamtblick". Laut Ensen ist das Ziel von AsA nicht nur, störungsfreien Unterricht zu garantieren. Genauso sollte Kindern mit Förderbedarf der Besuch einer Regelschule ermöglicht werden.

Stefanie Peintner gehört zum AsA-Team der Grund- und Mittelschule Isen. Ihrer Ansicht nach ist ein starkes Kollegium Voraussetzung dafür, dass das Projekt funktioniert. Während Uta Hohnerlein vom Förderzentrum Dorfen bereits in Klassen Übungen durchführt, ist Stefanie Peintner gerade dabei, abzuklären, welche Erwartungen die Lehrer an das neue Angebot haben.

Der Schulleiter in Isen, Michael Oberhofer, erklärt, dass ebenso der Mobile Sonderpädagogische Dienst, die Schulsozialarbeit und die Pastorale Schule mit den Schülern arbeiten. "Wenn all diese im Gleichklang sind, koordiniert und strukturiert, ist dies ein neues Instrument, was uns weiterbringt", sagt er zum neuen Angebot.

Das Konzept Alternative schulisches Angebot wurde bereits im Jahr 2000 in München ins Leben gerufen und kam in diesem Schuljahr über die drei Schulen in den Landkreis. Laut der Direktorin des Schulamts Erding, Marion Bauer, soll das Angebot im Landkreis sukzessive erweitert werden.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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