Stadt:Neue Verhältnisse

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In Erding wurde die CSU gestutzt, OB Gotz behauptet sich

Von Antonia Steiger, Erding

Kontinuität gibt es im Erdinger Stadtrat nach den Kommunalwahlen vor allem an einer Stelle: im Chefsessel. OB Max Gotz (CSU) musste zwar in die Stichwahl gegen Petra Bauernfeind (Freie Wähler), verteidigte letztendlich seinen Sessel aber mit 59,3 Prozent und trat damit seine dritte Amtsperiode an - allerdings unter stark veränderten Bedingungen. In der ersten Runde hatte Gotz die absolute Mehrheit mit 48,9 Prozent nur knapp verpasst.

Bei der Zusammensetzung der 40-köpfigen Stadtrates hat der Wähler in der Großen Kreisstadt Erding größeren Mut zur Veränderung bewiesen, und den hatte in erster Linie die CSU auszubaden: Sie ist nun nur noch mit 13 Sitzen vertreten, also mit vier weniger als in der Amtsperiode zuvor. Für die Arbeit im Stadtrat bedeutet das mehr, als auf den ersten Blick zu erkennen ist: Die CSU konnte in den vergangenen zwölf Jahren weitgehend schalten und walten, wie sie wollte, denn mit ihrem zuletzt 17 Sitzen und dem des OB dazu war sie so nahe an den erforderlichen 20 Stimmen dran, dass sich Mehrheiten mühelos organisieren ließen. OB Gotz hatte trotzdem in all den vorangegangen zwölf Jahren stets versucht, möglichst den gesamten Stadtrat hinter sich und seine Linie zu bringen. Und meist ist ihm das auch gelungen. Er hatte dabei jedoch stets eine sehr starke CSU-Fraktion im Rücken. Das ist jetzt anders geworden. Nicht nur weil die CSU kleiner und andere größer geworden sind, sondern weil erstmals auch drei AfD-ler und ein Linker dort mitreden.

Dass die Kräfte anders verteilt sind, ließ sich bei der konstituierenden Sitzung beobachten. Da drückte eine Mehrheit von Freien Wählern, Grünen, Erding Jetzt, SPD, ÖDP und Linke unter anderem Petra Bauernfeind als Zweite Bürgermeisterin durch. Sehr zum Missfallen der CSU, die nicht nur für diesen Posten, sondern auch für den des Dritten Bürgermeisters sowie für etliche Referentenposten eigene Kandidaten ins Rennen geschickt hatte. So ist Harry Seeholzer (Erding Jetzt) nun Dritter Bürgermeister, Benedikt Hoigt (Freie Wähler) ist Schulreferent, Thomas Schmidbauer (Erding Jetzt) Referent für Gewerbeentwicklung und Alexander Gutwill (SPD) Feuerwehrreferent. Ob und wer dabei welche Absprachen gebrochen hat, darüber wurde anschließend viel und heftig diskutiert. Mit uneinheitlichen Ergebnissen.

Tatsache ist, dass sich dieses Bündnis nicht zusammengeschlossen hat, um die Erdinger Stadtpolitik zu dominieren und die CSU zu torpedieren, wie das die CSU eigenen Aussagen zufolge befürchtet hatte. Stattdessen gehen die Gruppierungen seitdem wieder ihre eigene Wege, wie es in den Haushaltsberatungen klar erkennbar war. Mitnichten stützt man sich gegenseitig, um eigene Anträge gegen die CSU durchzudrücken.

© SZ vom 29.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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