Spicken? Nein, danke!:Anständig und klug

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Bis zum Abitur verfeinern die meisten noch die Techniken beim Abschreiben, die meisten verlassen sich aber lieber alleine auf ihr Wissen. (Foto: mauritius images/Spirit)

Die Erdinger Abiturienten schreiben nicht ab - oder sie werden nicht erwischt

Von Pia Eichinger, Erding

Binomische Formeln in Schokolade ritzen oder die Zutatenliste auf Flaschenetiketten durch Vokabeln ersetzen: Schüler können ganz schön kreativ sein, wenn sie bei Schulaufgaben, Tests und Klausuren spicken wollen. Doch trotz zahlreicher Vorschläge aus dem Internet machen die Erdinger Abiturienten offenbar keinen Gebrauch davon. Die Prüflinge an den drei Gymnasien haben in diesem Jahr bislang keinen einzigen Spickversuch während des Abiturs gestartet - sie sind zumindest nicht dabei erwischt worden, wie Vertreter der Schulen bestätigten. Und auch heute wird es wohl nicht anders laufen: Bei der dritten und letzten schriftliche Prüfung werden sich die Absolventen auf ihr Hirnschmalz verlassen.

"Ich kann mich an keinen Fall erinnern, wo ein Schüler aus der Prüfung genommen werden musste", sagte Elisabeth Ringler, Oberstufenkoordinatorin am Anne-Frank-Gymnasium, und führt dies darauf zurück, dass die Schüler die Ernsthaftigkeit der Lage erkannt hätten. Andrea Hafner, Schulleiterin des Dorfener Gymnasiums, bestätigt das: "Das Abitur ist eine staatliche Prüfung und hat somit einen ganz anderen Stellenwert." Auch dass während der Abiturprüfungen schlichtweg besser kontrolliert wird als bei kleineren Leistungsnachweisen, ist ein Grund, der die Schüler vermutlich am Spicken hindert. Die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe werden bereits vorab bei einer Vollversammlung über die zugelassenen und verbotenen Hilfsmittel "klipp und klar" aufgeklärt, sagt Gerhard Häußler vom Korbinian-Aigner-Gymnasium, um Zweifel zu beseitigen, welches Wörterbuch oder welche Formelsammlung verwendet werden darf. Die Schulen ergreifen aber noch weitere Maßnahmen: Sicherheitsabstände zwischen den Tischen und zahlreiche Aufsichtspersonen, die die Prüflinge sogar bis zur die Toilette begleiten müssen. Außerdem müssten die Lehrer besonders aufpassen, dass die Abiturienten keine elektronischen Geräten benützen, sagte Häußler. Handys und Smartwatches mit Internetzugang könnten leicht zum Schummeln genutzt werden, deswegen dürfen sie nicht mit in den Prüfungsraum genommen werden, aber das wissen alle Schüler.

Wie Ringler sagte, vergewissern sich die Schüler sogar genau, ob sie alle Richtlinien genauestens einhalten. Sie zeigen vor den Prüfungen unaufgefordert Hilfsmittel wie Taschenrechner oder Wörterbücher vor. Denn selbst eine alte Notiz in einer Formelsammlung könnte als Spickversuch gewertet werden. Die Folgen wären verheerend: Die Prüfung wird mit null Punkten und der Note 6 bewertet. Damit muss sich der Abiturient einer Nachprüfung stellen - oder er ist durchgefallen. Allerdings bestätigen die Sprecher der drei Gymnasien im Landkreis Erding, dass dieser Fall noch nie eingetreten ist, zumindest so lange sie sich zurückerinnern können.

© SZ vom 08.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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