Stadthalle:Aggression und Wehmut

(Foto: oh)

Im August 1824 wurde der Hilfsarbeiter Johann Christian Woyzeck auf dem Leipziger Marktplatz öffentlich hingerichtet. Drei Jahre zuvor hatte er seine Geliebte, die Witwe Johanna Christiane Woost, aus Eifersucht erstochen. Zahlreiche Gutachten äußerten Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit während der Tat. Dieser und andere Fälle dienten Georg Büchner 1836 als Vorlage bei der Arbeit an seinem heute weltbekannten Stück. In einer musikalischen Bearbeitung von Büchners Fragment knüpft Tom Waits an Woyzecks brutales Aufbegehren an. Die Lieder machen den Druck, unter dem die Figuren stehen, ihr Leiden, ihre Ängste, die tagtäglichen Bedrohungen, mit denen sie durchs Leben konfrontiert sind, aber auch ihre Sehnsüchte erfahrbar. Widerständig schweben sie zwischen Aggression und Wehmut. Büchners Sprache findet in Waits Musik ihre kongeniale sinnliche Entsprechung. Die Uraufführung dieses "Woyzeck" fand im Jahr 2000 in Kopenhagen in der Regie von Robert Wilson statt. Die Württembergische Landesbühne Esslingen gastiert am Montag mit einer Inszenierung des Regisseurs und Bühnenbildners Marcel Keller in der Stadthalle Erding.

Woyzeck, Büchner/Waits/Wilson, Württembergischen Landesbühne Esslingen, Montag, 17. Dezember, 20 Uhr, Stadthalle Erding.

© SZ vom 13.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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