"Schwere Geburt":Klage wird zurückgezogen

Lesezeit: 2 min

Bund Naturschutz und Landkreis Erding einigen sich beim geplanten Jugendzeltplatz am Notzinger Weiher. Die Naturschützer halten den Standort weiter für falsch, betonen jedoch die reduzierte Gestaltung des Uferbereichs

Von Regina Bluhme, Erding/Oberding

Der Bund Naturschutz (BN) und das Landratsamt Erding haben sich bei den Plänen für den Kreis-Jugendzeltplatz und die Umgestaltung am Notzinger Weiher geeinigt. Sobald die Unterschrift des Landratsamts vorliege, werde die Klage zurückgezogen, heißt es in der Pressemitteilung der BN-Kreisgruppe Erding vom Donnerstag. Dem steht nichts mehr im Wege: Die Vereinbarung sei von Seiten seines Hauses, auch von der Rechtsabteilung, unter Dach und Fach, hatte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) am Dienstagabend in der Bürgerversammlung in n Oberding bekannt gegeben.

"Wir sind uns komplett einig", hatte Martin Bayerstorfer verkündet und dabei sehr zufrieden gewirkt. Nicht ganz so euphorisch äußert sich der Bund Naturschutz. Die Einigung sei in "einer schweren Geburt" zustande gekommen, schreibt BN-Kreisgeschäftsführer Manfred Drobny in der Pressemitteilung. Der BN hatte in der Auseinandersetzung um die geplanten Umgestaltung Anfang des Jahres Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht hatte. Wesentlicher Grund waren, so Drobny, "die Errichtung von Gebäuden im Landschaftsschutzgebiet und die geplanten Umgestaltungen". Um eine gütliche Einigung mit dem Bauherrn, dem Landratsamt Erding, zu erreichen hatte der BN die Klage ruhen lassen. In der Vereinbarung sei eine "deutliche Reduzierung" der Pläne für das Zeltplatzgelände "mit Schonung der Uferbereiche" erreicht worden, heißt es im Schreiben des BN. Verzichtet werde auf weitere Gebäude wie dem Haus für die Wasserwacht. Auf den Liegebereichen am Weiher erfolge nur "eine begrenzte Umgestaltung", die geplanten Parkflächen würden reduziert und die Ausgleichsflächen für die Natur um etwa 5000 Quadratmeter verdoppelt.

"Bei der bestehenden Rechtslage war langfristig gesehen nicht mehr zu erreichen", wird die Erdinger Kreisvorsitzende Gabriele Betzmeir zitiert. Gegenüber der ursprünglichen Planung sehe sie aber "einen deutlichen Gewinn für den Notzinger Weiher und die Natur." Sie hoffe nun, dass die Umgestaltungen "zurückhaltend und rücksichtsvoll" erfolgten.

Die Bilder von den Baumfällarbeiten, die Anfang vergangener Woche begonnen und am Dienstag in der SZ veröffentlich wurden, waren sehr eindrucksvoll. Die Annahme, dass "wohl an die 80 Bäume" weichen müssten, wie es im Artikel heißt, sei falsch, schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung. "Gerodet wurden insgesamt 58 Stämme." Dabei zählten zu diesen "Stämmen" auch Gehölze, wie zum Beispiel Holundersträucher. Und: "Ein Stamm ist nicht gleich ein Baum beziehungsweise Strauch", informiert das Landratsamt weiter und betont, dass sich unter den 58 Stämmen lediglich 15 Bäume mit einem Durchmesser von mehr als 40 Zentimetern befanden - das sind laut Landratsamt sogar drei Bäume weniger als ursprünglich vorgesehen.

Von den 15 Bäumen mussten laut Landratsamt sechs für den Jugendzeltplatz weichen. Weitere sechs wurden rund um den Weiher mit Parkplatz inklusive des geplanten Naturlehrpfads gefällt. Dazu kommen noch die drei Bäume, die laut Pressestelle unabhängig von den Planungen gerodet wurden. Laut Landratsamt mussten die drei "für die Verkehrssicherheit gefällt werden, weil sie abgestorben sind".

© SZ vom 03.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: