Sparkasse Erding-Dorfen:Zentrale wird doch abgerissen

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Erst vor Kurzem wurde das entkernte Gebäude wieder eingerüstet, weil vor dem Abriss das Dach abgedeckt werden muss. (Foto: Gerhard Wilhelm/OH)

Bislang hieß es, das 1983 gebaute Gebäude neben dem Landratsamt und der Stadthalle werde entkernt und anschließend zeitgemäß umgebaut. Tatsächlich rücken in zwei Wochen die Abbruchbagger an

Von Florian Tempel, Erding

Die Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Erding-Dorfen wird nun doch abgerissen und neu gebaut. Bislang hieß es stets, das 1983 gebaute Gebäude am Alois-Schießl-Platz werde lediglich entkernt und anschließend zeitgemäß umgebaut. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung kann davon nicht mehr die Rede sein. Ein Abbruchunternehmen aus Feldkirchen steht längst bereit, das Sparkassengebäude Stück für Stück abzutragen, bis nur noch die Grundmauern aus dem Boden ragen. Nur die Untergeschosse bleiben unangetastet. Auf Nachfrage räumt der Sprecher der Sparkasse Erding-Dorfen, Johann Kiermaier, diese bislang völlig unbekannte Entwicklung ein: "Es ist geplant, dass ein Rückbau bis auf tragende Elemente im Erdgeschoß erfolgt. Der Rückbau wird voraussichtlich Mitte März beginnen."

Es ist erst gut drei Wochen her, dass Kreisrat Günther Kuhn (Grüne) im Bauausschuss des Kreistags nachgefragt hatte, ob es stimme, dass das Gebäude abgerissen werde. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) erwiderte achselzuckend, er wisse davon nichts und verwies auf die Zuständigkeit der Stadt Erding für das Bauvorhaben. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) erklärte damals auf Nachfrage der SZ, nach seinem Kenntnisstand gebe es keinen Abriss. Bayerstorfer und Gotz gehören kraft ihrer Ämter dem Verwaltungsrat der Sparkasse Erding-Dorfen an, die als Anstalt des öffentlichen Rechts den beiden Städte Erding und Dorfen und dem Landkreis gehört. Bayerstorfer, Gotz und der Dorfener Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) wechseln sich im Zwei-Jahres-Turnus als Verwaltungsratsvorsitzende ab. Aktuell ist Grundner Vorsitzender.

Im Januar 2017 wurde der angebliche Umbau der Hauptgeschäftsstelle im Erdinger Stadtrat erstmals publik gemacht. Es war von einer "Revitalisierung" die Rede, mit der man die Sparkassenzentrale "fit für die Zukunft" machen wolle. Die Sparkasse hatte da, wie der Stadtrat und die Öffentlichkeit erfuhr, bereits eine Machbarkeitsstudie machen lassen und einen Architektenwettbewerb veranstaltet. Gotz erläuterte damals, dass der Umbau nicht nur wegen des Alters des Gebäudes nötig werde, sondern auch wegen des veränderten Verhaltens der Kunden, die für Bankgeschäfte immer seltener eine Filiale aufsuchen, die dementsprechend leer seien. Die Kunden- und Bürobereiche sollen daher am Alois-Schießl-Platz optimiert werden. Das Gebäude aus den 1980er-Jahren entspreche "weder energetisch noch technisch den heutigen Anforderungen", teilte Stefan Fink der damalige Leiter des Vorstandsstabs der Sparkasse mit. Auch "die Anforderungen an die Funktionalität eines Sparkassengebäudes" hätten sich gravierend geändert. Alles verständlich, nur von einem Abriss war nie die Rede.

Seit vergangenem Sommer wurde das Gebäude von einer Erdinger Firma scheinbar ganz nach Plan vollständig entkernt. Der Aus- und Abbau von Fenstern, Leitungen und Verkleidungen im Gebäude ist aber auch notwendig, wenn man es abreißen möchte. Wann und warum die Entscheidung gefallen ist, die Entkernung nicht als Start für die Sanierungsarbeiten, sondern für einen Abriss zu nehmen, ist noch nicht klar. Ebenso wenig ist klar, warum außerhalb der Sparkasse niemand darüber informiert wurde. Die Öffentlichkeit erfuhr wohl auch deshalb nichts, weil weder eine Bau- noch eine Abrissgenehmigung erforderlich wurde. Da das neue Gebäude auf demselben äußeren Grundriss hochgezogen wird, ist es ein genehmigungsfreies Bauvorhaben. Sicher ist, dass die Abbrucharbeiten von der Sparkasse schon vor Wochen ausgeschrieben worden waren. Da der Abriss technisch anspruchsvoll ist, weil die Untergeschosse erhalten bleiben, ging der Zuschlag an ein spezialisiertes Unternehmen, das die Arbeiten mit Spezialmaschinen ausführen wird.

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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