Sommer, Sonne, Trockenheit:Hitzeschlacht im Ebersberger Forst

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Die Waldbrandgefahr hat die höchste Warnstufe erreicht. Ein Kontrollflieger über dem Forst soll helfen Schlimmeres zu verhindern

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Max Perfler ging es eigentlich nur um die Kohle. Da stand auf einmal die Ebersberger Feuerwehr vor ihm. Der 62-Jährige war wie immer im Blaumann vor der Kohlengrube zugange. Er verkohlte Holzscheite, damit andere damit Grillen können. Wie sonst auch gab es deswegen eine große Rauchwolke. "Über dem Ebersberger Forst waren da gerade Hubschrauber und Flieger unterwegs", sagt Perfler heute. Und einer dachte dann, dass es mitten im Wald brennt. Ein Notruf, ein Einsatzkommando, auf einmal stand der Mann mit dem rußigem Gesicht vor einer Truppe Feuerwehrmänner.

Gerade ist die Waldbrandgefahr im Ebersberger Forst wieder extrem groß, stellenweise gilt derzeit die höchste Warnstufe fünf. Nach 2003 und 2015 ist es das dritte Mal in den vergangen 15 Jahren, dass es in der Region so bedrohlich heiß wird. Vor der Jahrtausendwende war es zuletzt 1976 so kritisch. "Wir bekommen immer mehr Probleme deswegen", sagt Heinz Utschig, er leitet den Forstbetrieb. Deswegen ist seit Mittwoch wieder ein Kontrollflieger unterwegs, mit einem Spezialisten an Bord, der von oben Alarm meldet, wenn unten Rauchschwaden aufsteigen.

So einen Alarm löste auch Perfler aus, vier Jahre ist das nun her. Was der Köhler macht, ist keineswegs gefährdend für den Wald, ein eindeutiger Fehlalarm. Für Heinz Utschig ist die kleine Anekdote jedoch ein Zeichen für ein positive Entwicklung wenn es um Waldbrandgefahr geht. "Die Menschen sind stärker darauf sensibilisiert, dass was passieren kann", sagt er. Es ist noch keine zehn Jahre her, da verbrannten die Waldbauern im Ebersberger Forst noch Daxen und Zweige. "Teilweise bei der größten Hitze im Sommer", so Utschig, nicht wenige handelten sich deswegen eine Anzeige ein, weil das ja verboten ist. "Mittlerweile macht das keiner mehr", sagt Utschig. Weil es Strafen gibt, und weil man Daxen und Zweigen mittlerweile als Hackschnitzelmaterial für Biogasanlagen verkaufen kann.

Und doch ist die Gefahr hoch, in fast allen Teilen Oberbayerns, und auch im Ebersberger Forst. Eine weggeworfene Zigarette kann hektarweise Bäume vernichten, deswegen ist Rauchen im Wald derzeit im ganzen Freistaat verboten. Einen richtigen Waldbrand hat es im Ebersberger Forst zwar noch nie gegeben, lediglich Blitzeinschläge. Doch die Sommer werden immer heißer, die Bäume wegen der Flüssigkeit schwächer, das fördert nicht nur den Borkenkäfer, sondern auch Waldbrände.

In der Nacht auf Donnerstag hat es über dem Landkreis Ebersberg zwar gebietsweise geregnet. "Es dauert aber, bis das Wasser an den Wurzeln im Waldboden ankommt", sagt Forstchef Utschig. Die Folge: Bis sich ein Baum von einer Dürreperiode wie dieser erholt, vergehen um die drei Jahre. Wenn dann die nächste Hitzewelle über die Region kommt, reicht es dann vielleicht nicht mehr, wenn nur ein Flieger über dem Ebersberger Forst kreist.

Die Kontrollflüge starten am Fliegerhorst in Erding. Dort hat Karlheinz Ruhland das sagen, er ist der Leiter der Fliegerstaffel und koordiniert die Einsätze. "Am Mittwoch haben wir nirgends Rauchentwicklung feststellen können", sagt Ruhland. Er wurde wie die fünf anderen Stützpunkte in Oberbayern von der Regierung von Oberbayern beauftragt. "Besonders gefährdet sind Wälder auf leichten sandigen Standorten mit geringem Bewuchs, sonnige Waldlichtungen und Waldränder", heißt es der Anordnung - demnach soll noch mindestens bis Freitag täglich geflogen werden.

Und wahrscheinlich noch länger, weil Mensch und Wald auch in den kommenden Tagen eine Hitzeschlacht bevorsteht. "So wie das Wetter aussieht, werden wir auch nächste Woche wieder starten", sagt Karlheinz Ruhland von der Fliegerstaffel am Donnerstagnachmittag, da ist der nächste Rundflug gerade beendet. Das Fazit der Luftkontrolle: Auch am zweiten Tag haben sie keine verdächtigen Rauchzeichen entdeckt. Auch nicht bei Köhler Max Perfler. In diesen Tagen gönnt er seinem Betrieb eine Ruhepause, das Kohlemachen muss warten. "Ich will es nicht drauf anlegen", sagt er. Nicht dass ihn wieder die Feuerwehr besuchen kommt, kostet die ja auch was. Dann lieber an der Kohle sparen.

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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