Stadtrat: Erding lehnt Fußgängerzone ab

Autos bleiben Teil der Erdinger Innenstadt: Der Stadtrat spricht sich gegen eine Fußgängerzone aus - und stellt sich damit auf die Seite der Einzelhändler.

Eine Fußgängerzone in der Erdinger Innenstadt wird es so bald nicht geben. Der Erdinger Stadtrat folgte am Dienstag Bürgermeister Max Gotz (CSU), der sich gegen einen Antrag der ÖDP ausgesprochen hatte. Die ÖDP hatte einen Probebetrieb beantragt, abgestimmt wurde jedoch über die Einführung einer Fußgängerzone in der Langen Zeile und in der Landshuter Straße. Als "völlig unausgegoren" bezeichnete Gotz den Antrag. Andere Redner monierten die fehlende Vorlaufzeit.

Beim Anblick der Erdinger Innenstadt würde sich mancher eine Fußgängerzone wünschen. Der Stadtrat hat dies nun strikt abgelehnt. (Foto: region.erd)

In ihrem Antrag hatte die ÖDP einen Probebetrieb noch für diesen Sommer beantragt. Er sollte sich auf die Lange Zeile und die Landshuter Straße erstrecken, doch von Anfang an war die ÖDP damit auf Widerstand gestoßen. Dieter Gerlspeck, Vorsitzender der Interessensvertretung Ardeo der Einzelhändler in der Erdinger Innenstadt, hatte rundweg erklärt, Erding weise nicht die erforderliche Frequenz für eine Fußgängerzone auf. Dieser Aufschrei blieb nicht ungehört: Gegen den Widerstand der Unternehmer in der Innenstadt sei dies nicht zu machen, diese Haltung vertreten etliche Stadträte. Man sei nicht grundsätzlich gegen eine Fußgängerzone, aber nur bei guter Vorbereitung, sagte beispielsweise Hans Schmidmayer, Fraktionssprecher der SPD. Für die CSU vertrat auch Jakob Mittermeier die Meinung, dies ließe sich nur in Abstimmung mit dem Einzelhandel machen, "aber nicht dagegen".

Bürgermeister Gotz verwies darauf, dass in Erding zahlreiche Umbaumaßnahmen anstünden, die den Einzelhandel ohnehin stark belasten werden. So sei noch unklar, wann die Münchner Straße an ihrem auf die Friedrich-Fischer-Straße mündenden Ende aufgerissen werde, weil der Abwasserzweckverband die Kanäle sanieren müsse. "Ein Probebetrieb unter diesen Umständen wäre abenteuerlich", sagte Gotz. Einer weiteren umfangreichen Baumaßnahme blicken die Menschen in der Innenstadt entgegen: An der Gabelung der Dorfener und Taufkirchener Straße am ehemaligen Hirsch-Wirt soll ein Kreisverkehr gebaut werden, auch dies in nächster Zukunft.

"Es geht immer nur um einen Probebetrieb", stellte Bendl klar. "Nicht um die Einführung einer Fußgängerzone." Das Ziel sei es, Erfahrungen mit einer autofreien Innenstadt zu sammeln, dafür hielte sie den Sommer geeignet. Bei einer positiven Resonanz könnte man die Bevölkerung über ein Ratsbegehren in eine Entscheidung einbeziehen. Trotz erkennbaren Widerstands sagte Bendl, es habe sie gefreut, dass ihr Antrag auf eine so stark Resonanz gestoßen sei. Ihren Vorschlag, die Verwaltung solle einen geeigneten Zeitpunkt festlegen, lehnte Gotz ab. Diese Verantwortung müsse der Stadtrat übernehmen. Er wehre sich aber gegen das Ansinnen, man solle beschließen, "irgendwann" einmal einen Fußgängerzone auszuprobieren.

Ob Erding für eine größere Fußgängerzone geeignet ist, daran herrschen im Stadtrat erhebliche Zweifel. "Wir können uns nicht vergleichen mit München", sagte Hans Egger, Stadtrat von "Erding jetzt". An dem stets nur zur Hälfte belegten, kostenlosen Parkplatz am Schwimmbad sei erkennbar, dass die Menschen nicht bereit seien, 300 oder 400 Meter zu gehen. Egger wies auch darauf hin, dass die Innenstadt schon jetzt für viele Veranstaltungen komplett für den Verkehr gesperrt werde und dass Erding ja auch jetzt schon eine "sehr schöne Fußgängerzone" habe. Schmidmayer forderte eine Betreiberkonzept und zeigte sich dazu bereit, die Idee weiterzuentwickeln. Skepsis auch bei Josef Hochholzer (UWE), der sagte, anders als in anderen Städten wären die Straßen hinter der Langen Zeile nur über diese zu erreichen. Sei die Lange Zeile gesperrt, seien auch diese nicht erreichbar. Es sei ihm noch nie passiert, dass er nicht vorwärts gekommen sei, weil sich so viele Menschen auf den Gehsteigen drängten, sagte Mittermeier.