Schutz gegen Einbrecher:Die beste Alarmanlage: die Nachbarn

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Kriminalhauptkommissar Jakob Deischl von der Kripo Erding weiß, wie es geht: Nur kurz den Schraubenzieher angesetzt und ruck-zuck ist das ungesicherte Fenster aufgehebelt. Das muss nicht sein. (Foto: Stephan Görlich)

Die Zahl der Einbrüche im Landkreis Erding nennt die Polizei "kaum erwähnenswert". Doch Urlauber sollten durchaus Vorkehrungen fürs Eigenheim treffen. Am 27. Oktober startet wieder ein Aktionstag mit Sicherheitstipps

Von Christoph Seeger, Erding

Deutschlandweit ist die Zahl der Einbrüche rückläufig. Doch gerade in der Urlaubszeit nutzen Einbrecher gerne die Unachtsamkeit gutgläubiger oder falsch informierter Bürger aus, um sich an ihrem Hab und Gut zu bereichern. Im Landkreis Erding ist der Zahl solcher Vorfälle allerdings übersichtlich. Für alle, die sich jetzt mit einem mulmigen Gefühl auf den Weg in die Ferien machen, hat die Polizei diesen Tipp: Die beste Alarmanlage ist immer noch ein wachsamer Nachbar. Noch mehr Informationen gibt es von Seiten der Polizei am 27. Oktober bei der bundesweiten Kampagne "K-Einbruch".

Jakob Deischl nimmt den Schraubenzieher in die Hand, setzt kurz am Rahmen an und schon ist das Fenster geöffnet. Der Kriminalhauptkommissar der Kripo Erding demonstriert mal eben für den Fotografen der SZ, wie schnell es gehen kann, wenn ein Fenster ungesichert ist. Im Landkreis Erding sei die Zahl der Einbrüche gleichbleibend niedrig, sagt Erdings stellvertretender Polizeichef Harald Pataschitsch. Bis auf eine kleinere Einbruchsserie im letzen Jahr und den mittlerweile aufgeklärten Fall des Gartenlaubenknackers gebe es im Landkreis kaum erwähnenswerte Ereignisse in diesem Bereich.

Allerdings gebe es immer wieder Probleme mit Fehlmeldungen durch Einbruchmeldeanlagen, fügt Pataschitsch hinzu. Diese Fälle beträfen aber überwiegend Firmen und seien meist auf eine fehlerhafte Bedienung der Anlagen zurückzuführen, nicht auf eine technischen defekt dieser, meint Pataschitsch. Im Bereich der Einbruchsdelikte liegt Erding "dieses Jahr unter dem Schnitt von 2018", bestätigt der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Erding. Damit setzt sich der Trend der letzen Jahre fort.

Die Polizei nimmt das Thema Einbruch aber trotz sinkender Fallzahlen weiterhin sehr ernst. Bereits im Herbst 2012 startete die Polizei in Kooperation mit Versicherungswirtschaft, Industrieverbänden und Errichterfirmen die bundesweite Öffentlichkeitskampagne "K-Einbruch". Der "Tag des Einbruchschutzes" ruft jährlich am Tag der Zeitumstellung dazu auf, die gewonnene Stunde zu nutzen, um sich über das Thema Einbruchschutz zu informieren und die Sicherheitsempfehlungen der Polizei im Alltag umzusetzen.

Zusätzlich dazu bieten kriminalpolizeiliche Beratungsstellen Hilfe bei Fragen rund um das Thema Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Kriminalhauptkommissar Jakob Deischl und sein Kollege Kriminalhauptkommissar Walter Schollerer sind Fachberater der Kriminalpolizei Erding im Einbruchsbereich. Gemeinsam sind die beiden Spezialisten zuständig für die Landkreise Erding, Freising und Ebersberg und führen jährlich etwa 350 bis 400 Beratungsgespräche. Häufig seien die beiden dabei mit Fehleinschätzungen konfrontiert. "Bei mir wird schon nicht eingebrochen" oder "Wer rein will, der kommt auch rein" seien häufige Trugschlüsse der Bürger, erklärt Deischl. Gerade ältere Menschen und Alleinstehende nehmen die Hilfe der Berater gerne in Anspruch. Oft gehe es um das richtige Verhalten während eines Einbruchs, häufig aber auch um die Sicherheit von Türen und Fenstern, erzählen die beiden Spezialisten.

Aus Deischls Sicht gibt es einige einfache Verhaltensregeln, um sich vor einem Einbruch zu schützen. Haustüren sollten auch bei kurzer Abwesenheit immer verschlossen und nicht nur ins Schloss gezogen werden. Des Weiteren rät der Experte Türen und Fenster beim Verlassen der Wohnung richtig zu verschließen statt diese nur gekippt zu lassen. Auch eine gute Außenbeleuchtung mit Bewegungsmeldern oder ein eingeschalteter Radio kann Einbrecher dazu bewegen, sich ein anderes Ziel zu suchen.

Allen Urlaubern rät Deischl einige einfache Kardinalsregeln zu beachten. Bürger sollten dafür sorgen, dass ihr Briefkasten regelmäßig geleert wird, etwa durch Nachbarn. Ein häufiger Fehler sei es zudem, während der Urlaubsreise permanent die Rollos herunterzulassen. Der wirksamste Schutz, so Deischl, sei aber immer noch ein wachsamer Nachbar und ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis. Das Einbinden von SmartHome in häusliche Sicherheit hält der Experte grundsätzlich für sinnvoll, allerdings nur als Ergänzung zu bestehenden Systemen. Zunächst sollte man durch verhaltensorientierte und mechanische Maßnahmen Vorkehrungen treffen, rät der Erdinger Kriminalhauptkommissar Deischl.

Am 27. Oktober 2019 findet bereits zum achten Mal der Tag des Einbruchschutzes statt. Informationen zum Schutz vor Einbrechern gibt es zudem bei Polizeidienststellen und auf der Internetseite www.k-einbruch.de.

© SZ vom 02.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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