Statistisches Landesamt prognostiziert deutlich mehr Zuwanderer bis 2035:Der Flächenfraß nimmt zu

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Wegen des Bevölkerungswachstums wird immer mehr Grund im Landkreis für Siedlungen und Verkehrsflächen überbaut. Vom Rückgang der Landwirtschaft profitieren zum geringen Maße die Wälder

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Der Landkreis Erding wird - neben Dachau und Ebersberg - nach einer Prognose des Statistischen Landesamtes bis zum Jahr 2035 das größte Plus an Bevölkerungszuwachs haben. Nach den vom Äußeren Planungsverband München veröffentlichten Daten lebten zum 31. Dezember 2015 knapp 134 000 Menschen im Landkreis. 2035 sollen es 15,7 Prozent mehr sein. Die Schattenseiten des Zuwachs sind alltäglich zu sehen: steigende Preise auf dem Immobilienmarkt und ein stetig wachsender Verbrauch von Flächen für Siedlungs- und Verkehrsflächen zum Leidwesen von Naturschützern. Seit 1985 hat sich dieser Flächenfraß mehr als verdoppelt. Von 5,84 Prozent der gesamten Fläche Erdings auf 12,1 Prozent.

87 072 Hektar ist der Landkreis groß. 12,1 Prozent entsprechen damit 10 540 Hektar. Erding liegt damit aber immer noch unter dem Durchschnittsverbrauch in der Region von 17,4 Prozent - zu der neben Erding Dachau, Ebersberg, Freising, Fürstenfeldbruck, die Stadt und der Landkreis München, Starnberg und Landsberg am Lech gehören -, und knapp über dem bayernweiten Wert von 11,8 Prozent. Wobei natürlich die Landeshauptstadt München am stärksten mit dem Flächenverbrauch für Wohnungen und Straßen ins Gewicht fällt.

Auch im Landkreis ist die Stadt Erding der größte "Verbraucher": Jeder vierte Quadratmeter (26,9 Prozent) ist mit Siedlungen oder Flächen für den Verkehr überbaut. Auf Einwohner umgerechnet steht die Große Kreisstadt aber bestens da, denn je Einwohner und Sozialversicherungspflichtigen werden "nur" 296 Quadratmeter verbaut. Es folgt Forstern mit schon 437 Quadratmeter je Einwohner.

Im Gegensatz zur verdichteten Bauweise in der Kreisstadt - unter anderem mit seinen Geschosswohnungsbauten - schneiden Gemeinden, in denen überwiegend Einfamilien- und Reihenhäuser stehen, viel schlechter ab. Hohenpolding zum Beispiel hat nur 7,5 Prozent seiner Fläche überbaut, aber jeder Einwohner verbraucht rein rechnerisch 1182 Quadratmeter. Eine Gemeinde ist sowohl beim Gesamt- als auch beim Pro-Kopf-Verbrauch im Landkreis unter den Top Ten: Oberding. 21,5 Prozent der Kommunen sind verbaut (Platz 2), was 954 Quadratmeter je Person bedeutet (Platz 5). Oberding hat sich seit dem Bau des Flughafens als Gewerbestandort etabliert. Nach den letzten Zahlen hat die Kommune bei knapp mehr als 6000 Einwohner rund 11 270 Jobs am Ort.

Die Statistik bestätigt aber auch noch einen Trend: Die Zahl der bäuerlichen Betriebe nimmt stetig ab. Das zeigt der Rückgang der landwirtschaftlichen Flächen. 1980 lag der Anteil an der Gesamtfläche noch bei 79,39 Prozent, Ende 2015 nur bei 69,98 Prozent. 2039 landwirtschaftliche Betriebe, davon 987 Haupt- und 1052 im Nebenerwerb, gab es nach Angaben des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Erding (AELF) noch 2016 im Landkreis. 2000 sind es rund 400 mehr gewesen. Der Rückgang von Flächen für die Natur geht allerdings nicht nur zu Lasten von Bebauungen und Straßen. Der Landkreis hat in den vergangenen 35 Jahren an seinem Ruf als waldärmster Landkreis in Bayern gearbeitet. 1980 waren 13,18 Prozent mit Wäldern bedeckt, jetzt sind es rund 14,5 Prozent. Hintergrund ist die teilweise Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen zu Wald.

Positiv entwickelt hat sich auch ein Wert, der ebenfalls unter Siedlungs- und Verkehrsfläche fällt: die Erholungsflächen, wie zum Beispiel der Kronthaler Weiher. In den vergangenen zehn Jahre stieg die Ausweisung von 438 auf 574 Hektar an. Was allerdings nur 0,7 Prozent der gesamten Fläche entspricht und exakt dem bayernweiten Durchschnitt.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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