Seit 1987 hat Wolfra seinen Standort in Erding:Schlechte Ernte bereitet Sorgen

Lesezeit: 3 min

Die Apfelsaison hat begonnen, doch auf aufgrund von Kälte und Sturm fällt die bisherige Ausbeute sehr mager aus. Das bekommt die Wolfra Natursaft Kelterei deutlich zu spüren. Der Betrieb hofft nun auf späte Sorten

Von Regina Bluhme, Erding

Im September herrscht bei der Wolfra Natursaft Kelterei normalerweise Hochbetrieb bei der Apfelanlieferung. Im Moment ist das ein wenig anders. Erst Frost und dann Sturm haben das Hauptanbaugebiet im Rottal hart getroffen. Noch hofft Geschäftsführer Alexander Jesina darauf, dass späte Sorten gut heranreifen. Doch sicherheitshalber hat das Erdinger Unternehmen schon mal bei anderen Obstanbaugebieten angeklopft, um die Nachfrage abdecken zu können. Die Nachfrage an Säften habe insgesamt zugenommen, vermeldet der Betrieb.

Anfang September beginnt die Apfelsaison, dann liefern über 2000 Landwirte aus dem Rottal die Äpfel an mehreren Sammelstellen in Niederbayern ab, sagt Einkaufsleiter Florian Hundhammer. Das Rottal ist das Hauptanbaugebiet für die Äpfel der Wolfra Saftkelterei. "Die Äpfel werden auf Streuobstwiesen angebaut, Plantagen gibt es nicht, das ist uns wichtig", betont Geschäftsführer Alexander Jesina. In Niederbayern wachsen viele alte Apfelsorten wie beispielsweise Winterrambur, Boskop oder Berlepsch. Und jetzt das: Im Frühjahr setzte ein Kälteeinbruch den Apfelblüten arg zu und dann "am Freitag, 18. August" - Florian Hundhammer weiß es noch genau - fegte ein zerstörerischer Sturm übers Rottal hinweg. "Viele schöne alte Bäume hat es umgehauen", berichtet Jesina. Schlecht für Wolfra, aber auch sehr schade für die Kulturlandschaft, betont er.

Von der Abfüllanlage geht es dann weiter ins Lager. (Foto: Renate Schmidt)

Vor der riesigen Pressanlage liegt am Dienstag ein Haufen brauner Apfelreste, die nach dem Pressen übrig geblieben sind. An diesem Vormittag steht die Presse still. Es fehlen die Äpfel. Normalerweise würden jetzt im Keller die gewaschenen Früchte per Hand vorsortiert, dann in der Anlage zerstückelt und gepresst, bis der Direktsaft übrig bleibt. "Unsere Landwirte haben uns gesagt, dass sei die schlechteste Ernte, die sie je erlebt haben", erklärt Florian Hundhammer. Noch hofft die Kelterei auf späte Sorten, "die Saison geht ja noch bis Ende Oktober", sagt Alexander Jesina. Zur Not müsse der Betrieb sich in anderen bayerischen Regionen umsehen oder in den Obstanbaugebieten in Baden-Württemberg, "das wäre dann die nächste Stufe", so Hundhammer. Erste Fühler habe Wolfra schon ausgestreckt.

Immerhin nutzen wie jedes Jahr auch viele Privatleute aus dem Landkreis Erding die Gelegenheit und geben Äpfel aus dem eigenen Garten bei Wolfra ab. Im Moment ist der Betrieb um jeden Apfel froh. Noch hofft die Leitung auf ausreichend Ware, die Saison hat erst begonnen und eine Reserve ist auch noch da: Im Saftlager in riesigen Tanks. "Unser flüssiges Gold", sagt Jesina. Nebenan in der Produktionshalle riecht es nach frischem Apfelkuchen und hier läuft alles rund: Hier werden unzählige Glasflaschen automatisch befüllt, verschlossen und mit Etiketten versehen.

Wolfra-Geschäftsführer Alexander Jesina (rechts) und Einkaufsleiter Florian Hundhammer hoffen, dass die Apfelernte doch noch genügend abwirft (Foto: Renate Schmidt)

Die Fruchtsaft Kelterei aus Erding ist stark auf die Münchner Region konzentriert. "Wir beliefern viel Gastronomie", informiert Jesina. Wolfra-Fruchtsäfte sind sowohl in Bayerischen Gasthöfen als auch Cocktailbars zu finden. "Wir wollen eine bayerische Marke mit hochwertigen regionalen Anbauprodukten sein", sagt der Geschäftsführer. Deshalb gebe es außerhalb Bayerns bundesweit nur "ein paar wenige Inseln", in denen Wolfra im Angebot ist. "Unser Ziel ist es eher, in Richtung Passau, Ingolstadt oder Chiemsee zu wachsen." Über die Höhe der Umsätze will Jesina keine Angaben machen, doch "sie sind stabil und leicht ansteigend".

Die Kelterei wurde 1930 in Wolfratshausen gegründet. Wolfra ist die Abkürzung des Ortsnamens. Zwischenzeitlich war das Unternehmen auf der Praterinsel in München angesiedelt und gehörte der Riemerschmid-Gruppe. Seit 1987 hat Wolfra seinen Standort in Erding. Mittlerweile gehört Wolfra zur Valensina-Gruppe. "Innerhalb der Gruppe ist es auch gewünscht, dass wir weiter als bayerisches Unternehmen unser Profil leben", sagt Alexander Jesina. "Wir werden weiter in den Standort Erding investieren", kündigt er an. 67 Mitarbeiter zählt der Unternehmen derzeit.

In der Abfüllanlage der Wolfra Natursaft Kelterei in Erding geht es rund: Zahllose Glasflaschen werden über Ventile automatisch befüllt. (Foto: Renate Schmidt)

Wolfra hat zwar einen Apfel im Logo, doch inzwischen gibt es nahezu alle Fruchtsorten im Saftangebot - von Quitte über Johannisbeere bis Maracuja. Rhabarber habe sich in den vergangenen Jahren als Renner erwiesen, sagt Jesina. Allerdings seien die Anbauversuche im Landkreis Erding nicht richtig erfolgreich gewesen. Die Böden seien zu schwer.

Weiterhin ungebrochen sei der Bio-Boom, erklärt Hundhammer. Mittlerweile arbeite Wolfra mit 300 Biobauern zusammen. "Pro Jahr kommen 30 bis 40 neue Zulieferer dazu." Seit einiger Zeit kooperiert Wolfra auch mit einer Schnapsbrennerei am Schliersee. Zu deren Obstbränden liefert die Erdinger Kelterei exklusiv die passenden Säfte in Geschmacksrichtung Marille, Sauerkirsche und Williamsbirne.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: