Sportliche Luftnummer:"Ich habe keine große Hoffnung mehr"

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OB Max Gotz sieht schwarz fürs geplante Handballleistungszentrum in Erding. Das Ultimatum an den Investor ist abgelaufen

Von Regina Bluhme, Erding

Stichtag war der vergangene Samstag, 30. Juni. Bis dahin, so hatte es Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) öffentlich erklärt, sollte der Investor des geplanten Handballleistungszentrums Nachweise für den Grunderwerb in Erding, für die Übernahme der Planungskosten - und vor allem für die Finanzierung präsentieren. Am Montag lagen Gotz jedoch keinerlei Belege vor, wie er auf Nachfrage erklärte. Er will dem Investor, gegen den die Staatsanwaltschaft Landshut wegen Betrugs ermittelt, aber noch ein wenig Zeit einräumen: Es gelte der Poststempel. Dass es mit dem Zentrum noch klappt, glaubt der OB im Moment aber nicht mehr. Den Bebauungsplan für das Vorhaben hat er für den Stadtentwicklungsausschuss am 10. Juli auf die Tagesordnung gesetzt. Durchaus möglich, dass das Projekt endgültig begraben wird.

Im März 2017 präsentierte das Unternehmer-Ehepaar mit OB Max Gotz, Stadtbaumeister Sebastian Henrich und Werner Lauer, dem Handball-Abteilungsleiter der Spielvereinigung Altenerding, stolz das Mammutprojekt vor der Presse. Südlich des Klinikums soll auf einem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück ein bayerisches Handballleistungszentrum entstehen, mit Mehrfachturnhalle und Internat und daneben auch gleich noch ein Hotel mit 200 Betten. Flugs wurde vom Stadtrat der Aufstellungsbeschluss für den entsprechenden Bebauungsplan gefasst. Dann passierte so gut wie nichts mehr.

Im März 2018 stand dann das Projekt dann fast vor dem Aus. Gotz hatte die Aufhebung des Bebauungsplans auf die Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses gesetzt. Wenige Minuten vor Beginn der Sitzung habe ihn der Investor persönlich "bekniet", so Gotz, den Punkt von der Agenda zu nehmen und zugleich versichert, dass alles seine Ordnung habe und die Planung weiterverfolgt würde. Also sei der Punkt buchstäblich in letzter Minute wieder von der Tagesordnung gestrichen worden. Doch dann sei wieder nichts geschehen und offensichtlich ist dem OB irgendwann auch zu Ohren gekommen, dass gegen den Investor wegen Betrugs ermittelt wird. Er soll Handwerker mit dem Ausbau eines Büros in Erding beauftragt und nicht bezahlt haben. Ob es überhaupt zur Anklage kommt, ist aber gar nicht sicher. Und: "So lange kein Urteil gesprochen ist, gilt die Unschuldsvermutung", betonte Max Gotz.

Nichtsdestotrotz hatte der Oberbürgermeister Mitte Juni dem Investor ein Ultimatum gesetzt. Bis Ende Juni sollte er unter anderem nachweisen, dass seine Geldquelle sauber ist. Gehört hat der Erdinger OB seitdem nichts mehr von dem Unternehmer, "ich laufe niemanden nach", betonte er. Jetzt sei die andere Seite am Zug. Allerdings lag bis Montagmittag noch nichts Schriftliches im Briefkasten des Rathauses. Der Stichtag sei vorbei, das sei richtig, erklärte Gotz, "aber es gilt der Poststempel" und da gewähre er schon noch ein, zwei Tage Zeit. Er wolle sich schließlich später nichts vorwerfen lassen.

Noch immer weiß der Erdinger Oberbürgermeister nicht, wie genau das Leistungszentrum finanziert werden soll - über eine Stiftung, wie es hieß, oder aus Anteilserträgen an einem Unternehmen, wie ebenfalls zu lesen war? Gotz betonte, er habe "x-mal" nachgefragt beim Investor, woher das Geld komme, aber nie eine befriedigende Antwort erhalten. "Er hat nur immer gesagt, dass er das Zentrum nach Erding bringt." Gotz ist überzeugt, dass er "wirklich genügend Geduld gezeigt" habe. Aber jetzt sei Schluss. Mittlerweile ist der OB skeptisch, ob das Handballleistungszentrum jemals in Erding gebaut wird. "Ich habe keine große Hoffnung mehr", sagte er am Montag: "Ich glaube nicht, dass es noch kommt."

Der Investor war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Georg Clarke, Präsident des Bayerischen Handballverbands (BHV), zeigte sich am Montag auf Nachfrage der SZ jedoch weiterhin zuversichtlich: Er habe aus den Medien von den Betrugsvorwürfen gehört und auch von dem Ultimatum der Stadt Erding. Solange aber das Projekt nicht offiziell "in die Tonne getreten wurde", sei er "nach wie vor optimistisch".

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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