Lange Wartelisten:Kaum Chancen am Wohnungsmarkt

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Die Caritas warnt: Der Wohnungsmangel trifft vor allem die sozial Schwächsten. Sie tun sich schwer, nach einem Schicksalsschlag wieder ein Zuhause zu finden

Von Mathias Weber, Erding

Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt im Landkreis Erding schlägt sich auch bei der Caritas nieder. Zentrales Thema bei der so genannten Sozialen Beratung ist nach wie vor die Vermeidung von Obdachlosigkeit. Das sagten die Kreisgeschäftsführerin der Erdinger Caritas, Barbara Gaab, sowie die Leiterin der Sozialen Beratung, Brigitte Fischer, bei einem Pressegespräch am Montag.

Insgesamt hatten sich im vergangenen Jahr 270 Erdinger an die Soziale Beratung gewandt. Das sind weniger als noch vor einigen Jahren. 2014 kamen zum Beispiel noch 320 Personen zur Sozialen Beratung der Caritas. Doch ein Drittel der Klienten, die sich im vergangenen Jahr bei der Sozialen Beratung informiert haben, kam im Kontext ihrer persönlichen Wohnungsnot zur Caritas. Gaab und Fischer bestätigen, dass die Zahl dieser Menschen klar zugenommen habe.

Aber auch wenn mehr Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen sind, die Gründe dafür ändern sich kaum. An erster Stelle, hieß es, stehe das Ende einer Beziehung. Wenn eine Ehe in die Brüche gehe, ziehe meistens der Mann aus der gemeinsamen Wohnung aus. Er muss dann seine eigene Wohnung zahlen und möglicherweise noch Unterhalt dazu; sie wohnt plötzlich viel zu groß und hat Probleme, die Miete zu stemmen. Auch Alleinerziehende mit kleinen Kindern, Menschen mit psychischen Problemen und Arbeitslose haben Probleme, sich ihre Wohnung noch leisten zu können und geraten mit der Miete in Verzug. In Härtefällen droht sogar die Zwangsräumung. Auch deren Zahl habe in den vergangenen Jahren zugenommen.

Mit der Beratung würde sie lieber früher anfangen, sagt Brigitte Fischer von der Sozialen Beratung. Wenn zum Beispiel erst eine Miete in Verzug ist, kann man handeln, wenn aber die Zwangsräumung schon ansteht, kann kaum mehr etwas getan werden. Dann droht die Obdachlosigkeit. Mitunter muss sie den Klienten an ihren Kollegen weitervermitteln, der sich um die Schuldnerberatung kümmert. Viele Menschen würden sich aber auch zu spät an die Caritas wenden, weil sie große Scham empfinden.

Ganz grundsätzlich sei es extrem schwierig, für sozial schwache Personen Wohnraum zu finden, sagt Fischer - im Landkreis, aber besonders in der Großen Kreisstadt. Erding sei "ein Hotspot": Die Mieten seien hoch, die Vermieter könnten sich aussuchen, wen sie aufnehmen. Klar, hieß es beim Pressegespräch, dass bei 100 Bewerbern für eine Wohnung ein Beamter mit einem festen Gehalt bessere Chancen habe als jemand, der Arbeitslosengeld II beziehe. Dann sucht die Caritas eine Alternative: Sozialwohnungen etwa, oder eine Wohnung in einem anderen Ort im Landkreis; wobei auch in anderen Gemeinden Wohnraum immer knapper werde, "der Trend geht nach Niederbayern", hieß es. Viele aber wollten nicht aus Erding weg, sagte Brigitte Fischer, und bei vielen klappt es dann am Ende auch mit der Wohnung in der Kreisstadt - verständnisvollen Vermietern sei Dank.

Erschwerend für die tägliche Arbeit der Caritas sei, dass in den vergangenen Jahren kaum mehr Sozialwohnungen im Landkreis entstanden sind. Und bei einigen Privatwohnungen, die durch einen Vertrag mit der Kommune etwa über 20 Jahre hinweg als Sozialwohnung genutzt werden konnten, fallen diese Bindung nach und nach weg. "Die Wartelisten sind lang, oft muss man mehrere Jahre warten, bis man eine Sozialwohnung bekommt", heißt es von der Caritas. Umso mehr seien die Initiativen der vergangenen Monate in den Kommunen und vom Landkreis, neue Sozialwohnungen zu errichten, zu begrüßen. Die Wohnungsbau- und Grundstücksgesellschaft im Landkreis Erding (WBG), die in den teilnehmenden Gemeinden Sozialwohnungen errichtet, plant zum Beispiel 63 neue Wohnungen im neuen Baugebiet "Südlicher Thermengarten" in Altenerding. Das freut Brigitte Fischer von der Sozialen Beratung, aber ob das wirklich reicht, die Nachfrage in Erding zu befriedigen, da bleibt sie skeptisch.

© SZ vom 28.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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