Spielplätze in Erding:Schöner und größer

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Trauriger Anblick: Dieser "Spielplatz" in der Wohnanlage Liegnitzer Straße 61 in Erding besteht nur aus einem mit Kies gefülltem Sandkasten. (Foto: Stephan Görlich)

Die Erdinger Grünen fordern, dass private Kinderspielplätze künftig liebevoller gestaltet werden sollen. Die Stadt könnte Bauträger mit einer Regelung dazu verpflichten

Von Simon Gross, Erding

"Ein trauriger Sandkasten, umgeben von Häuserschluchten, wo keine Sonne hinkommt, da will doch kein Kind spielen", sagt Grünen-Stadtrat Herbert Maier und beklagt: "Im Vergleich zu den städtischen Anlagen wirken die privaten Spielplätze meist lieblos und karg." Beispiele dafür gebe es genug, etwa in der Parksiedlung in Klettham oder im Wohngebiet rund um die Pfarrkirche St. Vinzenz.

Das soll sich nun ändern. Die Grünen wollen einen Antrag in den Stadtrat einbringen, in dem sie fordern, private Spielplätze schöner und vor allem größer zu gestalten. Den Grund für dieses Problem sehen die Grünen in den Vorgaben der bayerischen Bauordnung. Die sieht zwar für den Bau von Gebäuden mit mehr als drei Wohnungen einen "ausreichend großen Kinderspielplatz" vor, macht aber keine weitergehenden konkreten Vorgaben dazu. Ohne eine stadteigene Regelung, wie es sie zum Beispiel in München gibt, entschieden die privaten Bauträger selbst, wie Größe und Ausstattung der Spielplätze ausfallen, sagt die Bauverwaltung Erding. Und genau dort sieht Stadtrat Maier das Problem: Um Kosten zu sparen, würden die Spielplätze klein und karg gebaut.

Damit die privaten Bauträger Spielplätze zukünftig attraktiver gestalten, fordern die Grünen nun, eigene Mindeststandards festzuschreiben, die der Qualität städtischer Spielplätze entsprechen; dazu soll es auch möglich sein, mehrere kleine Anlagen verschiedener Baugebiete zu einem großen Spielplatz zusammenzuschließen. Außerdem wünschen sich die Grünen, Spielplätze auch älteren Menschen nutzbar zu machen, beispielsweise durch Fitnessgeräte, Boccia- und Schachanlagen. Grünen-Fraktionssprecher Günther Kuhn geht davon aus, dass es auch in Erding immer mehr ältere Menschen gäbe, die sich fit halten wollen. Dahinter steckt die Annahme, dass die Wohnanlagen "gemeinsam altern" und das Interesse an der Erhaltung der Spielplätze unter den Bewohnern nachlässt, wenn die Kinder erwachsen sind. Würde älteren Bürgern auch etwas geboten, stiege womöglich die Bereitschaft von Eigentümergemeinschaften, die Spielplätze zu pflegen, sagt Maier. Einen anderen Weg, den Verfall privater Spielplätze zu verhindern, sehen die Grünen darin, die Stadt mit der Pflege privater Spielplätze zu beauftragen - solange die Eigentümer die Kosten dafür tragen. Auf diese Weise sollen die Anlagen auch zukünftig in einem guten Zustand bleiben.

Wenn sie denn überhaupt gebaut wurden: Denn nicht immer hätten sich die privaten Bauträger in Vergangenheit an die Vorgaben des Bebauungsplans gehalten, sagte Stadtrat Maier. Daran hätte sich bis heute nicht viel geändert. Möglich sei dies, weil die Verwaltung die Umsetzung der Pläne nicht flächendeckend kontrolliere. "Eine Rückkopplung gibt es nicht", sagt Maier, "dafür fehlt das Personal." Aus der Bauverwaltung heißt es dazu: "In der Theorie müsste man das zwar machen, aber uns fehlt die Manpower, um die Umsetzung jedes einzelnen Bauantrags am Ende zu überprüfen. Das ist einfach nicht machbar."

Daher erfolge die Kontrolle stichprobenartig, genaue Zahlen über die Häufigkeit existierten allerdings nicht. Es handle sich aber um Einzelfälle. Und sobald ein solcher bekannt sei, würde die Bauaufsicht tätig und den Eigentümer dazu verpflichten, entsprechend nachzurüsten. Sei das aus Platzgründen nicht möglich, notfalls auch auf dem Nachbargrundstück. Die Problematik spiele jedoch nur bei unbeplanten Baugebieten eine Rolle, da in der Planung neuer Wohngebiete die Stadt selbst für einen großzügigen Bau öffentlicher Spielplätze sorge. Die Pflicht privater Bauträger, in solchen Gebieten einen Spielplatz zu errichten, entfalle dadurch ohnehin laut Bauordnung, heißt es aus der Bauverwaltung.

Günther Kuhn ist zuversichtlich, dass zumindest die Kernforderungen des Antrags durch den Stadtrat beschlossen werden: "Ich sehe nicht, was andere Stadtratsmitglieder dagegen haben könnten." Sein Parteikollege Herbert Maier ist da skeptischer: "Das hängt erfahrungsgemäß auch davon ab, ob die Verwaltung den Antrag begrüßt."

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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