Seifen Opern Company:Große Oper im kleinen Format

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Die erste vollständige Produktion der Seifen Opern Company verspricht eine Menge Spaß. Hier im Bild (von links) sind Tanja Anderschitz (Marcellina), Wolfgang Huber (Figaro) und Johanna Schumertl (Susanna). (Foto: Seifen Oper Company)

"Figaros Hochzeit" ist am Sonntag in einer leicht gekürzten Version in der Kreismusikschule zu erleben. Eine Eigenproduktion ausschließlich mit Mitwirkenden aus dem Landkreis

Von Florian Tempel, Erding

Es ist kaum zu glauben, aber so wahr, wie es bald Weihnachten wird: Am ersten Adventssonntag, 2. Dezember, ist im Konzertsaal der Kreismusikschule Erding ein komplette Mozart-Oper zu erleben. Die Seifen Opern Company bringt "Figaros Hochzeit" in einer leicht gekürzten Version auf die Bühne. Die Mitwirkenden sind hochtalentierte junge Sängerinnen und professionell ausgebildete Laienmusiker. Das bei einer Oper sonst übliche Orchester wird vom Pianisten und KMS-Klavierlehrer Vadym Palii am Flügel ersetzt. Konzept und Inszenierung stammen von Elisabeth Emme.

Vor einem Jahr hatte sich das Team um Elisabeth Emme mit einer szenischen Aufführung von Ausschnitten aus Engelbert Humperdincks Klassiker "Hänsel und Gretel" zum ersten Mal auf die Bühne in der Kreismusikschule gewagt. "Das war unser erstes ernsthaftes Stück", sagt Emme. Doch diesmal gehen sie alle noch ein großen Schritt weiter. Eine vollständige Oper zu singen und zu spielen, ist mindestens eine Nummer größer.

Weil es eine große Sache ist, haben sich Elisabeth Emme und ihre Mitstreiter auch entschlossen, nicht länger eine namenlose Gruppe zu sein, sondern fortan als Seifen Opern Company zu firmieren. Den Namen hat Elisabeth Emme mit Bedacht ausgesucht. Zum einen weil ihre Inszenierungen keine "bierernsten Angelegenheiten" sein sollen, sondern "das Entertainment steht absolut im Mittelpunkt". Im Regiekonzept verzichtet sie konsequent auf alle Rezitative der Oper und lässt die Sängerinnen und Sänger den für die Handlung notwendigen gesprochenen Text zwischen den Arien weitgehend improvisieren. Das ist nicht nur eine Erleichterung, sondern ein Regieeinfall, der dem Stück mehr Leichtigkeit verpasst. Und es ist ja doch so, dass Seifenopern und Telenovelas ja eben auch davon leben, dass sie nicht strikt durchinszeniert sind, sondern mit Schwung und lässiger Schnelligkeit gespielt werden. Bei den Probe, sagt Elisabeth Emme, sei das Konzept sehr vielversprechend aufgegangen.

Opern sind zwar ein Spezialfall des Theaters, im Mittelpunkt steht aber fraglos die Musik, die Kunst der Sängerinnen und Sänger. Es sind Schülerinnen von Elisabeth Emme, die nun Musik studieren oder einem anderen Beruf nachgehen, sowie Freunde und Kollegen von Emme. Sie selbst ist nicht nur klassische Sängerin, sondern auch Rechtsanwältin. Ähnlich ist es beim Darsteller des Figaro, Wolfgang Huber. Hauptberuflich arbeitet er als Studiendirektor mit der Fächerverbindung Englisch und Wirtschaft und Recht am Korbinian-Aigner-Gymnasium. Nebenbei ist er durch ein privates Gesangsstudium an der Hochschule für Musik in Nürnberg als Bariton ausgebildet. Der Bassist Christian Jäger, der den Grafen Almaviva singt, hat einen gewissermaßen ganz profanen Hauptberuf als Ingenieur. Andrea Rable, die Gräfin, arbeitet im sozialen Bereich bei den Barmherzigen Brüdern in Algasing, und Tanja Anderschitz, die die Marcellina singt, ist hauptberuflich Hair & Makeup Artistin. Antonia Krottenthaler, die die Rolle der Barbarina übernimmt, sowie die Schwestern Nina und Johanna Schumertl, die als Cherubino und Susanna zu erleben sind, sind alle drei Musikstudentinnen.

Die Mischung aus erfahrenen Sängerinnen und den noch jungen Talenten macht einen besonderen Reiz aus. Das Niveau des Ensembles ist hoch, der Spaß groß und die Energie hundert Prozent. Der Konzertsaal der Kreismusikschule hat zudem eine sehr gute Akustik. Und falls es einer eventuell nicht glauben wollte: Natürlich gibt es auch ein echtes Bühnenbild, Requisiten und Kostüme - die Seifen Opern Company bringt keine konzertante Aufführung auf die Bühne, sondern die volle Packung. Und was es ganz unglaublich macht: der Eintritt ist frei. Wer es am Sonntag trotz allem verpassen sollte, bekommt am 10. Februar 2019 eine zweite Chance.

Figaros Hochzeit , Seifen Opern Company, Sonntag, 2. Dez., 15 Uhr, KMS-Konzertsaal, Freisinger Str. 91

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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