Planungen für Schollbach gestoppt:Unbrauchbarer Untergrund

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Seit Jahrzehnten grübelt die Stadt Erding darüber nach, wie sie die Flächen bei Schollbach nutzen soll. Sie zahl dafür Erbpacht. (Foto: Peter Bauersachs)

Die Stadt Erding stoppt die Planungen für das Sportgelände in Schollbach. Der Boden ist offenbar noch viel schlechter als gedacht. Die drei Spielflächen mit Umkleiden hätten bis zu zehn Millionen Euro gekostet

Von Antonia Steiger, Erding

Die Stadt Erding stoppt die Planungen für den Ausbau des Sportgeländes in Schollbach. Eine neue Kostenberechnung hatte ergeben, dass die Maßnahme zehn statt gut fünf Millionen Euro kosten würde. Geplant waren dort ein großes und mehrere kleine Fußballfelder, ein Platz für American Football, Umkleideräume und Parkplätze. Dass der Untergrund von bescheidener Qualität ist, wusste man zwar schon lange. Dass er aber so schlecht ist, dass er für viel Geld aufgebessert werden muss, damit dort wenigstens Fußball gespielt werden kann, blieb der Bauverwaltung bis vor kurzem offenbar verborgen. Jetzt sind die Fraktionen dazu aufgefordert, sich zu dem neuen Sachstand eine Meinung zu bilden.

Eine schockierende Entwicklung

Einig war man sich im Erdinger Stadtrat, dass dies eine schockierende Entwicklung sei. In der Sitzung fand sich demnach auch keiner, der das Projekt weiterhin als aussichtsreich hätte bezeichnen wollen. Auf dem Sportgelände an der B 388 Richtung Taufkirchen sollten vor allem die American Footballer vom Verein Erding Bulls eine neue Heimat bekommen, dazu sollte es weitere Fußballplätze geben für den florierenden Erdinger Jugendfußball. Derzeit trainieren die Erding Bulls noch auf dem Platz hinter dem Eisstadion.

Stadtbaumeister Sebastian Henrich erklärte den Stadträten den Ernst der Lage: Die Fläche für Parkplätze, Umkleiden und Sportplätze fällt von der B 388 Richtung Süden stark ab. Erst wäre es für die Autofahrer eine Rampe hinuntergegangen, aber von dort aus fällt das Gelände weiter ab, so dass aufwendige Bodenarbeiten notwendig werden würden, um mehrere ebene Sportplätze anzulegen, auf denen der Ball nicht von alleine in ein Tor rollt. Mit den Bodenbewegungen von einer Seite zur anderen ist es aber nicht getan: Als weitere Erschwernis kommt die unbefriedigende Beschaffenheit des Untergrundes hinzu, in dem sich zur Verwunderung des CSU-Stadtrates Hubert Sandtner sogar Torfablagerungen finden.

Der Boden ist witterungsempfindlich

An zehn Stellen wurden Bohrungen vorgenommen - ausreichend viele, wie Henrich betonte. Um dort dauerhafte Freude an einem Fußballplatz zu haben, hatte der erste Gutachter empfohlen, den zu weichen Boden bis zu einer Höhe von einem Meter auszutauschen, ein zweiter Sachverständiger meinte, ein halber Meter würde reichen. Wie Henrich weiter erläuterte, ist der Untergrund zudem sehr witterungsempfindlich: Bei Regen bestünde die Gefahr, dass der Platz "absäuft", bei Trockenheit wäre eine ständige Bewässerung erforderlich.

Man müsse dies "zwingend" mit einem Sachverständigen besprechen. Henrich erklärte auch, wie sich die Schätzung auf zehn Millionen Euro grob aufteilt: etwa drei Millionen Euro für den Tiefbau inklusive Lärmschutzwand, etwa 3,6 Millionen für die Sportplätze mit Belägen und ökologische Ausgleichsflächen und weitere etwa 2,7 Millionen für die Hochbaumaßnahmen, im wesentliche der Bau der Umkleiden mit zwölf Kabinen, einem kleinen Gruppenraum und weiteren Flächen für Lager, Schiedsrichterräume und für das Bayerische Rote Kreuz.

Ein Allwetterplatz hinter dem Eisstadion?

"Sehr überraschend" fand die Kostensteigerung der ehemalige Sportreferent Hermann Schießl (CSU), zumal die Erding Mallards in unmittelbarer Nachbarschaft einen Baseballplatz angelegt hatten, ohne vorher ein Bodengutachten anfertigen zu lassen. Henrich erwiderte ihm, dass ein Fußballplatz ungleich höheren Belastungen ausgesetzt sei. Auch Hans Egger (Erding jetzt), Jutta Harrer (SPD) und weitere Stadträte signalisierten, dass ihnen diese Maßnahme mit zehn Millionen Euro zu teuer sei. Nun müsse zügig über Alternativen nachgedacht werden, forderten mehrere Redner. Vor allem die Footballer brauchen Platz, sagte Schießl und schlug vor, wenigstens für sie in Schollbach ein Feld zu bauen. Deren jetziges Trainingsgelände hinter dem Eisstadion könnte in einem robusten Allwetterplatz umgewandelt werden. Ob abgespeckte Pläne oder neue Standortvorschläge - jetzt sind zunächst einmal die Fraktionen am Zug.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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