Alles ist gelb:Pollen in Bestform

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Auch Kastanien wie diese am Unteren Markt in Dorfen leisten ihren Beitrag bei dem Fest des Blütenstaubs in diesem Frühjahr. (Foto: Renate Schmidt)

In diesem warmen Frühjahr haben viele Pflanzen auf einmal angefangen zu blühen. Für die gelbliche Schicht sind die Fichten verantwortlich, sie blühen nur alle paar Jahre so intensiv

Von Florian Kistler, Erding

Gelbliche Spuren hinterlässt der Pollenstaub auf Fenstern und Autos, auf Straßen und Gehwegen. Wer seine Fenster offen stehen lässt, findet später eine feine Schicht auf Möbeln und dem Boden. Dass gerade in diesen Tagen so viele Pollenkörner beobachtet werden können, ist laut dem Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Erding, Stefan Warsönke, auch auf die sommerlichen Temperaturen zurückzuführen. "In diesem Jahr ist es sehr schnell sehr warm geworden. Deshalb haben viele der Pflanzen auf einmal angefangen zu blühen", sagt Warsönke. Die allgemeine Wetterlage führe auch dazu, dass mehr Blütenstaub als sonst in der Luft ist. "Durch das trockene Wetter und den Ostwind haben die Pollen die idealen Bedingungen, um kilometerweit umherzufliegen", berichtet Warsönke.

Der gelbliche und fast sandähnliche Staub, der sich überall absetzt, stammt laut dem Bereichsleiter Forsten größtenteils von den Fichten. "Diese Bäume blühen heuer intensiv und verbreiten daher ihre Pollen sehr stark", erklärt Warsönke. Denn das Jahr 2018 sei ein "sogenanntes Mastjahr". Es komme bei Fichten alle drei bis fünf Jahre vor und sei gekennzeichnet von dem Umstand, dass die Bäume ihre Samenproduktion steigern und mehr Zapfen entstehen würden. "In dieser Zeit wachsen die Bäume zudem weniger, weil die Ressourcen geschont werden und die Holzproduktion zurückgefahren wird", so Warsönke. "Beobachten können wir das anhand der Jahresringe."

Warum in diesem Jahr die Fichte besonders stark blüht, ist laut Warsönke noch nicht ganz erforscht. "Es wird vermutet, dass die Witterungsbedingungen in den Sommermonaten des Vorjahres den Grundstein für die Pollenproduktion im darauffolgenden Jahr legen", so Warsönke. Doch nicht nur die Fichte produziert heuer besonders viel Blütenstaub. Auch der Frühblüher Spitzahorn hatte laut Warsönke ein besonders intensives Jahr.

Dass der Pollenflug im Vergleich zu den vorherigen Jahren und Jahrzehnten zugenommen hat, kann Warsönke jedoch nicht bestätigen. "So etwas gibt es immer wieder einmal, das ist vollkommen normal." Vielmehr fürchtet der Bereichsleiter Forsten die Schädlinge, die bei der intensiven Samenproduktion der Bäume leichtes Spiel haben. "Die Fichten sind dadurch geschwächt und sehr anfällig für den Borkenkäfer. Im Landkreis Erding mussten wir bereits die ersten Befalle verzeichnen", so Warsönke.

Auch die Allergiker leiden unter der derzeitigen Wetterlage und dem Pollentreiben. Der Erdinger HNO-Arzt Markus Frantz sieht jedoch die Birke als Hauptschuldige. "Allergien gegen Fichtenpollen gibt es zwar, sie kommen aber in der Regel nur selten vor", so Frantz. Von einer Birkenallergie seien viel mehr Personen betroffen. Hier gäbe es auch Kreuzallergien, und die Betroffenen würden zusätzlich auch auf Bäume wie Weide und Buche allergisch regieren. "Die Fichte wird bei den meisten Allergietests ohnehin nicht getestet", sagte Frantz.

© SZ vom 04.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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