Spaß für Holzhackerbuam:Christbaum selber fällen

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Wachsender Beliebtheit erfreuen sich Bäume zum Selberschlagen, hier aus dem Forst in Grafrath. (Foto: Günther Reger)

In Lengdorf können Bürger eine Tanne oder Fichte aus regionalem Anbau schlagen

Von Veronika Wulf, Lengdorf

Manche wollen ganz genau wissen, wo ihr Christbaum herkommt, und schlagen ihn am liebsten selbst. Wer kein eigenes Stück Wald besitzt, kann im Landkreis Erding seinen Baum zum Beispiel bei Hans Feuerer fällen, der Christbäume in Lengdorf anbaut. "Das Selbstschlagen hat den Vorteil, dass man mit eigenen Augen sieht, wo der Baum gewachsen ist", sagt Feuerer. So könne sich der Käufer vergewissern, dass die Tanne oder Fichte wirklich aus der Region stammt, wie häufig angegeben, und nicht beispielsweise aus Dänemark.

Feuerer hat die Plantage von seinem Vater übernommen und bewirtschaftet die 6 000 Quadratmeter nebenberuflich. Eine kleine Schafherde hält das Gras zwischen den Bäumen kurz. Diesen Samstag, 10. Dezember, und nächsten Sonntag, 18. Dezember, kann man sich jeweils von 9 bis 17 Uhr seinen Christbaum heraussuchen. Von 50 Zentimetern bis fünf Metern hat Feuerer alle Größen im Angebot. Eine schöne Nordmanntanne kostet circa 20 Euro pro Meter, die Blaufichten mit den spitzeren Nadeln sind etwas günstiger.

In der Gärtnerei Haberl-Fischer in Taufkirchen liegt der Meterpreis bei etwa 17 Euro. Auch dort können Interessierte auf Anfrage selbst eine Nordmanntanne schlagen. "Leider haben in der Vergangenheit immer wieder Leute einen Baum abgesägt und dann liegen gelassen, weil sie doch noch einen schöneren gefunden haben", sagt Angela Fischer, die Tochter der Gärtnereibesitzerin. Im Einzelfall könne man aber weiterhin selbst die Säge ansetzen, wenn man möchte.

Auch Valentin Vorbuchner aus Tegernbach, Vorstandsmitglied in der Waldbesitzervereinigung Erding, weiß, dass das Selbstfällen beliebt ist. "Früher hatten wir eine Weihnachtsaktion: Da sind die Leute mit ihren Kindern zu mir gekommen. Wir sind mit der Pferdekutsche raus in den Wald gefahren und haben kurz den Christbaum geholt", erzählt der Landwirt. Jetzt seien die Bäume zu groß, vier bis fünf Meter, "das ist nix mehr für Kinder." Wer aber ein hohes Wohnzimmer hat oder sich seinen Weihnachtsbaum in den Garten stellen will, kann sich an Vorbuchner wenden. Ein Christbaum kostet 30 bis 40 Euro - und man kann ihn auch selbst fällen.

Nicht nur im Landkreis Erding ist das beliebt. "Gerade junge Familien mit Kindern schlagen ihren Baum gern selbst", sagt Thomas Emslander, Vorsitzender des Vereins der Bayerischen Christbaumanbauer. "Eventkauf" nennt er das. Insgesamt wähle der Verbraucher seinen Weihnachtsbaum heute sehr viel bewusster als noch vor einigen Jahren. "Ähnlich wie im Lebensmittelsektor gibt es inzwischen auch bei den Christbäumen erfreulicherweise einen ganz klaren Trend zu mehr regionalen Bäumen", sagt Emslander. Seinen Angaben zufolge lag der Import von Christbäumen vor zwanzig Jahren deutschlandweit noch deutlich über fünfzig Prozent. Jetzt seien es etwa 15 Prozent, die aus dem Ausland kommen, hauptsächlich aus Dänemark.

Der bayerische Forstminister Helmut Brunner (CSU) ruft zur Vorweihnachtszeit jedes Jahr aufs Neue dazu auf, Bäume aus regionalem Anbau zu kaufen. Das scheint nicht ungehört zu bleiben: Nach Angaben seines Ministeriums wählen mehr als die Hälfte der Verbraucher einen in Bayern gepflanzten Christbaum. Und es werden immer mehr. Damit auch der Kunde, der seinen Baum nicht selbst fällt, gleich erkennen kann, dass er frisch ist und auch aus der Region kommt, hat der Verein der Bayerischen Christbaumanbauer das Herkunftszeichen "Bayerischer Christbaum" entwickelt. Verkäufer dürfen ihre Ware nur mit dem roten Bändchen auszeichnen, wenn die Bäume aus Bayern stammen und nicht vor dem 15. November gefällt wurden.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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